Strittige Szenen am 26. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Nun hat Rafati eine neue Aufgabe: Für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab und erklärt bei falschen Entscheidungen zudem, wie die Unparteiischen auf dem Platz hätten reagieren müssen. Am 26. Spieltag hat er sich sechs Szenen einmal genauer angeschaut.

Szene 1: Christian Groß steckt auf Halili Savran durch, der zum 1:0 für den VfL Osnabrück trifft. Magdeburg reklamiert Abseits, Schiedsrichter Christian Dietz gibt den Treffer dennoch. [TV-Bilder – ab Minute 0:35]

Babak Rafati: Bei den vorliegenden Bildern ist es schwierig zu beurteilen, ob der Torschütze im Abseits steht oder nicht. Wenn man die 16er Linie als Maßstab nimmt, sieht man sehr gut, dass die Kamera nicht auf der Höhe des Spielers postiert ist, sondern eine Führungskamera von weiter rechts auf die Szene zeigt. Würde man eine parallele Linie zu der 16er Linie ziehen, die auf Höhe des Torschützen gezeichnet wäre, sähe es schon wieder ganz anders aus. Fakt ist aber auch, dass der Assistent nicht optimal postiert ist, nämlich auf der Höhe des vorletzten Verteidigers.

Szene 2: Anthony Syhre (VfL Osnabrück) foult Sebastian Ernst (1. FC Magdeburg) auf der Strafraumlinie, Dietz entscheidet auf Freistoß. [TV-Bilder – ab Minute 34:40]

Babak Rafati: Eine sehr knifflige Szene. Der Schiedsrichter steht nicht optimal zum Zweikampf. Er schaut von hinten auf die Szene, besser wäre eine Seitenansicht. Trotzdem erkennt er, dass der Kontakt knapp außerhalb des Strafraumes stattfindet. Wenn der Schiedsrichter diese Szene als Foulspiel auslegt, dann ist ein Freistoß die richtige Entscheidung.

Szene 3: Niklas Brandt (1. FC Magdeburg) sieht nach einem vermeintlichen Handspiel im Mittelfeld Gelb-Rot. [TV-Bilder – ab Minute 2:00]

Babak Rafati: Bei diesem Handspiel handelt es sich nicht um ein absichtliches Handspiel. Der Ball geht zum Arm, die Distanz zum Ball ist relativ kurz und der Spieler hat eine absolut natürliche Körperhaltung. Hier wäre weiterspielen die richtige Entscheidung gewesen, so dass eine Fehlentscheidung vorliegt.

.

Szene 4: Nach einem Schuss von Tom Baumgart (Chemnitzer FC) bekommt Michael Hefele (Dynamo Dresden) den Ball im Strafraum an die Hand, Schiedsrichter Marco Fritz lässt weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 2:41:40]

Babak Rafati: Nach dem Torschuss prallt der Ball an das Knie des Dresdner Spielers und von dort aus an seine Hand. Eine ganz natürliche Körperhaltung und keine Absicht, sodass der Schiedsrichter völlig zurecht weiterspielen lässt.

.

Szene 5: Willi Evseev (Kiel) foult Bajram Nebihi (Stuttgarter Kickers) im Strafraum, die Pfeife von Schiedsrichter Lasse Koslowski bleibt stumm. [TV-Bilder – ab Minute 3:16]

Babak Rafati: Dem Schiedsrichter ist die Sicht durch den Körper des foulenden Verteidigers versperrt. Wenn sich der Schiedsrichter in eine seitliche Position gebracht hätte, wäre die Szene besser zu bewerten gewesen. Der Verteidiger trifft Nebihi hinten in die Beine und bringt ihn dadurch zu Fall. Hier hätte es Strafstoß geben müssen, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt.

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button