Hinrundenfazit 1. FCM: Euphorie und ganz viel Leidenschaft
Der 1. FC Magdeburg hat die Hinrunde 2015/16 auf einem überragenden vierten Tabellenplatz angeschlossen. Liga3-online.de analysiert, warum der Aufsteiger bisher eine derart starke Premierensaison präsentierte und fragt, ob diese Bilanz in der Rückrunde bestätigt werden kann.
Das lief gut:
Hier einen Anfang zu finden ist bereits eine schwere Aufgabe, denn das gesamte Fußballjahr 2015 dürfte rund um den 1. FC Magdeburg so schnell nicht vergessen werden. Es startete mit einer grandiosen Aufholjagd in der Regionalliga Nordost, dem Aufstieg bei den Kickers Offenbach und endete mit einem überzeugenden Sieg im Jubiläumsspiel. Um das besonders Gute hervorzuheben: Christian Beck bestätigte seinen Ruf als Goalgetter. 15 Tore erzielte der Mittelstürmer in seiner ersten richtigen Drittliga-Spielzeit – nur zwei weniger als die gesamte Mannschaft des Tabellendritten Erzgebirge Aue. Doch ebenso sind der Mannschaftsverbund, das umsichtige und stets bescheiden denkende Team rund um Trainer Jens Härtel und die Verantwortlichen hervorzuheben. Magdeburg genießt jede Sekunde Drittliga-Luft in vollen Zügen – zumal die Fans bereits einige Male sowohl in Heim- als auch in Auswärtsspielen für besondere Momente sorgten.
Das lief nicht gut:
Es gleicht dem Finden eines Haares in der Suppe, einer Nadel im Heuhaufen, an dieser Hinrunde des FCM den Rotstift ansetzen zu wollen. Es mögen vielleicht die Auswärtsspiele sein, denn nach zehn Auftritten auf dem gegnerischen Platz hatten die Blau-Weißen noch keinen Sieg eingefahren. Eine unnötige Negativbilanz, ohne die sich die Magdeburger womöglich sogar bis auf einen Aufstiegsrang hätten vorarbeiten können. Doch im Ostduell bei Rot-Weiß Erfurt endete selbst diese Serie – und prompt klopfte der Fußballclub wieder oben in der Tabelle an.
Vielleicht bleibt an dem Verhalten einiger Unverbesserlicher trotz der immer wieder grandiosen Stimmung noch ein Kritikpunkt festzumachen: Wiederholt waren Fangruppen aus Magdeburg an Spielunterbrechungen beteiligt, lieferten sich beispielsweise mit der Rostocker Fankurve während des Spiels Auseinandersetzungen und stürmten gar den Innenraum in Großaspach, klauten dort die Kamera eines Schülers. Auch wenn es den Täter ehrt, diese anonym zurückgebracht zu haben – solche Aktionen müssen nicht sein und trüben das tolle Bild, das Fußballdeutschland in den letzten Wochen und Monaten vom 1. FCM erhalten hat.
Die Neuzugänge:
Es war fraglich, wie die Transfers in Magdeburg einschlagen würden. Einige Spieler kamen aus der Regionalliga Nordost, andere aus Amerika oder der Türkei. Ein bunter Mix, der sich aber zum Großteil als Erfolg herausstellte: Ein Manuel Farrona-Pulido ist etwa kaum aus dem Kader wegzudenken und Tarek Chahed aus dem eigenen Nachwuchs schaffte den Sprung in die Startelf. Auch Ahmed Raseem Wazeek lieferte einige gute Leistungen ab, Jan Löhmannsröben musste nach tollem Start zuletzt mehrmals auf Einsatzzeiten verzichten. In der Defensive ist Andre Hainault gesetzt, aber auch Burak Altiparmak sowie die von Verletzungen gebeutelten Michel Niemeyer und Ryan Malone deuteten ihr Potenzial bereits an. Einzig Lukas Novy enttäuschte, denn der Tscheche musste über die komplette Hinrunde verletzungsbedingt passen.
Der beste Spieler:
Hat sich diese Frage jemals weniger gestellt als in dieser Hinrunde? Es ist natürlich Christian Beck. Was wäre der FCM schließlich ohne seinen Mittelstürmer? Er allein erzielte fast 50 Prozent der Magdeburger Tore und steht sinnbildlich für den Erfolg. Kein Wunder, dass zuletzt bereits der Hamburger SV und Arminia Bielefeld mit ihm in Verbindung gebracht wurden. Doch einen möglichen Verkauf der FCM-Ikone sollten sich die Verantwortlichen trotz der hohen zu erzielenden Ablöse äußerst gut überlegen.
Der schwächste Spieler:
Wenige Spieler waren es, die dem Magdeburger Erfolg nicht ihren persönlichen Stempel verleihen konnten. Nicolas Hebisch gehört sicherlich dazu, denn der Stürmer steht voll und ganz im Schatten von Christian Beck. Nur ein Tor nach 19 Spielen – das ist für den Aufstiegshelden von Offenbach eine mehr als frustrierende Bilanz, zumal der 25-Jährige zuletzt meist nur noch zu Kurzeinsätzen in der Schlussphase kam.
Fazit:
Unter dem Strich verbleibt beim 1. FC Magdeburg eine Hinrunde, die ähnlich wie das gesamte Fußballjahr 2015 auf Jahrzehnte hinweg kaum vergessen werden dürfte. Der gute Saisonstart schürte die Euphorie, die anders als bei anderen Aufsteigern verschiedenster Ligen nicht im Laufe der Spielzeit nachließ, sondern von Woche zu Woche weiter stieg. Mit der Gemeinschaft der Fans im Rücken ist jedes Spiel der Blau-Weißen als eine echte Party zu bezeichnen, sodass auch einzelne Niederlagen schnell verarbeitet werden konnten. Der vierte Platz ist in einer ausgeglichenen, starken 3. Liga der Lohn für die Mühen, die Trainer, Verantwortliche und viele weitere Menschen tagtäglich in den Verein ihres Herzens stecken.
Prognose:
Schon nach wenigen Spieltagen, der FCM hatte die ersten fünf Partien in Serie nicht verloren, musste die berühmte Kirche zurück in das Dorf geholt werden. Nun sind 21 Spiele absolviert – und diese Magdeburger stehen noch immer dort oben! Der Gedanke, dass vielleicht sogar der ganz große Wurf in dieser Spielzeit möglich ist – er geistert noch vereinzelt umher, könnte aber rasch wachsen. Zumal der hohe Zuschauerschnitt für Mehreinnahmen sorgte, die in Wintertransfers wie den bereits feststehenden Wechsel von Sebastian Ernst an die Elbe fließen können. In jedem Fall ist das proklamierte Ziel des Klassenerhaltes schon zum Jahreswechsel viel näher als gedacht, 10 bis 12 Punkte sollte die Härtel-Elf noch einfahren. Doch damit gibt sich nach diesem herausragenden Saisonstart in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts wohl kaum jemand wirklich zufrieden.