Hinrundenfazit Wehen Wiesbaden: Zu viele Punkte verschenkt

Die Zielsetzung des SV Wehen Wiesbaden war vor Saisonbeginn eine andere. Man wollte um die oberen Plätze mitspielen, was mit aktuell Platz 12 mitnichten der Fall ist. Warum verlief die Saison bisher so enttäuschend? Was ist für die Hessen im neuen Jahr noch möglich? Diese Fragen versucht liga3-online.de im Hinrundencheck zu beantworten.

Das lief gut

Nach anfänglichen Problemen zeigte sich die Mannschaft von Trainer Sven Demandt ab Ende September vor allem spielerisch verbessert. Die Mannschaft schien nun die Spielidee des neuen Trainers besser umzusetzen: mit Ballbesitz und einem ruhigen Spielaufbau, beginnend bei der Viererkette, soll die Spielkontrolle erlangt werden. Vor allem in den Heimspielen konnte man mit dieser Spielweise Punkte einfahren. In allen elf Heimspielen bis zur Winterpause blieben die Hessen ungeschlagen. Besonders in den Spielen gegen die Topteams aus Dresden, Großaspach, Aue und Münster wusste der SVWW zu überzeugen. Keines dieser Spiele ging verloren und man war spielerisch durchaus gleichwertig. Neben den spielerischen Verbesserungen zeigte auch die Punktausbeute einen Aufwärtstrend. So kassierte der SVWW nur eine Niederlage aus den letzten elf Spielen. Und auch auswärts konnte man den langersehnten ersten Sieg feiern. Bei Stuttgart II konnte ein 0:1-Rückstand noch in einen Sieg gedreht werden.

Das lief nicht gut

Der Hauptgrund für die enttäuschende Platzierung in der Tabelle ist die Auswärtsbilanz: mit nur acht Punkten aus elf Spielen belegen die Hessen Rang 17 in der Auswärtstabelle. Gerade das Toreschießen scheint der Mannschaft von Sven Demandt auswärts Probleme zu bereiten. Mit nur sechs Treffern erzielte man neben dem Chemnitzer FC die wenigsten Tore. Eine bessere Punktausbeute wurde vor allem auch dadurch verhindert, dass der SVWW zu viele Punkte in der Schlussphase herschenkte. So wurden in den Auswärtsspielen gegen Chemnitz, Cottbus und den darauffolgenden Partien bei Aalen, Magdeburg und Aue insgesamt sieben Punkte erst in den letzten sieben Minuten vergeben.

Zwar liest sich die Heimbilanz ohne Niederlage grundsätzlich gut, allerdings kamen in zehn Heimspielen auch sechs Unentschieden zu Stande. Zusammen mit den fünf Unentschieden aus den Auswärtsbegegnungen kommen die Hessen auf bisher elf Unentschieden. So scheint der Rekord von 18 Remis aus der Saison 2012/2013 (gehalten vom SV Wehen Wiesbaden und Wacker Burghausen) durchaus in greifbarer Nähe.

Bewertung der Neuzugänge

Mit Kevin Pezzoni, Marc Lorenz, Torsten Oehrl und Niklas Dams haben es gleich vier Neuzugänge zum Stammspieler geschafft. Pezzoni überzeugt dabei als Mannschaftskapitän und Führungsspieler. Mit seiner Kopfballstärke und körperlichen Präsenz ist er auf der Position des Sechsers absolut gesetzt. Mit Marc Lorenz hat der SVWW auch einen Experten für die Standardsituationen gefunden. Der Linksfuß kann mit seinen Flanken und weiten Einwürfen regelmäßig für Gefahr sorgen. Am letzten Tag des Transferfensters im Sommer ist Sportdirektor Christian Hock mit der Verpflichtung von Torsten Oehrl ein echter Glücksgriff gelungen. In bisher zwölf Einsätzen konnte der Neuzugang aus Braunschweig schon sechs Mal einnetzen. Niklas Dams hat sich als Stammkraft in der Innenverteidigung etabliert und bildet zusammen mit Thomas Geyer ein gutes Duo.

Mit Steven Ruprecht, Michael Vitzthum und Sven Mende kamen weitere Spieler, die in ihren bisherigen Einsätzen zeigen konnten, dass sie eine gute Alternative sind. Dagegen konnten die Neuzugänge Saër Sène und Patrick Mayer (bisher) nicht überzeugen. Während Sène den Verein bereits wieder verlassen hat, blieb Patrick Mayer in seinen bisherigen Einsätzen hinter den Erwartungen zurück.

Bester Spieler

Zwar kam Torsten Oehrl erst am 31. August zum SVWW, wusste aber sofort zu überzeugen: mit seiner körperlichen Präsenz ist Oehrl in der Lage Bälle zu behaupten und für seine Mitspieler abzulegen. Auch weiß er, wo er als Stürmer zu stehen hat, was sich in seiner Quote von sechs Toren in zwölf Spielen zeigt. Hervorzuheben ist außerdem Marc Lorenz, der mit 9 Assists der zweitbeste Vorlagengeber der Liga ist.

Größte Enttäuschung

Hier ist Patrick Mayer zu nennen. Der Torschützenkönig der Drittliga-Saison 2010/2011 blieb in seinen Einsätzen zu Saisonbeginn noch ohne Tor. Ins Offensivspiel der Hessen schien er dabei noch nicht besonders gut eingebunden zu sein. Seit September hatte Mayer fast durchgehend Verletzungsprobleme, die es verhinderten, dass er bis zum Winter wieder zu Einsätzen kam.

Fazit

Die Saison des SV Wehen Wiesbaden blieb bisher klar hinter den eigenen Erwartungen zurück. Nach anfänglichen Problemen wurde zwar die spielerische Leistung der Mannschaft deutlich besser, was sich allerdings zu lange nicht in Form von Punkten wiederspiegelte. Zu oft wurden in der Schlussphase eines Spiels verdiente Punkte vergeben. Mit fortschreitender Saisondauer bekamen die Hessen aber mehr Stabilität. Was für eine Qualität grundsätzlich in der Mannschaft steckt, zeigte sich in den Spielen gegen Aue, Dresden, Münster und Großaspach, die allesamt nicht verloren gingen. Allerdings zieht es sich fast wie ein roter Faden durch die Saison, dass das Team von Sven Demandt zu viele Chancen für seine Tore braucht. Gerade die Auswärtsbilanz von nur einem Sieg hat eine bessere Platzierung in der Tabelle verhindert.

Ausblick & Prognose

Die Ausgeglichenheit der Liga lässt dem SVWW noch fast alle Möglichkeiten offen. Der erste Abstiegsplatz ist nur fünf Punkte entfernt, Tabellenplatz vier ist mit nur sechs Punkten Rückstand aber auch noch durchaus in Reichweite. Die letzten Eindrücke aus dem Jahr 2015 lassen auf ein besseres Abschneiden im neuen Jahr hoffen. Die Mannschaft erscheint mittlerweile stabil genug, um ein Ergebnis auch über die Zeit zu bringen. Wenn sie es schafft, den positiven Schwung ins neue Jahr mitzunehmen, ist ein einstelliger Tabellenplatz am Ende der Saison realistisch.

   

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