Flottmann im Interview: "Unsere Demut macht uns stark“
Daniel Flottmann, Kapitän von Fortuna Köln, verrät im Interview mit liga3-online.de das derzeitige Erfolgsgeheimnis seiner Mannschaft, spricht über seine neue Position im Team und wünscht sich im Mai mindestens ein Endspiel.
liga3-online: Herr Flottmann, durch den 4:1-Heimsieg gegen den SV Wehen Wiesbaden am letzten Wochenende konnte die Fortuna ihren positiven Trend bestätigen. Wie bewerten Sie bislang den Start in die Rückserie?
Daniel Flottmann: Meiner Meinung nach ist uns der Start in das neue Jahr sehr gut gelungen. Einzig bei der Heimniederlage gegen Kiel ist unser Plan nicht aufgegangen. Es spricht aber für uns, dass wir uns nach diesem Negativerlebnis direkt wieder hinterfragt und nach neuen Lösungen gesucht haben. In Magdeburg haben wir anschließend die richtige Reaktion gezeigt. Gegen Wiesbaden konnten wir jetzt sogar noch einmal einen draufsetzen.
Was ist das derzeitige Erfolgsgeheimnis?
Wir funktionieren momentan als Mannschaft unheimlich gut. Auf dem Platz passt die Abstimmung, alle Spieler orientieren sich in die gleiche Richtung. Zudem ist es für uns extrem wichtig, dass wir uns gut in ein Spiel hineinarbeiten. Im Vergleich zu unserer Schwächephase im Herbst stimmt mittlerweile auch die Reihenfolge – Erst arbeiten, dann Fußball spielen! Selbst die Gegner haben mittlerweile realisiert, dass wir nicht mehr nur eine reine Arbeitertruppe sind, sondern auch Fußball spielen können. Und natürlich haben wir derzeit im Angriff mit Julius Biada und Marco Königs zwei Verrückte die in Topform sind.
Trotz des Erfolgs, woran muss die Mannschaft noch arbeiten?
Es wird viel darüber geschrieben, dass wir Probleme bekommen, wenn wir in Rückstand geraten. Die Leistungsdichte in der 3. Liga ist so eng, dass ein guter Start in eine Partie extrem wichtig ist. Wir dürfen uns aber nicht einreden lassen, dass wir bei einem Rückstand auseinanderbrechen. Wir müssen als Team auch mal einen Rückstand wegstecken. Genau das zeichnet eine verschworene Mannschaft ja auch aus.
Die Fortuna liefert in dieser Saison spektakuläre Spiele ab. Im Schnitt fallen über 3,3 Tore pro Partie. Dadurch steht vor allem die Offensive im Rampenlicht. Sie sind Abwehrspieler, wie empfinden Sie diese Entwicklung?
Die Leute kommen ja ins Stadion um Tore und Spektakel zu sehen, damit habe ich überhaupt kein Problem. Trotzdem muss ich sagen, dass mir ein 1:0 lieber ist, als ein 5:4. Auch wenn sich das jetzt nach jammern auf hohem Niveau anhört. Der Gegentreffer gegen Wehen war ärgerlich, weil wir dadurch das Spiel für eine kurze Zeit noch einmal spannend gemacht haben.
Wie groß ist die Gefahr, dass die Mannschaft bei dem aktuellen Erfolg die Bodenhaftung verliert?
Die Gefahr sehe ich überhaupt nicht. Unserer Mannschaft zeichnet sich ja nicht durch Spieler aus, dessen Karrieren immer steil nach oben ging. Irgendwo hat Jeder von uns seine persönliche Delle und genau diese Demut macht uns stark. Wir wurden in der Vergangenheit ja auch schon häufiger als „Darmstadt light“ bezeichnet. Die Art und Weise wie die Lilien arbeiten finde ich bemerkenswert. Ich kann mich damit identifizieren.
Wie fällt Ihr persönliches Fazit der bisherigen Saison aus?
