5 Gründe für den Höhenflug der Würzburger Kickers
Die Minimalisten der Liga starten durch. Die Würzburger Kickers sind nach dem 3:1-Auswärtssieg gegen den Halleschen FC Tabellensechster und nur noch sechs Punkte von den Aufstiegsrängen entfernt. Die Unterfranken befinden sich im Höhenflug – liga3-online.de nennt fünf Gründe dafür.
Grund 1: Auftakt nach Maß
Das alte Jahr beendete der Aufsteiger aus Würzburg mit einer 1:2-Niederlage bei Ligaprimus Dynamo Dresden und ging mit einem relativ mickrigen 5-Punkte-Polster auf die Abstiegsränge in die Winterpause. Zum Auftakt des neuen Jahres legten die Rothosen gleich einen überraschenden 2:1-Sieg beim damaligen Tabellenzweiten Sonnenhof Großaspach hin. Beflügelt vom überzeugenden Jahresauftakt, fuhren die Kickers Punkt um Punkt ein. In den ersten sieben Spielen 2016 waren die Würzburger Kickers vier Mal siegreich, spielten zwei Mal Remis und mussten bisher erst eine Niederlage hinnehmen. Zum Vergleich: In 21 Drittliga-Partien 2015 konnte die Elf von Cheftrainer Bernd Hollerbach gerade einmal fünf Dreier einfahren und musste seinerzeit jede Menge Lehrgeld zahlen und unnötige Punkte an die Konkurrenz entrichten. Die vielen Siege im neuen Jahr brachten das nötige Selbstvertrauen an den Würzburger Dallenberg – Qualität hat man dort sowieso zu genüge.
Grund 2: Heimfluch beendet
Las sich die Gesamtbilanz des Liga-Neulings zur Winterpause noch mehr als ordentlich (26 Punkte), so war die Heimbilanz bis dato wenig vorzeigbar. Nach dem schwachen 0:0 im ersten Heimspiel 2016 gegen den VfB Stuttgart II avancierten die Kickers endgültig zur schlechtesten Heimelf der Liga. Im Nachholspiel gegen Preußen Münster platzte dann aber endlich der Knoten. Im zweiten Flutlichtspiel der Saison fuhren die Würzburger mit einem hoch verdienten 3:0-Sieg gegen die ambitionierten Preußen den zweiten Heim-Erfolg der Saison ein. Der einzige Dreier vor eigenem Publikum datierte zuvor noch vom 1:0-Sieg gegen Erzgebirge Aue am 29. August. Die Kickers entschädigten in einem spektakulären Spiel ihre Fans für die vielen müden Kicks der Vergangenheit und setzten dem „Heimfluch“ ein Ende. Im darauffolgenden Heimspiel folgte ein weiterer (ungefährdeter) Sieg gegen die Mainzer U23 (1:0). Die Kickers können nun endlich auch in der heimischen Flyeralarm Arena ihre Spiele gewinnen.
Grund 3: Starke Entwicklung
Die starke Bilanz zum Jahresauftakt spiegelt die hervorragende Entwicklung der Würzburger Mannschaft wieder. Zwar stand die Defensive des neu formierten Teams von Saisonbeginn an felsenfest. Im Offensivspiel mangelte es der Truppe allerdings lange an den Automatismen und am schnellen Umschaltspiel. Mit gerade einmal 18 Toren aus 21 Spielen gingen die Kickers in die Winterpause. Mit neun Toren aus sieben Spielen im Jahr 2016 konnte diese Bilanz deutlich aufgehübscht werden. Und das Abwehrbollwerk, mit einem überragenden Robert Wulnikowski zwischen den Pfosten, steht immer noch. Hollerbach und sein Trainerstab haben während der fünfwöchigen Winterpause, bei der sie als erste aller Drittligisten ins Training einstiegen, offenbar hervorragende Arbeit geleistet. Die Mannschaft wirkt teilweise wie ausgewechselt, spielt variablen und druckvollen Offensiv-Fußball, taktisch und spielerisch durchaus anspruchsvoll. Zudem hat der FWK mit Elia Soriano den ersehnten Stürmer von gehobenen Drittligaformat (bisher 3 Tore bei 4 Einsätzen). Hollerbachs Jungs spielen mittlerweile auch im Angriff effektiven Fußball, der definitiv nichts in der unteren Tabellenhälfte zu suchen hat.
Grund 4: Junge Überflieger
Neben den erfahrenen und konstant starken Leistungsträgern wie Robert Wulnikowski, Richard Weil oder Royal-Dominique Fennell blühen die jungen Talente der Würzburger Kickers mehr und mehr auf. Symbolisch herhalten kann für diese These der Aufstieg des 21-jährigen Joannis Karsanidis. Kaum einer war sich vor der Saison sicher, ob das junge Talent aus der Region überhaupt das Rüstzeug für die harte 3. Liga hat. Bernd Hollerbach setzte von Beginn an auf den Deutsch-Griechen und behielt damit Recht. Karsanidis spielt eine überragende Saison und konnte seine guten Leistungen aus der Hinserie im defensiven Mittlerweile, mittlerweile im offensiven Mittelfeld sogar noch übertreffen. In fast beängstigender Geschwindigkeit entwickelt „Karsa“ sich stetig weiter. Ähnliches gilt auch für den gleichaltrigen Emanuel Taffertshofer, der in der Winterpause von 1860 München II aus der Regionalliga Bayern an den Dallenberg wechselte und sich dort in Windeseile einen Stammplatz im defensiven Mittelfeld erkämpfen konnte. Die enorme Entwicklung der „jungen Wilden“ um Karsanidis, Taffertshofer, aber auch Spielern wie Peter Kurzweg (22) und Niklas Weißenberger (22) spricht für Trainer Bernd Hollerbach und eine intakte Mannschaft.
Grund 5: Ruhe im Umfeld
Zwar haben die Würzburger Kickers eine rasante Entwicklung hinter sich. Doch vor zwei Jahren kickte man noch relativ unambitioniert vor wenigen Hundert Zuschauern in der Regionalliga Bayern. Seit Hollerbach in Würzburg übernahm und die Weichen auf Profifußball gestellt wurden, weht ein höchst professioneller Wind am Dallenberg. Der ehemalige Bundesligaspieler besitzt bei den Kickers alle erdenklichen sportlichen Kompetenzen und kann in Ruhe am Erfolg feilen. Auch vermeintlich schwächere Phasen sorgen im Umfeld kaum für Unruhe. Hollerbach genießt ein nahezu uneingeschränkt großes Vertrauen, welches er in beeindruckender Manier zurückzahlt. Mannschaft und Trainer können, auch wenn die Trainingsbedingungen noch immer nicht optimal sind, konzentriert und in Ruhe arbeiten. Nebengeräusche gibt es kaum. Nachfragen, beispielsweise nach Aufstiegschancen, wehrt der Fußballlehrer energisch ab. In Würzburg konzentriert man sich in dieser Saison als Aufsteiger noch aufs Wesentliche. Das auferlegte Saisonziel „42 Punkte“ könnte bereits am Samstag im Heimspiel gegen Werder Bremen II geknackt werden. Und dann? Ein Aufstieg käme sportlich und auch was das Umfeld betrifft um Jahre zu früh. Darin sind sich wohl alle in Würzburg einig. Bei fortlaufender starken sportlichen Leistungen könnte aber zumindest Platz Vier, der zur sicheren Teilnahme am DFB Pokal 2016/17 berechtigt, als neues Saisonziel durchgehen.