Rot-Weiß Erfurt beendet einjährige Flaute in Stuttgart
Ein absolutes Kellerduell trug sich am Freitagabend im Gazi-Stadion auf der Stuttgarter Waldau zu: Rot-Weiß Erfurt reiste zum VfB Stuttgart II – und beendete dabei eine im deutschen Profifußball wohl einmalige Serie von über einem Jahr ohne einen einzigen Auswärtssieg. Mit einem hochverdienten, aber dennoch ebenso spannenden 2:1 (0:0)-Erfolg sackte die Elf von Stefan Krämer drei Punkte ein.
RWE vergibt Elfmeter
Welch eine Erleichterung für Rot-Weiß Erfurt! Bis Mitte Februar dauerte es, ehe auch die letzte Mannschaft der 3. Liga ihren ersten Sieg auf fremdem Platz einfahren konnte. Beim Tabellenletzten VfB Stuttgart II erarbeiteten sich die Rot-Weißen das Glück und leisteten sich sogar noch den Luxus, früh im Spiel einen Elfmeter zu verschießen. Sebastian Tyrala war es, der nach nur sieben Minuten einen schwach getretenen Strafstoß vergab – Benjamin Uphoff im Tor der Baden-Württemberger parierte. Ein neuer Wink des Schicksals für RWE? Mitnichten. Denn die Thüringer blieben hartnäckig, hätten sich für ihr Engagement schon vor dem Seitenwechsel belohnen können. Doch Samir Benamar traf mit seinem Freistoß lediglich den linken Pfosten (37.), Carsten Kammlott brachte den Abpraller ebenfalls nicht im Kasten unter.
Fast bringt sich RWE noch um die Punkte
Doch tatsächlich schafften es die abstiegsbedrohten Erfurter, auch in der zweiten Halbzeit eine weitestgehend konzentrierte und souveräne Leistung an den Tag zu legen. Die Führung durch Carsten Kammlott nur kurz nach der Pause (49.) spielte dabei sicherlich in die Karten, gab der Krämer-Elf weiteren Auftrieb. Es lief für die Gäste wie am Schnürchen – zumal Christoph Menz mit einem Schuss aus der Ferne, der noch abgefälscht wurde, knapp 20 Minuten später erhöhte (69.). Anschließend hätte Rot-Weiß Erfurt seinen Gegner durchaus mit einer Klatsche verabschieden können, vergab allerdings gleich eine ganze Reihe aussichtsreicher Kontermöglichkeiten. Irgendwie typisch rot-weiß, dass die Stuttgarter erst noch den Anschluss erzielten (90.) und eine dreiminütige Phasen des großen Zitterns einläuteten. Als deren letzter Angriff des VfB jedoch am linken Pfosten und nicht in den Maschen landete, stand fest: Erfurt war durch. Und konnte die ersten drei Auswärtspunkte seit dem Geisterspiel in Dresden im Februar 2015 feiern.
Krämer: "Absolut verdienter Sieg“
"Die spannende Schlussphase hätte wirklich nicht sein müssen“, resümierte dann auch Übungsleiter Krämer nach Abpfiff, der aber einen "absolut verdienten Sieg“ seiner Farben gesehen hatte. Was für einen Wert dieser knappe Erfolg im Abstiegskampf besitzt, ist kaum in Worte zu fassen. "Hurra, wir leben noch“, titelte beispielsweise die Internetpräsenz von Rot-Weiß Erfurt nach dem Erfolg und sprach davon, sich im Kampf um den Klassenerhalt Luft verschafft zu haben. Allein: Dem ist nicht wirklich so. Sicherlich wurde der direkte Kontrahent im Sechs-Punkte-Spiel distanziert, aber durch die Siege von Hansa Rostock und den Stuttgarter Kickers ist Rot-Weiß weiterhin nur einen Punkt von den Abstiegsrängen entfernt. Am kommenden Sonntag kommt mit den Würzburger Kickers nicht nur ein äußerst unangenehm zu bespielender Gegner, sondern auch noch das drittbeste Auswärtsteam der Liga ins Steigerwaldstadion. Erst bei einem erneuten Sieg – zwei Erfolge in Serie konnte Rot-Weiß Erfurt in dieser Spielzeit noch überhaupt nicht feiern – wäre tatsächlich ein Durchatmen erlaubt.