Chemnitzer FC: Zum Siegen verdammt
Die nächsten beiden Spiele haben für den Chemnitzer FC Endspielcharakter. Springt endlich der lang ersehnte erste Sieg im neuen Jahr heraus, ist der Nichtabstiegsplatz wieder zum Greifen nah. Gelingt die Trendwende nicht, wird das Abstiegsgespenst wohl bis zum Saisonende über dem Gellertstadion schweben. Vor dem Thüringen-Sachsen-Duell zwischen Rot-Weiß Erfurt und dem Chemnitzer FC spricht aber Einiges dafür, dass dem CFC die Trendwende gelingen wird.
Duell der Enttäuschten
"Flieg nicht zu hoch mein kleiner Freund“ – ein gut gemeinter Rat, den sich die Vereinsverantwortlichen in Erfurt und Chemnitz durchaus zu Herzen nehmen sollten. Denn sowohl in der thüringischen Landeshauptstadt, als auch beim CFC wollte man zum jetzigen Zeitpunkt wo ganz anders stehen. Wähnten die Klubchefs ihre Vereine näher an der 2. Bundesliga, denn der Regionalliga. In Erfurt sprach man von der Mission 2016, an deren Ende der Zweitligaufstieg zu Buche stehen sollte. Damit nicht demnächst die Mission "Drittlig-Aufstieg“ ausgerufen werden muss, trennten sich die Thüringer von Trainer Christian Preußer und verpflichteten den Ex-Bielefeld Coach Stefan Krämer, der unter der Saison in Cottbus beurlaubt wurde. Der "Heißsporn“ an der Seitenlinie hauchte Rot-Weiß auch gleich neues Leben ein. In neun Spielen holte er 14 Punkte und führte Erfurt auf Rang 13. Dennoch rumort es in Erfurt. Der neue Trainer und die Mannschaft kritisierten unter der Woche die schlechte Stimmung auf den Rängen und die mangelhafte Unterstützung, die gerade im Abstiegskampf noch so wichtig werden könnte. In Chemnitz sind die Probleme ähnlich gelagert. Im neuen Stadion an der Gellertstraße sollte wennmöglich der Aufstieg in Liga 2 gefeiert werden und nicht künftig gegen Meuselwitz, Halberstadt oder Neugersdorf in der Regionalliga gespielt werden. Dafür wurden prominente Neuzugänge verpflichtet. Eingeschlagen hat von diesen bisher kein einziger. Martin Fenin wurde auf dem Platz so gut wie gar nicht gesehen und klagt mittlerweile gegen seine Kündigung vor dem Gericht. Ronny König blieb bisher genauso blass, wie Winter-Neuzugang Daniel Frahn. Im Mittelfeld haben Matti Steinmann und Marcel Kaffenberger ihre Drittligatauglichkeit ebenfalls noch nicht unter Beweis gestellt. Hinzu kommen noch alteingesessene Stammspieler, die weit unter Leistungsniveau agieren. Klingt eigentlich alles nicht erbaulich. Und dennoch: Der CFC wird in den nächsten beiden Spielen eine ansteigende Form erkennen lassen.
Die Zeit der Duckmäuser ist vorbei
Als Anton Fink nach dem letzten Heimspiel gegen die Würzburger Kickers (0:1) sein Kapitänsamt zur Verfügung stellte, war die Aufregung groß. Glaubt der Kapitän nicht mehr an sich und die Mannschaft? So groß die Verwunderung sein mag, der Schritt von Fink ist nachvollziehbar und absolut richtig! Nicht etwa, weil sich Fink als bester Torjäger und sportliche Lebensversicherung des CFC lieber nur aufs Toreschießen konzentrieren sollte. Es gibt genügend Beispiele von Spielern, die in der 3. Liga Torjäger und Kapitän in Personalunion waren. Ob ein Marc Schnatterer (Heidenheim) oder einst Frank Löning (VfR Aalen) und Daniel Frahn (RB Leipzig). Aber so ein Amt kann auch zur Last werden. Anton Fink ist ein Spieler, der ein Wohlfühl-Klima benötigt. Trifft ein Stürmer nicht, so wie Fink, der zuletzt in elf Spielen nur einen Treffer erzielt hat (und das auch noch vom Elfmeterpunkt), hinterfragt er sich selbst wohl am meisten. Wenn er dann noch als Kapitän vor die Kameras muss, zu jeder Pressekonferenz oder an den Stadionzaun, anstatt sich schnell in die Kabine zu flüchten, steigt der Druck umso mehr. Unangenehme Fragen werden gestellt, denen man nicht ausweichen kann. Gründe warum es nicht läuft müssen ersonnen werden und das Grübeln steigert sich so von Misserfolg zu Misserfolg. Diese Last ist Anton Fink nun los. Kevin Conrad, der im letzten Spiel nach 85-tägiger Verletzungspause sein Comeback gab, trägt nun die Binde des Spielführers. Mit Conrad bestimmte Sven Köhler einen absoluten Leader, der stets durch konstante Leistung und eine unaufgeregte Defensivarbeit auf sich aufmerksam machte. Außerdem ist Conrad einer der wenigen Spieler, die durch lautstarke Kommandos auf dem Platz ihre Nebenleute anspornen. Auf dem 25-Jährigen ruhen zugleich aber auch noch andere Hoffnungen. Er soll der zuletzt wackligen Defensive neue Stabilität verleihen. Der neue CFC-Trainer Sven Köhler ist dafür bekannt, von ihm betreute Mannschaften aus einer stabilen defensiven Grundordnung heraus agieren zu lassen. Insofern ist es nur zielführend, mit Kevin Conrad und Marc Endres als neuem Innenverteidiger-Duo zu agieren. Zudem dürfte es Köhler bei seinen taktischen Ansprüchen bevorzugen, dass der Kapitän das Spiel vor sich sieht und von hinten heraus dirigiert. Außerdem kann sich Drittliga-Rekordtorschütze Anton Fink dadurch in der Spitze wieder auf das konzentrieren, was er am besten kann – Tore schießen.