Ausschreitungen bei Derby – 700 Dynamo-Fans ausgesperrt
Das Derby zwischen dem 1. FC Magdeburg und der SG Dynamo Dresden ist am Samstagnachmittag von Ausschreitungen überschattet worden, es gab mehrere Verletzte. Nachdem es vor dem Gäste-Eingang zu Rangeleien zwischen Dynamo-Fans und der Polizei gekommen war, erhielten rund 700 Fans ein Hausverbot. Einige Anhänger hatten versucht, ohne Eintrittskarte in das Stadion zu gelangen. Während der Partie kam es zudem zu unschönen Szenen auf den Rängen. Nach der Partie musste die Polizei Wasserwerfer einsetzen.
"Aggressive Grundstimmung" und "gezielte Störaktion"
Da ein mit rund 1.000 Dynamo-Fans besetzter Zug erst mit etwa 50-minütiger Verspätung in Magdeburg angekommen war, verzögerte sich der geplante Fan-Marsch zum Stadion deutlich. Auf dem Weg in Richtung MDCC-Arena zündeten die Fans mehrfach Pyrotechnik und Böller, ansonsten blieb es aber weitestgehend friedlich. Knapp 20 Minuten vor Spielbeginn erreichte der Großteil der SGD-Fans das Stadion, danach kam es zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Fans und der Polizei. "Mehr als 300 Dresdner Fans wollten sich ohne gültiges Ticket durch massive Gewalt den Eintritt in das Stadion verschaffen. Durch konsequentes Handeln unserer Sicherheits-und Polizeikräfte konnte das Bestreben der Gästefans verhindert werden", berichtet FCM-Manager Mario Kallnik. Es flogen Gegenstände, zudem wurden Absperrzäune beschädigt und ein Verpflegungsstand ausgeraubt und zerstört. Sechs SGD-Fans wurden zwischenzeitlich festgenommen. Einsatzkräfte sprachen von einer "aggressiven Grundstimmung" sowie von einer "gezielten Störaktion". Laut Augenzeugenberichten setzte die Polizei Pfefferspray ein, mehrere Fans, darunter auch Kinder, wurden dabei verletzt. Während das Spiel längst angepfiffen war, standen immer noch 700 Fans vor den geschlossenen Toren. Laut der Polizei habe der 1. FC Magdeburg als Veranstalter dann gegen 14:30 Uhr entschieden, dass den wartenden Fans kein Einlass mehr gewährt werden wird. Während sich die Lage anschließend nach und nach beruhigte, kam es im Stadion zu unschönen Szenen.
Partie nach Ausgleichstreffer für 5 Minuten unterbrochen
Unmittelbar nach dem Ausgleichstreffer (65. Minute) wurden im Dynamo-Block Feuerwerkskörper abgefeuert, die zum Teil auf dem Rasen sowie in einem Magdeburger Block landeten – Schiedsrichter Manuel Gräfe unterbrach die Partie. Aufgebrachte FCM-Fans stürmten daraufhin durch eine Pufferzone in Richtung des Gästeblocks, Ordnungskräfte und die Polizei mussten ein direktes Aufeinandertreffen verhindern. Zwei Personen liefen unterdessen allerdings auf das Spielfeld und präsentierten eine Freundschaftsfahne des 1. FC Magdeburg und des BFC Dynamo – ein Ordner schickte sie zurück.
Spieler und Trainer versuchten beruhigend auf die Fans einzuwirken. Auch Dynamo-Manager Ralf Minge eilte herbei, wurde vom Ordnungsdienst jedoch zunächst für einen Zuschauer gehalten und kurzzeitig zurückgedrängt. Als sich die Lage nach knapp fünf Minuten entspannt hatte, konnte die Partie ohne weitere Vorkommnisse zu Ende gebracht werden. "Ich hatte die Sorge, dass das Spiel vielleicht abgebrochen wird. Aber der Schiedsrichter hat das ganz souverän gemacht", so Dynamo-Trainer Uwe Neuhaus nach dem Spiel. Während der im Vorfeld befürchtete Platzsturm nach dem Dynamo-Aufstieg ausblieb, kam es im näheren Stadion-Umfeld zu weiteren Auseinandersetzungen.
Polizei setzt Wasserwerfer ein
Rund 250 Magdeburger Anhänger wollten in Richtung der SGD-Fans vordringen, es flogen Steine und Flaschen, die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Vor Vorgehen, das die "Fanhilfe Magdeburg" auf Twitter scharf kritisierte: "Polizei dreht durch. Wasserwerfer gegen alles was sich bewegt. Eskalation wird bewusst provoziert." Im weiteren Verlauf des späten Nachmittages beruhigte sich die Lage dann nach und nach, die Abreise der Fanlager verlief ohne weitere Zwischenfälle. Die Polizei leitete 33 Verfahren, unter anderem wegen Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und Raub ein. Insgesamt wurden über 15 Personen verletzt. Beide Vereine müssen mit einer Geldstrafe seitens des DFB rechnen. "Wir haben einen enormen Aufwand im Vorfeld betrieben, um die Sicherheitslage zu besprechen. Das Ergebnis ist für beide Seiten enttäuschend", so Dynamo-Manager Ralf Minge bei "n-tv".
"Sicherheitsträger agierten nicht deeskalierend"
Am Sonntagnachmittag veröffentlichten die Sachsen eine einordnende Stellungnahme und sparten dabei nicht mit Kritik an den eigenen Fans, aber auch an der Polizei: "Neben der großen Zahl friedlicher Dynamo-Anhänger gab es erneut jene, die nicht angereist waren, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Diese Gruppe, diese Minderheit, hat den dynamischen Festtag schon vor Anpfiff beschmutzt. Zu den ersten Eindrücken, die weiterer Aufarbeitung bedürfen, zählt aber auch, dass ein Teil der Sicherheitsträger nicht deeskalierend agierte, sondern mit der Situation überfordert war und schließlich hunderten friedlichen Fans mit gültigen Eintrittskarten den Zugang zum Stadion verwehrte."
Polizei dreht durch. Wasserwerfer gegen alles was sich bewegt. Eskalation wird bewusst provoziert! #FCMSGD pic.twitter.com/HsVJde4Qk4
— Fanhilfe Magdeburg (@fanhilfe_md) 16. April 2016