Twente Enschede in der 3. Liga? Was der DFB dazu sagt
Eine Meldung der Tageszeitung "Telegraaf" sorgte am Montag für Aufsehen: Demnach prüfe der niederländische Erstligist FC Twente Enschede nach dem Zwangsabstieg aus der Eredivisie die Option eines Lizenz-Antrages in Deutschland. Auch ein Start in der 3. Liga sei demnach eine Überlegung. Doch ist ein solcher Ligen-Wechsel überhaupt möglich? liga3-online.de hat beim DFB nachgefragt. Das Ergebnis: "Insgesamt würde der DFB nach erster oberflächlicher Betrachtung einen Antrag des FC Twente Enschede unter den aktuellen Gesichtspunkten als wenig aussichtsreich erachten." Die Hintergründe:
Twente wehrt sich gegen Zwangsabstieg in die 2. Liga
Seit 1956 gehört der FC Twente Enschede zum Inventar der niederländischen Eredivisie, nun muss der Verein aus der 70 Kilometer westlich von Münster gelegenen Stadt aber um den Verbleib in der 1. Liga zittern. Aufgrund von finanziellen Unregelmäßigkeiten beschloss der niederländische Fußballverband (KNVB) den Zwangsabstieg in die 2. Liga. Der FC Twente legte Beschwerde ein und begründete diese damit, dass ein Zwangsabstieg in den Statuten des Verbandes nicht vorgesehen sei und deshalb auch nicht durchgeführt werden könne. Der KNVB lehnte den Einspruch am vergangenen Freitag in einer ersten Verhandlung ab, nun schauen sich die "Tukkers" nach Alternativen um. Laut dem "Telegraaf" prüfe eine Expertenrunde derzeit die Möglichkeit eines Verbandswechsels nach Deutschland.
FIFA müsste Genehmigung erteilen
Wie liga3-online.de erfuhr, ist die Aufnahme eines Klubs aus dem benachbarten Ausland im DFB zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, stellt aber eine Ausnahme dar, "für die außergewöhnliche Umstände geltend gemacht werden müssen", erklärte der DFB auf Anfrage. Einzelfälle gäbe es durchaus, in Deutschland jedoch nur im Amateurbereich. Beispiele sind der SV Casino Kleinwalsertal aus Österreich, der in der deutschen B-Klasse Allgäu 6 spielt, oder der FC Büsingen, der sowohl Mitglied des Schweizer als auch des Südbadischen Fußball-Verbandes ist. Will sich ein Klub einem anderen Mitgliedsverband anschließen, kommt Artikel 78 der FIFA-Statuten ins Spiel. Dieser besagt, dass das bisherige Mitglied (im Fall Enschede wäre das der niederländische Verband), das zukünftige Mitglied (in diesem Fall der DFB) sowie die FIFA dazu die Genehmigung erteilen müsste. Erforderlich sei in solchen Fällen ein Antrag des Vereins an den DFB, in dem der Klub u.a. die besonderen Umstände darlegt. "Der Antrag muss anschließend von allen drei beteiligten Verbänden genehmigt werden. Der Verfahrensweg sieht vor, dass der Antrag über den DFB an die FIFA geleitet wird, die den aktuellen Mitgliedsverband des Antragsstellers einbezieht", so der DFB.
Start in der 3. Liga "nicht ohne weiteres möglich"
Zurück zum konkreten Fall Twente Enschede. Abgesehen davon, dass die Zulassungsfristen für Saison 2016/17 in der 3. Liga längst abgelaufen sind, wäre die Einordnung eines Klubs in höhere Spielklassen nicht ohne weiteres möglich bzw. unrealistisch, wie der DFB auf Anfrage unserer Redaktion betonte. Es gelte der Grundsatz, dass ein Verein, der sich neu im DFB und einem seiner Landesverbände anmeldet, normalerweise in der untersten Spielklasse eingeordnet werde. Dieser Weg wäre für den niederländischen Erstligisten aber wohl keine realistische Option, wenn er nicht auf Jahre in der Versenkung verschwinden will. Denkbar wäre maximal, dass Twente Enschede mit einem deutschen Klub fusioniert – ein aber eher mühsames und langwieriges Unterfangen. Und so wird der FC Twente die "Auswanderungspläne" nach Deutschland wohl ad acta legen können. Aus Fansicht wäre Enschede, das nur kurz hinter der deutschen Grenze liegt und einen Zuschauerschnitt von knapp 26.000 Anhängern aufweist, sicherlich eine Bereicherung für die 3. Liga gewesen, doch realistisch ist ein Start zumindest in der 3. Liga nicht.
[box type="info"]Info: Wir haben beim FC Twente Enschede um eine Stellungnahme zu der beschriebenen Thematik gebeten. Sobald diese vorliegt, wird sie hier veröffentlicht. [/box]