Schuhen: "Liegt nicht an mir, wenn wir zu Null spielen"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Marcel Schuhen vom F.C. Hansa Rostock über das Rostocker Erfolgskonzept in den vergangenen Partien, die Bedeutung der Fans und über seine Zukunft.

[box type="info"]Hintergrund: Im Januar 2015 wechselte Marcel Schuhen von der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln an die Ostseeküste und konnte sich als Nummer eins im Tor festsetzen. Zuletzt überzeugte der 23-Jährige mit starken Paraden und wurde als „Spieler des 33. Spieltages“ gewählt.[/box]

liga3-online.de: Hallo Herr Schuhen, Ihr Busfahrer sagte unlängst nach dem Sieg in Großaspach, dass er dafür sorgen werde, dass die Heimfahrt nicht so lange dauern würde. Wie war denn die Rücktour?

Marcel Schuhen: Angenehm, Aschi (Heiko Aschenbrenner, Anmerk. d. Red.) hat Wort gehalten und brachte uns so schnell wie möglich zurück. Morgens halb acht waren wir in Rostock.

Hansa hat jetzt 40 Punkte auf dem Konto, die jedoch sicher nicht reichen werden in dieser 3. Liga. Am Samstag treffen Sie auf den Tabellenletzten Stuttgart II. Wie lautet die Zielsetzung?

Wie in jedem Heimspiel: drei Punkte! Das ist das, was zählt. Wir spielen dieses Mal gegen einen direkten Mitkonkurrenten. Jetzt heißt es wieder auf die Tugenden wie Zweikampf, Wille und Einsatz, die im Abstiegskampf benötigt werden, zurückgreifen. Das ist ganz wichtig für uns.

Was ist Hansas Erfolgskonzept? Immerhin ging in den vergangenen sieben Partien nur ein Spiel verloren…

Wir haben zuletzt bewiesen, dass wir auch gegen Teams, die in der oberen Tabellenhälfte mitspielen, Punkte holen können (2:2 in Dresden, 1:0 gegen Großaspach).

Welche Rolle spielen dabei die Fans? Wie wichtig sind diese gelebten Emotionen, ob nun im Dorf Großaspach, in Dresden oder im heimischen Ostseestadion?

Sie sind immens wichtig. Sie pushen uns nach vorne, sind der 12. Mann. Gerade im Ostseestadion kann es schon mal ein richtiger Hexenkessel werden. Aber auch auswärts, wie zuletzt in Großaspach, werden wir immer zahlreich unterstützt. Als Spieler ist wichtig, dies im Rücken zu spüren.

Glauben Sie bis zum letzten Spieltag an ein Kopf-an-Kopf-Rennen im Abstiegskampf? Was ist Ihre Erwartung an den Saisonendspurt?

Das ist schwierig. Ich denke, es wird sich tatsächlich erst am letzten Spieltag entscheiden, wer absteigt und wer die Klasse hält. Wir geben auf jeden Fall unser Bestes, dass wir in dieser Verlosung nicht mehr dabei sind.

Sie zählen mit 14 zu-Null-Spielen zu den Top-Keepern der 3. Liga und überzeugten bislang mit konstant guter Leistung. Wie wichtig ist dieser Rückhalt fürs Team?

Ich tue mich etwas schwer, da selbst etwas zu sagen. Sicherlich trage ich einen Teil dazu bei, dass das Team funktioniert und wir den maximalen Erfolg rauskitzeln. Aber generell liegt es nicht an mir, wenn wir zu Null spielen. Es beginnt vorne und endet in der Defensive. Das ist doch eigentlich das Entscheidende im Fußball: dass die Mannschaft funktioniert.

Sie kamen im Januar 2015 aus der Regionalliga nach Rostock. Wie groß war diese Umstellung für Sie?

Gar nicht mal so groß. Ich war mir meiner Aufgabe bewusst und froh darüber, dass ich die Chance bekam, beim Traditionsverein Hansa zu kicken. Von Spiel zu Spiel bekommt man natürlich eine gewisse Routine. Ich denke, meine Leistung ist dadurch auch stabiler geworden.

Mit Stefan Karow trainieren Sie bei Hansa unter einem erfahrenen Torwarttrainer. Wie schätzen Sie das Training ein? Profitieren Sie mitunter auch von Ihren Torwart-Kollegen?

Ja, extrem. Wir sind ein sehr gut funktionierendes Torwart-Team. Stefan hat mich vom Niveau her nochmal auf eine andere Ebene gebracht. Da zahlt sich die harte Arbeit irgendwann auch aus. Überhaupt ist es sehr wichtig, dass man im Laufe seiner Karriere nie aufgibt und immer an seinen Stärken wie auch Schwächen arbeitet. Das klappt hier wirklich sehr gut.

Sie sind ein Kölsche Jung durch und durch; durchliefen alle Jugendmannschaften des FC. Wie kommt man mit der Mentalität der Norddeutschen klar?

Ach, eigentlich sehr gut. Anfangs war es eine kleine Umstellung. Ich habe dann aber gemerkt, dass man auch mal Kontra geben darf, wenn man auf Gegenwehr stößt. Dann wirst du akzeptiert.

Fühlen Sie sich wohl in Rostock?

Ich fühle mich hier extrem wohl. Mit meiner Freundin habe ich hier eine kleine Wohnung. Es ist eine tolle Stadt. Die Lage ist etwas ganz Besonderes. Man hat das Meer direkt vor der Haustür, das gibt es in Köln nicht.

Vermissen Sie etwas im Norden und fahren Sie noch oft nach Köln?

Natürlich fehlen hier Familie und Freunde, dazu stehe ich auch. Aufgrund der großen Distanz und der fehlenden Zeit komme ich nur noch selten in die Heimat.

Bei Auswärtspartien trifft man sehr oft Ihren Vater, sei es in Cottbus oder in Bremen… Ist er immer vor Ort, wenn Sie spielen? Was bedeutet Ihnen Familie?

Familie und Freunde bedeuten mir alles. Es ist einfach wichtig, dass man in diesem Fußballgeschäft mit dem ganzen Drumherum geerdet bleibt. Dass man weiß, wo man herkommt. Mein Vater fährt so gut es geht zu jedem Spiel. Auch in Großaspach hat er mich abends überrascht. Für mich bedeutet es eine wahnsinnige Unterstützung und auch Rückendeckung. Familie und Freunde fangen einen immer auf.

Ihr Vertrag läuft noch bis Sommer 2017 und mit 23 Jahren sind Sie im besten Fußballeralter. Könnten Sie sich vorstellen, sich auch längerfristig an die Kogge zu binden?

Vorrangig wollen wir erst einmal die Klasse halten. Alles was danach passiert, wird sich zeigen. Fakt ist: Ich fühle mich hier in Rostock und bei Hansa sehr wohl und kann versprechen, dass ich immer alles für Hansa geben werde. Das ist das Entscheidende!

 

   

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