Ehemalige Drittligateams #7: Kickers Emden
In unser Serie „Ehemalige Drittligateams“ befassen wir uns heute mit einem kleinen Verein aus einer Region, in der Fußball nicht so populär ist: Kickers Emden. Die Emder haben in den letzten Jahren immer wieder große Höhen und Tiefen erlebt und sind im Gegensatz zu den anderen Vereinen, die wir Ihnen bereits vorgestellt haben, am Tiefpunkt angekommen. Nachdem Kickers Emden in ihren ersten knapp 30 Jahren kaum einen großen Erfolg zu verzeichnen hatte, gewann man 1970 die Verbandsliga.
Meister in unterklassigen Ligen
Als man dann im Jahr 1990 den Aufstieg in die damals drittklassige Oberliga Nord schaffen konnte, war die kleine friesische Stadt im Ausnahmezustand. 1994 nahm man sogar an den Aufstiegsspielen zur 2. Bundesliga teil, welche man allerdings verlor. Trotzdem stellte dies einen großen Erfolg in der Vereinsgeschichte dar. Neben zwei weiteren Siegen im niedersächsischen NFV-Pokals hielten sich die Erfolge der „Deichkicker“ allerdings sehr in Grenzen.
Starke Auftritte in Liga 3
Nachdem Emden sich in der entscheidenden Saison 2007/2008 mit einem knappen 9. Platz in letzter Sekunde das Ticket für die neue eingleisige dritte Liga sichern konnte, ging der finanziell nicht stark aufgestellte Verein natürlich mit kleinen Hoffnungen in die dritte Liga. Doch dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung und viel Leidenschaft spielten sich die Kickers in einen Rausch und eilten von Sieg zu Sieg. Zwischenzeitlich sah es sogar danach aus, als ob man in die zweite Bundesliga aufsteigen könnte. Am Ende wurde man Tabellen-6., wo mit man in Emden eigentlich sehr zufrieden war.
Schock für Emden-Fans: Verzicht auf dritte Liga!
Doch bevor sich der Verein um Trainer Stefan Emmerling Gedanken um die neue Saison machen konnte, musste man eine herbe Nachricht verkraften. Aus „finanziellen Altlasten“ haben sich die Verantwortlichen der Kickers aus Emden dazu entschlossen, im kommenden Jahr nicht in der 3. Liga zu spielen und zwei Klassen tiefer, in der Oberliga, einen Neuanfang zu starten. Von dem Rückzug Emdens profitierte Wacker Burghausen, die dadurch den verspäteten Klassenerhalt feiern konnten. Ein Grund für den Rückzug sei gewesen, dass man eine Erneuerung der Heimatstätte, dem Ostfriesland-Stadion, benötigt hätte um weiterhin in der dritten Liga agieren zu können. Diese Finanzierung hätte man nicht stemmen können.
Insolvenz in der Oberliga im letzten Moment abgewendet!
Mit vielen Hoffnungen startete man in die Oberliga Niedersachsen-West und doch musste man schon bald den nächsten Genickschlag verkraften: Am 10.06.2011 wurde dem Verein nach einem Jahr Oberliga die Lizenz für die fünfte Liga verweigert. Insgesamt klaffe eine Etatlücke von 295 000 € bei den Emdern. Dabei habe der Verein seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nicht ausreichend nachweisen können. Die Emder legten Beschwerde beim Niedersächsischen Fußball Bund (NFV) ein und hatten Glück: Man konnte doch nachträglich die Lizenz für die Oberliga Niedersachsen bekommen und so den Abstieg in die sechste Liga verhindern. Immerhin: Im selben Jahr konnten die Kickers aus Emden den NFV-Pokal gewinnen und somit in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals einziehen, was wichtige Einnahmen sicherte.
25.11.2011: Emden meldet Insolvenz an
Nachdem man im Sommer noch erfolgreich den Lizenzentzug verhindern konnte, meldeten die Verantwortlichen von Kickers Emden nun doch Insolvenz an. Damit reagierte man auf Zahlungsunfähigkeit und die Schulden in Höhe von insgesamt 3.000.000 €. Bereits vor zwei Jahren hatten die Gremien des Klubs nach dem Rückzug aus der 3. Liga über eine mögliche Insolvenz nachgedacht. Die Schuldenlast erdrückte den Traditionsverein mehr und mehr, zumal sich immer weitere Sponsoren zurückzogen. Nun ist das Fass übergelaufen. In der kommenden Saison wird Kickers Emden in der Landesliga spielen – komplett neu aufgestellt.
Und jetzt?
Emden-Trainer Andre Groothuis nahm am 12. Januar die Vorbereitung zur Rückrunde auf. Dabei haben die meisten Spieler die Ostfriesländer verlassen. Aktuell gehören gerade einmal sieben Spieler dem Team an. Auch Torjäger und Identifikationsfigur Andreas Gerdes-Wurpts (SV Meppen) hat sich einen neuen Verein gesucht. Zwar habe man laut Manager Karsten Golnik bereits Zusagen von mehr als 15 Spieler, allerdings verweigern die Vereine den Spielern die Freigabe um sich den Kickers anzuschließen. Auch Chef-Trainer Uwe Groothuis sieht den BSV im Zugzwang. ”Wir müssen zusehen, dass wir die Tage 'was aufs Papier bringen.” Es ist noch nicht einmal sicher, ob die Emder die Eröffnung zum Insolvenzverfahren gestatte bekommen. Sollte dies nicht der Fall sein, werden alle Spiele der Deichkicker aus der Wertung genommen und des Weiteren eine Löschung des Klubs aus dem Vereinsregister zu Folge. Auch so kann ein Verein untergehen, wenn auch die Chance nicht hoch ist, dass letzterer Fall eintreten wird.