Hinrundenfazit Cottbus: Mit Miriuta in ruhige Fahrwasser
Der FC Energie Cottbus hat eine turbulente Hinrunde mit vielen Höhen und Tiefen letztendlich auf dem 14. Platz abgeschlossen. Ein guter Saisonstart, eine lange Leidenszeit mit Trainerwechsel und die stete Konsolidierung unter Vasile Miriuta prägten die Hinrunde – doch kann der Blick nachhaltig wieder nach oben gehen? liga3-online.de nimmt die Lausitzer unter die Lupe.
Das lief gut:
Ziemlich gut lief besonders der Saisonbeginn in der Lausitz: Zwei Siege aus zwei Spielen – besser kann eine Spielzeit doch eigentlich gar nicht starten. Nach den Siegen über den Halleschen FC sowie den SV Werder Bremen II war zumindest die kurzfristige Euphorie berechtigt, ehe ein kolossaler Einsturz vieles wieder zerstörte. Doch ergebnistechnisch muss auch festgehalten werden: Die letzten elf Ligaspiele wurden allesamt nicht verloren – eine derartige Bilanz konnte sonst nur noch Dynamo Dresden aufweisen.
Nimmt man die Spiele dann noch genauer unter die Lupe, fällt auf: Besonders auswärts wusste Energie Cottbus zu überzeugen. Nur zwei Niederlagen in elf Spielen bedeuten unter dem Strich in dieser Bilanz sogar den fünften Tabellenplatz. Damit ist Cottbus neben den Würzburger Kickers und Holstein Kiel die einzige Mannschaft, die auf fremdem Platz mehr Punkte holte als zuhause.
Das lief weniger gut:
Die Lausitzer mussten bereits mit Stefan Krämer einen Trainer entlassen. Der Grund dafür? Eine miserable Serie zwischen dem 3. und 10. Spieltag, als die Rot-Weißen nach dem optimalen Saisonstart nur noch zwei kümmerliche Pünktchen aus sieben Auftritten holten. Erst seitdem Vasile Miriuta das Amt übernommen hat, läuft es rund um das Stadion der Freundschaft besser – spät und teils unglücklich verspielte Siege in Magdeburg sowie daheim gegen den VfB Stuttgart II hätten seine Bilanz aber noch deutlich besser gestalten können. Ein letztes Negativerlebnis bot schließlich der Brandenburgpokal: Der FCE reiste zum FSV Luckenwalde, einem Kellerkind in der Regionalliga Nordost – und musste dennoch nach einer 0:1-Niederlage in der Verlängerung die Segel streichen. Wertvolle Mehreinnahmen durch eine mögliche DFB-Pokalteilnahme gehen den Cottbussern so durch die Lappen.
Die Bewertung der Neuzugänge:
Vor der Saison hatte der FC Energie mit Stürmer Tim Kleindienst, Mittelfeldspieler Fanol Perdedaj und Kevin Müller im Tor drei Eckpfeiler der Mannschaft ziehen lassen müssen. Dementsprechend groß fiel der personelle Umbruch aus. Eingeschlagen ist zumindest Patrick Breitkreuz, der im Sturm immerhin sieben Treffer erzielte und damit seinen Kollegen Richard Sukuta-Pasu ausstach, von dem sich manche noch etwas mehr erhofft hatten. In der Verteidigung zeigt Christopher Schorch seit seiner Nachverpflichtung konstante Leistungen, auch Joni Kauko fiel selten negativ ab. Spieler wie Fabio Kaufmann oder Mounir Bouziane müssen sich derweil noch deutlich steigern, während Torhüter Daniel Lück eine Verletzung zum Verhängnis wird: Seit seines Außenbandanrisses muss er zusehen, wie René Renno seinen dritten Frühling erlebt und mit 36 Jahren Spiel um Spiel ohne Fehl und Tadel zwischen den Pfosten agiert.
Der beste Spieler: René Renno
Der Übergang ist nahtlos, denn als bester Spieler hat sich in dieser Hinrunde tatsächlich René Renno erwiesen. Seit der Routinier im Tor der Roten steht, läuft es wieder. Er kassierte in 14 Spielen nur 16 Gegentreffer. Umso mehr würde es die Fans freuen, wenn Renno noch ein Jahr an seinen auslaufenden Vertrag dranhängen würde – und dann auch mit 37 Jahren noch durch den Strafraum hechtet.
Der schwächste Spieler: Robert Berger
Er spielte mit 17 Jahren schon regelmäßig in der 3. Liga, musste aber schon in der vergangenen Saison zurückstecken und findet nun kaum noch in die Startelf, geschweige denn in den Kader. Eine Rote Karte im Spiel gegen den VfB Stuttgart rundete eine enttäuschende Hinrunde für das einstige große Talent ab. Schwer zu beurteilen, ob er noch einmal den Turnaround schafft.
Fazit:
Die Hinrunde der Saison 2015/16 bot für den FC Energie Cottbus Höhen, Tiefen und zuletzt eine verdächtig ruhige Phase. Dennoch befinden sich die Lausitzer weiterhin nur vier Punkte von den Abstiegsrängen entfernt – und restlos überzeugende Auftritte blieben nach den ersten beiden Spielen die Mangelware. Das jüngste 1:1-Remis gegen den SV Werder Bremen II zeigte: Auch gegen einen Abstiegskandidaten wie die Werder-Reserve fielen spielerische Lösungen schwer. Unter Vasile Miriuta fand sich das Team und lieferte seitdem stets solide Hausmannskost ab, überraschte zudem mit Auswärtssiegen in Dresden oder beim FSV Mainz 05 II. Insgesamt kann daher ein mittelmäßiges Fazit gezogen werden, auch wenn der erhoffte Aufstiegskampf dieses Jahr wohl verfehlt wird.
Die Prognose:
Noch ist für fast jedes Team in der Dritten Liga alles möglich. Doch der FCE tut gut daran, bis zum Saisonende in ruhigen Fahrwassern zu verbleiben und hinter den Kulissen die kommende Spielzeit durchzuplanen. Dies darf selbstverständlich erst dann geschehen, wenn der Klassenerhalt frühzeitig in trockenen Tüchern ist – und dafür benötigt es aus den letzten 16 Spielen mindestens 20 Punkte. Mit Miriuta scheinen die Lausitzer nun allerdings einen akribischen und ehrlichen Trainer gefunden haben, der zu diesem Verein passt und mit dem langfristig das Ziel Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga verfolgt werden kann.