Blamieren oder Kassieren? Geld im Fußball

Dass Fußball schon lange nicht mehr nur Sport allein ist, dürfte mittlerweile auch den Leuten klar sein, die sich nur am Rande mit dem Ballsport beschäftigen. Mit Fußball lässt sich nämlich sehr gut Geld verdienen, sobald die Mannschaft auf dem Rasen dauerhaft erfolgreich ist. Aus diesem Grund gibt es immer mehr Fußballvereine, die von reichen Mitbürgern oder großen Konzernen großzügig unterstützt, zum Teil sogar einfach gekauft werden.

Das Prinzip ist ja auch einfach: man betrachte einen Sportverein als wirtschaftliches Unternehmen (was die meisten Profivereine mittlerweile auch tatsächlich sind), das eine Dienstleistung zur Verfügung stellt. Diese Dienstleistung muss so gut sein, dass sich möglichst viele Menschen für diese Dienstleistung entscheiden und sie in Anspruch nehmen wollen. Das bringt dann Geld mit dem man investieren und expandieren kann. In der Folge erreicht man mehr Menschen, die mit ihrem Geld wiederum die Kassen des Unternehmens füllen. Ob es ein Ende dieser Aufwärtsspirale gibt, ist empirisch noch nicht bewiesen, auch wenn einige Vereine (oder Unternehmen) mit Hochdruck daran arbeiten in dieser Frage zu neuen Erkenntnissen zu kommen.

Nur muss man sich fragen, ob dieser Trend Fluch oder Segen ist. Dazu eine Entscheidung zu treffen, fällt nur auf den ersten Blick leicht, denn das Thema birgt jede Menge Stoff zum nachdenken. Im Grunde genommen kann man die Investoren verstehen, denn was sie tun, ist die normalste Sache der Welt – sie bauen ein Geschäft auf. Sie investieren ihr Kapital in einen Zukunftsmarkt und erhoffen sich auf lange Sicht ein gefestigtes Spitzenunternehmen mit dem sie nicht nur Marktführer sein, sondern auch ihr investiertes Kapital zurück verdienen können. In jedem anderen Zweig der Wirtschaft ist das tägliches Geschäft, warum also nicht auch im Sport? Dieser tollen Idee, die wahrscheinlich ausschließlich Geschäftsmänner toll finden, steht der traditionelle Gedanke des Sports so unverrückbar im Weg, wie einst dem Ossi die Berliner Mauer. In den Köpfen der Fans geht es beim Fußball nicht um Geschäft, Habgier und Macht! In ihren Köpfen schwirren altbackene Begriffe wie Treue, Loyalität, Stolz und Hingabe! Den geneigten Fan interessieren keine Quartalszahlen und Jahresabschlüsse, sondern nur ob man dem Erzfeind im nächsten Heimspiel die Packung des Jahres verabreicht.

Hinzu kommt bei den Anhängern das Gefühl, dass durch die finanzielle Einmischung von Investoren der sportliche Wettbewerb verzerrt wird. Zwar ist im Allgemeinen bekant, dass Geld keine Tore schießt, wohl aber der für teures Geld gekaufte, neue Mittelstürmer. Deswegen werden Klubs, hinter denen ein übermächtiger Konzern oder Mäzen steht und die dadurch neuerliche Erfolge feiern, oft als Retortenverein betitelt und stehen in der Gunst der allgemeinen Fußballanhängerschaft in etwa so hoch im Kurs wie die italienische Nationalmannschaft.

Dabei ist Sponsoring im Fußball längst nichts Neues, denn Trikot- und Bandenwerbung gibt es schon seit den 50er Jahren. Das Problem ist einfach, dass die Grenze zwischen normalem, akzeptiertem Sponsoring zum unmoralischen und sündhaften Großinvestorentum fließend und nicht sauber auszumachen ist. Das Einzige was klar ist, ist die Reihenfolge in der Geld und Erfolg im Fußball zu erscheinen haben: während die Menschheit noch rätselt, ob nun das Huhn oder das Ei zuerst da war, so ist man sich beim Fußball doch 100 %ig sicher: erst hat man Erfolg und dann gibt’s Geld! Da kann man die Bayern hassen wie man will, aber die haben sich ihren Wohlstand wenigstens erarbeitet. Der moderne Investorenpoker hingegen (Spieler kaufen, Trainer kaufen, Stadion kaufen, Fans kaufen, hoffen dass man damit Erfolg hat) ist das genaue Gegenteil dieser These und verhöhnt all jene, die nach wie vor versuchen sich mit herkömmlichen Mitteln und ehrlicher Arbeit durch zu setzen. Das ist als ob man beim Autorennen mit einem Trabant antreten würde, keine Chance. Und so ist nun jeder Verein, egal wie groß, auf der Suche nach einem Geldgeber, der mit seinen Scheinen zum sportlichen Erfolg verhelfen soll. Dass das funktionieren kann, sieht man am Beispiel von SAP Hoffenheim oder den roten Rasenball-Stieren aus Leipzig. Dass so eine Investition auch in die Hose gehen kann, beweist der Regionalligist Magdeburg, wo eine 30 Millionen Euro teure Fußballschüssel in der Vorstadt steht, die 27.000 Zuschauern Platz bietet und durchschnittlich von knapp 5.500 besucht wird.

