Saisonvorschau MSV Duisburg: Die Erwartungen sind groß
Bevor die 3. Liga am 29. Juli in die neue Saison startet, blickt liga3-online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf den MSV Duisburg.
So lief die Vorbereitung
Nachdem die Trauer im Lager des MSV Duisburg aufgrund der verpatzten Relegation verflogen ist, entwickelte sich bei den Zebras im Laufe der Vorbereitung wieder eine Aufbruchsstimmung. Zum Auftakt der „Testspielsaison“ feierten die Meidericher deutliche Siege gegen Amateurteams der Region (15:0 gegen St. Tönis, 14:0 gegen TuSpo Huckingen). Anschließend lud MSV Aufsichtsvorsitzender Jürgen Marbach seine Schützlinge erneut zu einem Trainingslager im österreichischen St. Johann ein. Dort bestritten die Zebras neben schweißtreibenden Einheiten mit Athletiktrainer Andreas Tappe, auch drei Testspiele gegen internationale Gegner. So gelang im ersten Vergleich direkt ein überzeugendes 4:1 gegen den französischen Zweitligisten FC Valenciennes, bei dem Youngster Ahmet Engin mit gleich drei Treffern ein dickes Ausrufezeichen setze. Danach folgten noch ein 1:1-Unentschieden gegen Wacker Innsbruck und ein 2:1-Sieg gegen den tschechischen Erstligisten Jihlava. Am vergangenen Samstag veranstalte der MSV ein eigenes Vorbereitungsturnier. Dort zeigten die Gruev-Jungs erst gegen Bundesligist Eintracht Frankfurt ein ansprechendes Spiel und setzten sich nach 0:0 in der regulären Spielzeit im Elfmeterschießen durch. Beim anschließenden Finale gegen Hertha BSC zog der MSV dann im erneuten Duell vom Punkt den Kürzeren. Einziger Wermutstropfen ist die schwere Bänderverletzung von Dan-Patrick Poggenberg im Spiel gegen Eintracht Frankfurt. Der Blondschopf wird dem MSV bis auf unbestimmte Zeit nicht zur Verfügung stehen.
Die Transferperiode
Zugänge | Abgänge |
Tugrul Erat (Fortuna Düsseldorf) | Maurice Schumacher (KFC Uerdingen) |
Thomas Blomeyer ( FC Ingolstadt II) | Timothy Dieng (unbekannt) |
Fabio Leutenecker (Stuttgarter Kickers) | Pierre de Wit (unbekannt) |
Daniel Zeaiter ( FSV Mainz 05 II) | Thomas Meißner (ADO Den Haag) |
Mark Flekken ( Greuther Fürth) | Giorgi Chanturia (Ural) |
Mohamed Cisse (eigene Jugend) | Kevin Scheidhauer ( FC Schalke 04 II) |
Fabian Schnellhardt Holstein Kiel) | Rolf Feltscher (FC Getafe) |
Dominik Behr (Arnoldsweiler) | |
Nurretin Kayaoglu (unbekannt) | |
Victor Obinna (unbekannt) | |
James Holland (unbekannt) | |
Matthias Kühne (Carl Zeiss Jena) | |
Dennis Grote (Chemnitzer FC) | |
Steffen Bohl ( SV Elversberg) |
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Auf diesen Spieler sollte man achten: Tugrul Erat
Der 24-jährige Offensivmann mit aserbaidschanischem Pass kommt von Lokalrivale Fortuna Düsseldorf in den Zebrastall. Insgesamt fünf Spielzeiten stand er dort im Profi-Aufgebot und bestritt in dieser Zeit 34 Einsätze in Liga 2. Vornehmlich kam der nominelle rechte Mittelfeldmann dort allerdings bei der Zweitvertretung zum Zug. In der abgelaufenen Spielzeit absolvierte er gar keine Zweitligaminute für die Fortunen. Dafür explodierte der viermalige aserbaidschanische Nationalspieler mit zehn Toren und zehn Assists bei der U23 in der Regionalliga West. Grund genug für diverse Zweit- und Drittligisten, sich um den antrittsschnellen Erat zu bemühen. Dieser entschied sich dann aber letztlich für einen Wechsel an die Wedau. Auch weil sich Ilia Gruev und MSV Sportdirektor Ivica Grlic "am meisten um ihn bemüht“ hätten. In der Vorbereitung machte Erat durch große Anspielbarkeit, enorme Spielfreude im rechten Mittelfeld und Zug zum Tor auf sich aufmerksam. Außerdem markierte er beim 2:1-Sieg im Testkick gegen Jihlava den Siegtreffer. Die neue Nummer 29 beim MSV könnte ein echter Glücksgriff sein.
