Strittige Szenen am 17. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Nun hat Rafati eine neue Aufgabe: Für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab und erklärt bei falschen Entscheidungen zudem, wie die Unparteiischen auf dem Platz hätten reagieren müssen. Am 17. Spieltag hat er sich fünf Szenen einmal genauer angeschaut.

Szene 1: André Hainault (1. FC Magdeburg) bringt Timo Röttger (Sonnenhof Großaspach) nach einem langen Ball zu Fall, Schiedsrichter Florian Badstübner pfeift Strafstoß für die SG. [TV-Bilder – ab Minute 5:20]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter bringt sich glänzend in Position und verschafft sich dadurch einen optimalen Blick zum Zweikampf. Damit trifft er durch sein glänzendes Stellungsspiel eine absolut richtige Entscheidung. Der Verteidiger reißt seinen Gegenspieler regelwidrig am Arm herunter und bringt ihn somit zu Fall, sodass der Angreifer nicht richtig zum Schuss kommt. Hier liegt keine glasklare Torchance vor, sodass eine rote Karte nicht notwendig ist. Prima gemacht und eine richtige Entscheidung.

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Szene 2: Erfurt-Keeper Erik Domaschke kann Stephan Andrist (Hansa Rostock) im Strafraum nur mit einem Foul stoppen. Benjamin Brand gibt Elfmeter für Rostock. [TV-Bilder – ab Minute 1:00]

Babak Rafati: Bei dieser Aktion kommt Erik Domaschke einen Schritt zu spät und trifft den Angreifer in die Beine, sodass dieser im Strafraum zu Fall kommt und am Weiterlaufen gehindert wird. Da der Angreifer nach außen und weg vom Tor läuft, liegt keine glasklare Torchance vor, sodass auch hier die Notbremseregelung keine Anwendung findet. Daher entscheidet der Schiedsrichter vollkommen zurecht auf Strafstoß und zeigt dem Torhüter nur die gelbe Karte.

Szene 3: André Laurito (Rot-Weiß Erfurt) lässt im Strafraum ein Bein stehen, Maik Baumgarten fällt, erneuter Elfmeter für Rostock. [TV-Bilder – ab Minute 4:30]

Babak Rafati: Wieder einmal sieht man, wie wichtig ein optimales Stellungsspiel des Schiedsrichters ist. Er steht optimal zum Zweikampf, hat freie Sicht und erkennt sofort, dass der Verteidiger einen Moment zu spät kommt und seinen Gegenspieler mit einem Tritt in die Beine im Strafraum zu Fall bringt. Folglich ist die Entscheidung, einen Strafstoß zu verhängen, die Richtige. Besondere Erwähnung verdient, dass der Schiedsrichter vor dem Foul im Strafraum ein vorangegangenes Foulspiel erkannte, aber Vorteil gewährte, da sich ein guter Angriff entwickelte. Anschließend, in der nächsten Spielunterbrechung, verwarnte er den fehlbaren Spieler mit der gelben Karte. Prima!

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Szene 4: Alf Mintzel (Wehen Wiesbaden) sieht nach einem Foul an Charles Elie Laprevotte (Münster) von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus Gelb-Rot. [TV-Bilder – ab Minute 2:50]

Babak Rafati: Man sieht, wie der Wiesbadener Spieler vor den Bänken völlig übermotiviert in die Beine des Gegenspielers läuft und ihn unfair attackiert. Diese Spielweise ist unnötig und gilt nur dem Gegenspieler. Die Schiedsrichterin entscheidet völlig zu Recht und konsequent auf Gelb-Rot.

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Szene 5: Julian Derstroff (Mainz II) wird von Torsten Schulz (Aalen) im Strafraum zu Fall gebracht, Schiedsrichter Felix-Benjamin Schwermer lässt die Partie jedoch weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 2:50]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf im Strafraum muss man als Schiedsrichter genau hinschauen, da beide Spieler fast zeitgleich zum Ball gehen wollen und dadurch wird die Bewertung des Zweikampfes etwas anspruchsvoller. Hier trifft der Verteidiger den Angreifer und auch den Ball. Der Angreifer geht korrekt in den Zweikampf. Die richtige Entscheidung wäre ein Strafstoß für Mainz, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt.

   

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