Volle Ladung! Saarbrücken zerschießt den FCC!
Als der Anpfiff ertönte, war sich wahrscheinlich keiner der 22 Akteure auf dem Platz und keiner der 7.000 Menschen auf den Rängen bewusst, dass sie in den nächsten 90 Minuten miterleben würden, wie Fußballgeschichte geschrieben wird. Der FC Saarbrücken verpasst dem FC Carl Zeiss Jena eine historische Packung und schießt die Raab-Elf mit 7:0 aus dem eigenen Stadion! Keine andere Mannschaft gewann je so hoch im Ernst-Abbe-Sportfeld. Dass es ein solches Schützenfest geben würde, war beim besten Willen nicht zu erwarten, wo der FCC doch in Spielen gegen Heidenheim und Sandhausen zu überzeugen wusste und die Saarbrücker mit null Punkten und 3:9 Toren anreisten. Aber Zeiss-Trainer Raab warnte schon vor dem Spiel, dass Saarbrücken nicht zu unterschätzen sei und nur wenige Prozent Leistungsabfall zu einer herben Niederlage führen würden. Dass es aber so dicke kommt, hätte vermutlich er selbst nicht gedacht.
Der FCC begann eigentlich sehr aktiv und zeigte sich in den ersten 5 Minuten spielbestimmend, so als wollten sie möglichst das erste Tor erzielen. Was danach aber passierte war zunächst eine Aneinanderreihung individueller Fehler. In der 6. Minute spielte Schmidt einen Rückpass zu kurz, Markus Fuchs fährt dazwischen und steht frei vor Torwart Nulle. Der rutscht weg und Fuchs schiebt ein – das 1:0 für Saarbrücken. Danach herrschte einige „Konfusion" beim FCC, besonders in der Hintermannschaft. Keine Minute später rauschte eine scharfe Hereingabe durch den Jenaer Fünfmeterraum, die weder Freund noch Feind erreichten, aber allein die Gefahr dieser Situation machte deutlich, dass Saarbrücken Blut geleckt hatte. Wieder keine Minute später droschen die Saarbrücker einen Freistoß auf Nulle’s Gehäuse, der parierte, die Abwehr bekommt den Ball nicht kontrolliert raus, Sieger zieht aus 20m ab – 2:0. Danach bekamen die Jenaer keine Fuß mehr auf den Boden und die Saarbrücker lehnten sich erstmal entspannt zurück. Erst als die Jenaer Abwehr in der 20. Minute wieder zum angreifen einlud, entschlossen sich die Saarbrücker die schlecht postierten Jenaer Slalomstangen geschickt auszuspielen und erneut frei vor Nulle einzunetzen. Ohne sich ein Bein auszureißen, lediglich mit aufmerksamem Fußballspiel, konnten die Gäste mit einem beruhigenden 3:0 in die Pause gehen. Es hatte völlig genügt, die kopflosen Jenaer auszugucken und halbwegs konzentriert auszuspielen.
Vielleicht hatten sich die Jenaer für die zweite Halbzeit noch etwas vorgenommen, doch was immer es gewesen sein mochte, Zydko zerschoss es mit seinem 4:0 direkt nach Wiederanpfiff! Das war das inoffizielle Spielende für die Spieler des FCC, die Moral war gebrochen. Von nun an waren die Saarbrücker nicht mehr auf individuelle Fehler angewiesen, denn das Spiel spielte sich jetzt wie von selbst. Der FCC schwenkte die weiße Fahne und ergab sich. Doch es gibt im Fußball kein Handtuch werfen wie beim Boxen. Die 90 Minuten müssen gespielt werden – zum Glück ersparte Schiedsrichter Cortus dem Heimpublikum (also denen, die noch nicht gegangen waren) die Nachspielzeit. Die Saarbrücker nutzten die 2. Halbzeit, um die bitteren Niederlagen der ersten 3 Spiele zu kurieren und ballerten fröhlich noch drei Dinger rein ohne sich sichtlich dabei anstrengen zu müssen. 7:0.
Auf der Suche nach den Gründen für diesen abstrusen Spielverlauf wird man vermutlich viele Ansatzpunkte finden. Einer der naheliegendsten ist vermutlich, dass die Jenaer Mannschaft durch die schnellen und vor allem unnötigen Gegentore völlig aus dem Konzept gebracht wurde und entweder nicht die Klasse oder aber (noch nicht) den nötigen Zusammenhalt gefunden hat, um das Spiel ernsthaft wieder unter Kontrolle bringen zu können. Ein anderer, recht interessanter Gedanke war im Jenaer Forum zu lesen, wonach die Vereinsführung den finanziell angeschlagenen Verein mit diesem legendären 0:7 und einer gut platzierten Sportwette lediglich sanieren wollte. Was auch immer nun dazu führte, die Saarbrücker wissen jetzt, dass sie sich vor niemandem zu verstecken brauchen und in dieser Saison noch einiges erreichen können. Die Jenaer hingegen wurden nach den 2 Siegen gegen Aufstiegskandidaten unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Glücklicherweise sind am kommenden Wochenende DFB-Pokal-Spiele angesetzt, so dass die die Jenaer 9 Tage Zeit haben, um sich auf das nächste Spiel vorzubereiten. Zweifelhaft aber ist, ob diese 9 Tage ausreichen, um ein derartiges Erlebnis aus dem Gedächtnis zu radieren. Vermutlich es diese Mannschaft für den Rest der Saison begleiten…
– Posted by: Steffen Hilker