Das Risiko der Verschuldung und Insolvenz der Vereine steigt dadurch natürlich erheblich an, denn nicht nur mit neuen Stadion wird versucht Menschen und Erfolg anzulocken, sondern auch mit neuen Spielern, denen man Gehälter zahlt, die wirtschaftlich nur bei einem Aufstieg tragbar sind. Auf Grund solcher zweifelhaften Investitionen hätte es in dieser Saison beinahe auch den FC Carl Zeiss Jena und die SG Dynamo Dresden erwischt. Jena hatte sich in den letzten Jahren durch 2 Jahre in der 2. Bundesliga und überraschende Erfolge im DFB-Pokal finanziell saniert. Das Geld, das übrig blieb wurde für teure Spieler ausgegeben, die in den meisten Fällen nicht die erhoffte Leistung lieferten. Es folgte der Abstieg in die 3. Liga, Personalwechsel auf allen Ebenen und heilloses Durcheinander. Die Pokalmillionen waren verbraten und die teuren Spieler bezogen weiterhin fürstliches Gehalt. Dazu kamen noch Abfindungen und Gehälter für Spieler, die längst nicht mehr da waren. In den Vereinskassen klaffte nun ein millionengroßes Loch, das nur geschlossen werden konnte, weil alle möglichen Register gezogen wurden. Der Verein putzte Klinken bei den Sponsoren, Spieler verzichteten auf ihre Gehälter, die Stadt gab Geld und Bürgschaften ebenso wie die Stadtsparkasse und die lieben Fans kauften Eintrittskarten für ein virtuelles Stadion und lebenslange Dauerkarten im Wert von ca. 200.000 €. Nach diesem Kraftakt, der bis zum allerletzten Tag dauerte, schaffte es der FCC die Auflagen des DFB zu erfüllen – die Lizenz für die 3. Liga wurde nun erteilt.

Nicht viel anders erging es der SG Dynamo. In Dresden wurde eine Arena aus dem Boden gestampft, die nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt so teuer war, dass der Verein die Finger kreuzen musste. Hinzu kam, dass der Hauptsponsor nicht mehr mit der Vereinsführung zusammen arbeiten wollte und drohte sein Engagement zu beenden und weitere Sponsoren mitzunehmen. Nur durch finanzielles Entgegenkommen der Stadt konnte der Verein vor einer Insolvenz und dem damit verbundenen Lizenzentzug gerettet werden. Und nachdem Geschäftsführer und Aufsichtsrat das Handtuch geworfen haben, ist auch der Hauptsponsor wieder da.

Weniger glimpflich lief es für die Traditionsteams Rot-Weiss Essen und Waldhof Mannheim ab. Die beiden Regionalligisten meldeten Zahlungsunfähigkeit und werden gezwungenermaßen in die 5. Liga absteigen. Dieses Schicksal wird künftig wahrscheinlich noch mehr Vereine ereilen, wenn sie sich beim Spielerkauf oder Stadionbau verpokern oder keinen eigenen Dukatenesel haben, der mit seinem Geld zum sportlichen Erfolg beiträgt.

Und so werden Fußball und Geld auch in Zukunft eine untrennbare Einheit sein, eine klebrige Symbiose in der das eine vom anderen abhängt und die über Triumph oder Niedergang der einzelnen Vereine entscheidet. Ironischerweise liegt die Schuld an der Existenz dieses Geldgedankens im Fußball ausgerechnet bei denjenigen, die ihn am meisten verpönen – nämlich bei den Fans. Erst durch ihre Aufmerksamkeit für den Sport entwickelte sich die Idee das Spiel zu vermarkten oder sich in einer anderen Art und Weise daran zu bereichern. Dagegen unternehmen kann nichts, es sei denn man entscheidet sich, sich ab sofort nicht mehr für Fußball zu interessieren.

sh

   

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