Ich bin schon aus der Sommerpause nicht optimal herausgekommen und hatte auch in der Folge immer wieder mit kleineren Verletzungen zu kämpfen. Mitte der Hinrunde kam dann noch einmal ein Muskelfaserriss hinzu. In der Winterpause habe ich dann hart gearbeitet, auch weil ich mir für das Jahr 2016 Einiges vorgenommen habe. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich meine Ernährung umgestellt habe, aber die vielen Verletzungen haben dazu geführt, dass ich nun häufiger auf meinen Körper höre und mich bewusster ernähre. Für 2016 ziehe ich bislang ein positives Fazit.
In der Rückrunde haben Sie bislang jede Minute gespielt, allerdings auf der für Sie eher ungewohnten Positionen des Rechtsverteidigers.
Bei meinen vorherigen Stationen habe ich schon häufiger auf dieser Position gespielt, deshalb ist diese Rolle für mich nicht fremd. Zudem arbeite ich mit Uwe Koschinat jetzt schon fast vier Jahre zusammen, da weiß ich sehr genau, was der Trainer auf dieser Position sehen möchte. Natürlich bin ich nicht der Prototyp eines Rechtsverteidigers der die Linie rauf und runterläuft, aber ich kann meine Qualitäten auf der Position ausleben. Zudem ist eine Positionsveränderung auch gleichzeitig immer ein neuer Impuls für den Kopf. Das finde ich gut!
In der Wintervorbereitung gab es einen Dreikampf um die beiden Positionen in der Innenverteidigung. Uwe Koschinat hat sich letztendlich für Florian Hörnig und Boné Uaferro entschieden.
In diesem Punkt gebe ich dem Trainer Recht. Als Kapitän hat man sowieso keine Freikarte für einen Stammplatz und die Statistik zeigt ja auch, dass wir mit Flo und „Bones“ häufiger zu Null gespielt haben. Es ist ganz natürlich, dass mich dann Viele beobachten wie ich mit dieser Situation umgehe. Ich kann aber behaupten, dass ich das richtige Signal an die Mannschaft gesendet hab. Ich bin ja nicht der erste und einzige Härtefall in unserem Team. Mit Johannes Rahn sitzt unser letztjähriger Toptorjäger seit Monaten auf der Bank. Ich kann aber sagen, dass sich unsere Mannschaft dadurch auszeichnet, dass alle Charaktere ihre persönlichen Ziele zurückstellen und ausschließlich für das Wohl der Mannschaft arbeiten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass in anderen Mannschaften diese schwerwiegenden Entscheidungen nicht immer so professionell aufgenommen werden.
Beim Drittliga-Aufstieg der Fortuna vor knapp zwei Jahren waren Sie gezwungenermaßen, aufgrund eines Kreuzbandriss, in der Zuschauerrolle. Damals sagten Sie, dass sich der Aufstieg für Sie fremd anfühle und dass Sie unbedingt diese Emotionalität noch einmal spüren möchten.
Generell ist es so, dass ich Endspiele mag, darauf habe ich richtig Bock. Diese Spiele fühlen sich noch einmal ganz anders an, einfach unbezahlbar. Ich komme ja aus Osnabrück und würde mir wünschen, dass der VfL am letzten Spieltag gegen uns ein Endspiel hat. Von unserer Seite aus gesehen natürlich ohne den negativen Druck des Abstiegskampfes. Auch das Finale im Mittelrheinpokal ist selbstverständlich ein Ziel von mir.
2012 sind Sie zur Fortuna gewechselt, im Sommer läuft Ihr Vertrag aus. Gab es schon erste Gespräche über eine Verlängerung?
Es gab bereits die ersten Signale vom Verein und auch ich habe dem Verein gegenüber meine Signale mitgeteilt. Generalle gehe ich aber dieses Thema ganz entspannt an, auch weil ich es derzeit gar nicht an mich heranlasse. Ich habe momentan einfach zu großen Spaß an der Arbeit und möchte mich darauf voll konzentrieren. Ich kann aber jetzt schon sagen, dass die Zeit bei der Fortuna die schönste meiner Karriere ist und mir fällt derzeit kein Grund ein, warum diese Zeit im Sommer vorbei sein sollte.