Saisonfazit Wehen Wiesbaden: Fröhling rettet verkorkste Saison
In sprichwörtlich letzter Sekunde schaffte der SV Wehen Wiesbaden durch ein Tor von Alf Mintzel doch noch den Klassenerhalt. Dabei standen die Hessen in der Winterpause auf Platz zwölf, fünf Punkte vor dem ersten Abstiegsplatz sowie sechs Punkte Rückstand auf Tabellenplatz vier. liga3-online.de blickt zurück:
Das lief gut
Die Heimspiele waren sicherlich nicht schuld, dass der SVWW noch in große Abstiegsnöte geriet. Mit einer Heimbilanz von sieben Siegen, neun Unentschieden und nur drei Niederlagen belegen die Hessen Platz acht der Heimtabelle. Ebenfalls positiv ist die Bilanz von Torsten Fröhling: In seinen acht Spielen als Verantwortlicher bei den Hessen holte der SVWW 12 Punkte. Nur sechs Teams holten mehr Punkte. Als es ins Saisonfinale ging, rückte die Mannschaft enger zusammen und gab sich nie auf.
Das lief nicht gut
Die wohl offensichtlichste Erklärung für die schlechte Saison des SVWW ist die schwache Auswärtsbilanz. Gerade einmal zwei Siege und neun geschossene Tore auf fremden Platz stehen zu Buche. Das liegt auch an den vielen späten Gegentoren in der Hinrunde. So wurden in Chemnitz, Cottbus, Aalen, Magdeburg und Aue insgesamt sieben Punkte in den letzten Minuten verschenkt. Dass es vom vermeintlich sicheren Mittelfeldplatz mittenrein in den Abstiegskampf ging, lag vor allem an der miserablen Serie in den Monaten Februar und März: Aus 8 Spielen holte der SVWW nur 2 Punkte.
Bester Spieler
Einer der wenigen Spieler, die ihr wahres Leistungsvermögen konstant auf den Platz bringen konnte, war Torhüter Markus Kolke. Mit zahlreichen sehr guten Paraden sicherte der 25-Jährige regelmäßig seiner Mannschaft wichtige Punkte. So auch am letzten Spieltag. Gegen Stuttgart II hatte er mit zwei Glanzparaden maßgeblichen Anteil daran, dass die Hessen über das Torverhältnis den Klassenerhalt geschafft haben.
Schwächster Spieler
Die schlechte Saison des SVWW lässt sich nicht an einem Spieler festmachen. Fast jeder Akteur hatte immer wieder Phasen, in denen er positiv und negativ aufgefallen ist. Gemessen an seiner starken Hinserie mit neun Vorlagen (zweitbester Vorbereiter in der Hinrunde) fällt Marc Lorenz in der Rückrunde ab. Er war im Jahr 2016 mit seiner Leistung sehr unkonstant, auch seine Standards brachten nur noch selten Gefahr. Er steht stellvertretend für die enttäuschende Rückrunde der gesamten Mannschaft.
Saisonhighlight
Das absolute Highlight der Saison war ohne Frage der letzte Spieltag. Mit der schlechtesten Ausgangslage aller Abstiegskandidaten ging der SVWW ins Spiel gegen Stuttgart II. Auch nach dem Rückschlag durch das zwischenzeitliche 1:1 gab sich die Mannschaft nicht auf und ging erneut in Führung, zum Klassenerhalt fehlte aber noch ein Tor. Als nur noch die Wenigsten an die Rettung glaubten, erzielte Routinier Alf Mintzel quasi in letzter Sekunde das erlösende Tor.
Negativhighlight
Das wohl enttäuschendste Spiel fand am 30. Spieltag gegen Hansa Rostock statt. Beide Teams trennte vor dem Spiel lediglich ein Punkt und nach der Trennung von Sven Demandt wurde mit einer Reaktion der Mannschaft gerechnet. Umso enttäuschender war dann die Leistung. Am Ende hieß es 0:4. Statt des erhofften Befreiungsschlags, rutschte man erstmals auf einen Abstiegsplatz.
Bewertung der getätigten Transfers
Mit Kevin Pezzoni, Niklas Dams, Marc Lorenz und Torsten Oehrl wurde gleich eine ganze Reihe an Sommertransfers Stammspieler. Auch der im November verpflichtete Steven Ruprecht überzeugte sofort. Dagegen fielen mit Patrick Mayer, Fabian Franke und Christian Cappek kurz nach ihren Verpflichtungen langfristig aus. Jaroslaw Lindner und Michael Vitzthum wurden erst unter Torsten Fröhling Stammspieler. Der im Winter aus der 2. Bundesliga ausgeliehene Timm Golley war zwar eine weitere Alternative, aber nicht die erhoffte deutliche Verstärkung.
Bewertung der Trainer
Insgesamt waren die Leistungen unter dem im Sommer gekommenen Sven Demandt viel zu unbeständig. Wenn das Offensivspiel gut funktionierte, geschah dies auf Kosten der Defensive. Stand man in der Defensive gut, litt darunter die Offensive. Um die Negativserie im Frühjahr zu durchbrechen, fand Demandt kein Mittel. Der Neu-Trainer Torsten Fröhling hat sich als absoluter Glücksgriff erwiesen. Der 49-Jährige schaffte es, der Mannschaft die Verunsicherung zu nehmen und gab ihr ein klares Spielkonzept auf den Weg. Ihm gebührt ein erheblicher Anteil am Klassenerhalt.
Fazit
Die Saison haben sich die Hessen ganz anders vorgestellt. Statt um die vorderen Plätze mitzuspielen, rutschte man durch ein enttäuschendes Jahr 2016 mitten in den Abstiegskampf. Die Verpflichtung von Torsten Fröhling kam gerade noch zur rechten Zeit, um den Supergau noch abzuwenden. Zwischenzeitlich betrug der Rückstand auf das rettende Ufer schon vier Punkte. Absolutes Manko in dieser Saison war die Chancenverwertung. Um ein Tor zu erzielen, musste ein viel zu großer Aufwand betrieben werden. 35 Tore in 38 Spielen sind einfach zu wenig. Auch die Auswärtsbilanz war mit nur 2 Siegen miserabel.
Ausblick auf die kommende Saison
Die Rettung in letzter Sekunde kann der Mannschaft, die nur punktuell verstärkt werden soll, Auftrieb für die neue Saison geben. Auch die Spielweise unter Torsten Fröhling lässt eine deutliche bessere nächste Saison erwarten. Die Mannschaft überzeugte sowohl spielerisch als auch kämpferisch. Kann die Mannschaft den Eindruck aus dem Saisonfinale bestätigen, ist ein einstelliger Tabellenplatz realistisch.