Schwäbe im Interview: "Druck habe ich mir nicht gemacht"

VfL-Keeper Marvin Schwäbe erklärt im Interview mit liga3-online.de das Geheimnis des Osnabrücker Aufschwungs, die Stimmungslage im Team – und wie seine Zukunftsperspektiven aussehen.

[box type="info"]Hintergrund: Einen Transfer, der derart einschlägt, kann man wohl als goldenen Griff bezeichnet: Marvin Schwäbe ist beim VfL Osnabrück auf Anhieb zu einer Säule des Erfolgs gewachsen und aus dem Tor nicht mehr zu verdrängen. Der 20-Jährige kam in der Sommerpause auf Leihbasis von 1899 Hoffenheim zum VfL und stand bisher in allen 19 Partien über die volle Distanz im Tor. Dabei konnte er seinen Kasten acht Mal sauber halten. Ein Grund, warum Schwäbe auch im November zur "Elf des Monats" gehört.[/box]

liga3-online.de Hallo, Herr Schwäbe! Nach der Hinrunde belegen Sie mit dem VfL Osnabrück den fünften Rang in der Liga, persönlich sind Sie aus der Regionalliga Südwest in die klassenhöhere Dritte Liga gewechselt und dort direkt zum Stammspieler gereift. Das muss sich alles noch wie ein Traum anfühlen, oder?

Marvin Schwäbe: Nicht direkt, aber ich fühle mich tatsächlich sehr "angekommen“ hier. Die Hinrunde, die wir auf einem guten fünften Rang abgeschlossen haben, spielt da natürlich in die Karten.

Im Seniorenbereich spielen Sie erst ihre zweite Saison, hatten vor Beginn der Spielzeit nur 23 Partien in der Regionalliga Südwest absolviert. Mit Daniel Heuer-Fernandes galt es, große Fußstapfen bei den Lila-Weißen zu ersetzen. Verraten Sie uns das Geheimnis, wie Sie es auf Anhieb geschafft haben, ihn nahezu vergessen zu machen.

Druck habe ich mir von vornherein nicht wirklich gemacht. Es ging nur darum, zu spielen und Leistung zu zeigen. Ich wollte den Fans und dem Verein das Gefühl geben, mit meiner Verpflichtung die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Haben Sie sich ein persönliches Ziel für die Rückrunde gesetzt? Sie haben in 19 Spielen 20 Gegentore kassiert, wurden mehrmals in die „Elf des Monats“ berufen. Daran könnte man doch anknüpfen…

Als Torhüter bin ich immer zufrieden, wenige Gegentore zu kassieren. Es gibt daher kein bestimmtes Ziel. Ehrlich gesagt gewinne ich lieber 2:1 als 1:0, allgemein sollten bei der eigenen Mannschaft gerne viele Tore fallen. Aber die Mannschaft ist so konzipiert, agiert aus einer stabilen Defensive heraus – da leiste ich gerne meinen Teil dazu bei.

Zuletzt kassierte der VfL sogar sechs Spiele lang kein einziges Gegentor mehr. Inwieweit hat sich dies positiv auf das Selbstvertrauen in der Mannschaft ausgewirkt?

Von Sieg zu Sieg und von Punkt zu Punkt steigt das Selbstvertrauen natürlich an. Wir haben in den letzten Trainingswochen richtig gut gearbeitet. Und da jeder seinen Teil zu der Erfolgsserie zuletzt beigetragen hat, kann sich auch jeder etwas auf die Brust schreiben.

Zuletzt setzte es eine unglückliche, weil vermeidbare 1:3-Niederlage bei Fortuna Köln. Für Sie besonders ärgerlich, denn nahezu jeder Versuch der Kölner landete im Tor, Sie besaßen kaum eine Abwehrmöglichkeit. Ist diese Niederlage schnell abgehakt worden?

