Duisburg: Abstiegsspieler sollen Aufstiegshelden werden

Paderborn, Osnabrück, Münster – wenn die Saison in drei Wochen beginnt, wird der MSV Duisburg direkt gefordert sein. Um den finanziell dringend benötigten Wiederaufstieg erfolgreich zu gestalten, sollen vor allem die Abstiegsspieler der vergangenen Saison helfen. Manager Ivica Grlic vermeidet einen Umbruch, wagt sich damit aber auch auf einen riskanten Weg. Eine Analyse.

Mittelfeld muss kreativer werden

Zum Trainingsauftakt bringt der MSV Duisburg eine "echte" Zweitliga-Truppe auf den Platz, denn die Mehrheit der 24 Akteure spielte schon im Abstiegsjahr für die Zebras. Die Transferaktivitäten von Manager Ivica Grlic beschränkten sich bislang fast ausschließlich auf Vertragsverlängerungen, sodass mit Tugrul Erat, Fabio Leutenecker und Thomas Blomeyer lediglich drei Feldspieler neu verpflichtet wurden. Für viele Fans bleibt das unbefriedigend, zumal die spielerischen Fähigkeiten der verbliebenen Zebras nur selten überzeugt haben. Gerade im Mittelfeld fehlten oft die kreativen Momente, die Flügelspieler Tugrul Erat trotz zehn Toren und zehn Vorlagen in der Regionalliga West nicht alleine erzeugen kann. Die Hoffnungen ruhen daher auch auf Spielern, die aus langen Verletzungspausen zurückkehren und noch unter Vertrag stehen. Rechtsaußen Andreas Wiegel beispielsweise hat erst ein einziges Spiel für die Zebras bestreiten können, war bei seinem Einsatz gegen den FC St. Pauli aber eine technische Augenweide im Vergleich zum sonstigen Stückwerk. Auch Martin Dausch war vor seinem Hüftschaden der Dreh- und Angelpunkt im zentralen Mittelfeld der Meidericher und überzeugte bereits in der 3. Liga für die Zebras. Allerdings ist es bei beiden Akteuren fraglich, ob sie für die Ansprüche des MSV schnell genug in alte Form zurückfinden – und was passiert, wenn dies nicht geschieht. Sollte Dausch fit bleiben, wird er im zentralen Mittelfeld gesetzt sein – sein Partner wird derweil noch gesucht. Neben Baris Özbek, der zuletzt eine solide Rückrunde spielte, ist auch Tim Albutat ein Kandidat mit Potential. Der 23-Jährige wurde nach zweijähriger Leihe nun für drei weitere Jahre fest verpflichtet. Eine weitere Variante wäre, Fabian Schnellhardt von der Position des Spielmachers weiter in die Zentrale zurückzuziehen. Der 22-Jährige kehrt nach erfolgreicher Leihe aus Kiel zurück (fünf Tore, sieben Vorlagen) und gilt aufgrund seiner spielerischen Klasse schon jetzt als großer Hoffnungsträger unter den Fans.

Vorne und hinten fehlt(e) Durchschlagskraft

Auf Schnellhardts Schultern lastet daher schon vor Saisonbeginn der Druck, dem dürftigen Sturm der Meidericher mit seinen Vorlagen neues Leben einzuhauchen. Letztes Jahr erzielten die Sturmbullen Kingsley Onuegbu und Stanislav Iljutcenko gemeinsam gerademal sieben Treffer, während Simon Brandstetter – ebenfalls langzeitverletzt gewesen – in nur fünf Partien ohne Torerfolg blieb. Ein junger Knipser hätte die Fans beruhigt, wurde aber nicht gefunden. Das Bedürfnis nach frischem Blut erfüllte man dagegen auf der Torwartposition. Mit Mark Flekken (23) und Daniel Zeaiter (21) verpflichtete der MSV zwei Talente, die wiederum kaum Profieinsätze vorweisen können. Routinier Michael Ratajczak wäre zwar gerne geblieben, erhielt aber kein neues Angebot. Und somit ist nun ausgerechnet der meist wenig überzeugende Marcel Lenz (25) der erfahrenste Keeper der Duisburger. Die wohl spannendste Frage stellt sich unmittelbar vor dem Tor: Während die Außenbahnen zwar dürftig, aber in Personen von Fabio Leutenecker und Dan-Patrick Poggenberg mit Qualität besetzt sind, klafft in der Innenverteidigung ein riesiges Loch. Kapitän Branimir Bajic wird im Oktober 37 Jahre alt, hat aber dennoch gute Chancen auf einen Stammplatz. Das liegt unter anderem an den Alternativen, denn weder Enis Hajri noch Dustin Bomheuer haben bislang im Trikot der Zebras überzeugt. Mit Thomas Blomeyer hat der MSV nur noch einen 20-Jährigen vom FC Ingolstadt II in der Hinterhand, der noch nie ein Profispiel bestritten hat.

Fazit

"Junge, hungrige Spieler", versprach Manager Ivica Grlic den Fans und hielt Wort – kein Spieler ist älter als 26 Jahre. Dennoch stellt der MSV mit einem Altersschnitt von 26,3 Jahren den ältesten Drittliga-Kader. Besonders die Alteingessenen Bajic, Hajri oder Onuegbu haben es jetzt selbst in der Hand, die Transferstrategie ihres Sportdirektor zu rechtfertigen. Andernfalls droht den Duisburgern bei einem missglückten Saisonstart bereits der Fan-Aufstand. Vor allem MSV-Legende Grlic rückt dann besonders in den Fokus, denn bei vielen Fans steht er nach dem Abstieg gehörig in der Kritik.

   

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