Das musste schnell abgehakt werden, ist doch klar. Auch wenn dies schon oft gesagt wurde, besonders vom Trainer: Wir wissen, woher wir kommen. Durch die Serie haben wir uns nach oben gearbeitet, aber wir standen auch schon ganz unten, und das ist gar nicht so lange her.

Zumindest das Träumen ist im Sport bekanntermaßen erlaubt. Wirkt sich diese vom Trainer ausgehende Zurückhaltung auf die Mannschaft aus, gibt es dort unterschiedliche Meinungen? Mit Marcos Alvarez hatte zuletzt ein Mitspieler offen zugegeben, nun gerne nach oben schauen zu wollen.

Klar ist, dass jeder für sich nach oben schauen will. Wer hat die zweite Liga nicht als persönliches Ziel auf dem Zettel? Wichtig ist es aber, als Team weiter nur an den nächsten Auftritt zu denken, damit sind wir zuletzt gut gefahren und das wollen wir beibehalten.

Blicken wir auf das kommende Spiel: Mit Erzgebirge Aue reist ein formstarkes Team an die Bremer Brücke, das zuletzt effizient in der Offensive und defensivstark auftrat. Zeitgleich ergibt sich die Möglichkeit, an den Veilchen vorbeizuziehen und die Niederlage vom Freitag schnell auszubügeln. Was für ein Spiel erwarten Sie am Samstag?

Es wird ein Topspiel werden, da bin ich mir sicher! Es geht für beide Mannschaft nochmals darum, sich oben festzusetzen. Wer gewinnt, bleibt bis zur Winterpause ganz oben dran. Wer verliert, muss den Anschluss möglicherweise erst einmal abreißen lassen.

Überhaupt schwärmten und schwärmen viele Spieler von den Begegnungen an der Bremer Brücke, besonders unter Flutlicht. Sind das auch für Sie besondere Spiele? In Ihrer bisherigen Karriere bei der TSG Hoffenheim II blieben die großen Zuschauerkulissen bisher eher Mangelware.

Es ist etwas völlig anderes, regelmäßig vor 7500 bis 10000 Zuschauern zu spielen. Gerade im Gegensatz zur Regionalliga Südwest, da habe ich oft vor wenigen hundert Anwesenden im Tor gestanden. In der osnatel-Arena macht es mächtig Spaß, die Punkte zuhause zu behalten und danach vor der Ostkurve zu feiern.

Nochmals zu Ihnen persönlich: An den VfL Osnabrück sind Sie lediglich ausgeliehen, ihr Vertragsgeber bleibt zunächst der Bundesligist aus dem Kraichgau, für den Sie in der letzten Saison noch aktiv waren. Schauen Sie für sich persönlich nach der Entwicklung dort? Immerhin machen Sie mit guten bis sehr guten Leistungen derzeit regelmäßig auf sich aufmerksam.

Ich stehe im regelmäßigen Kontakt mit dem Torwarttrainer in Hoffenheim. Was nächstes Jahr kommt, ist noch reine Spekulation, denn es ist noch lange bis zum Sommer. Momentan stehen sie ja auf dem letzten Rang – aber das wünsche ich dem Verein natürlich nicht. Die kriegen die Kurve sicherlich noch.

Die zweite Liga würde im Normalfall den nächsten persönlichen Schritt für Sie darstellen. Zeitgleich sind Sie zu einem unersetzlichen Bestandteil des Osnabrücker Erfolgs geworden. Ist es vorstellbar, auch bei einem Verbleib in der Dritten Liga noch länger an der Bremer Brücke zu verbleiben?

Das liegt in den Händen der TSG 1899 Hoffenheim. Wenn dort gesagt wird: Komm zurück, dann werde ich zurückkehren. Wenn ich hier noch ein Jahr dranhängen könnte, ist das natürlich eine ganz andere Perspektive. Ich fühle mich in Osnabrück in jedem Fall sehr wohl und befasse mich daher vorerst lieber mit der Gegenwart statt der Zukunft.

Vielen Dank für das Interview!

 

   

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