Stärken
Im Gegensatz zu vielen Absteigern konnte der MSV Duisburg große Teile seiner Mannschaft zusammenhalten. Gleich 15 Spieler des Kaders, der zwar abgestiegen ist, aber in der Rückrundentabelle der zweiten Liga mit 21 Punkten auf Platz 13 landete, sind geblieben. Daher blieb den Duisburgern ein kompletter Neuaufbau erspart. Zudem steht mit Ilia Gruev ein Trainer an der Seitenlinie, der die Zebraherde kontinuierlich verbesserte, wenn man von der desaströsen Relegation mal absieht. Zudem kennt er die Mannschaft, in der immer noch neun Aufstiegshelden von 2015 stehen. Unbestritten ist der 24-Mann starke Kader der Duisburg mit hoher individueller Klasse bestückt. Mittelfeldstrategen wie Dausch, Schnellhardt oder Janjic gehören wohl zur fußballerischen Elite in Liga 3. Dazu gesellen sich erfahrene Stabilisatoren wie Bajic und Özbek für den Defensivverbund und ein Kingsley Onuegbu im Sturm, auf dessen Tore die Duisburger in der dritten Liga in der Vergangenheit zählen konnten. Auch die Langzeitverletzten Wiegel und Brandstetter oder auch Neuzebras a la Erat, Youngster Blomeyer und Torwart Flekken sind selbstbewusst und zeigen starke Anlage. Die Zutaten für einen befruchtenden Konkurrenzkampf stehen bereit. Defensivspieler Enis Hajri unterstrich diese These am Rande des Trainingslagers. "Unser Coach wird es richtig schwer haben. Wir haben einen Kader, mit dem wir Ausfälle ohne Qualitätsverlust kompensieren können“, sagte der Routinier.
Schwächen
Kontinuität gilt hinlänglich als etwas Gutes. Der MSV Duisburg setzt trotz Abstieg in seinem Kader und auf der Trainerbank auf eben diese. Verständlich, denn unter Ilia Gruev steigerte sich die Mannschaft und manche würden behaupten, zu dem bitteren Abstieg wäre es gar nicht erst gekommen, wäre der Bulgare von Saisonbeginn an Trainer der Meidericher gewesen. Trotzdem birgt diese Konstellation auch ein gewisses Risiko. Was ist, wenn die Zebras zu Beginn der Saison nur traben anstatt zu galoppieren? Dann könnte diese Kontinuität auch als Naivität ausgelegt werden und zu Unruhe führen. Zudem haben die Duisburger einen weiteren Gegenspieler: Den Druck aufzusteigen und das schnellstmöglich. Zwar erklärte MSV-Chef Ingo Wald, man "würde bei einem verpassten Aufstieg nicht den Schlüssel im Schloss umdrehen“, allerdings ist die finanzielle Lage an der Wedau mehr als angespannt und so ist der angepeilte Aufstieg eher "Pflicht“ als "Kür“. Sportliche Schwächen muss man zu Beginn der Saison bei den Duisburgern ein wenig suchen. Die Achillesferse könnte die Außenverteidigung sein, denn auf der rechten Seite scheint Gruev dort mit dem Gedanken zu spielen, Nico Klotz sein Vertrauen zu schenken. Der kampfstarke Duisburger Publikumsliebling kann nur wenig Spielpraxis auf dieser Position vorweisen und sein Offensivdrang könnte für die Position zu stürmisch sein. Auf der anderen Seite wird mit Kevin Wolze nach dem Ausfall von Poggenberg ebenfalls ein sehr offensivorientierter Linksverteidiger zum Einsatz kommen. Unterm Strich könnte den Duisburgern auf dieser Position zum Saisonstart die Stabilität fehlen. Ein weiteres Fragezeichen ist die Torhüterposition. Der Favorit auf die Nummer 1 Mark Flekken macht zwar einen guten Eindruck, doch für ihn wäre es nach drei Jahren als Ersatzmann Neuland so im Fokus zu stehen.
Erwartungen der Fans
Die Erwartungen der Fans in Duisburg sind naturgemäß groß, denn als Absteiger gehört man üblicherweise zum Favoritenkreis. Zudem hat die letzte Saison trotz vieler Enttäuschungen aufgrund des emotionalen Schlussspurts, die Liebe und Leidenschaft für den eigenen Verein erneut entfacht. Dazu konnten die Meidericher viele Leistungsträger halten und eine vielversprechende Vorbereitung absolvieren. Die Folge ist eine Vorfreude, welche sich bei den Duisburgern auch im Dauerkartenverkauf ausdrückt. 5200 „Stammplätze“ gingen bis zur letzten Woche über die Ladentheke. In einschlägigen Fanforen ist der Tenor zudem von Optimismus und Vorfreude geprägt. Die Duisburger sind, so sagt man im Ruhrgebiet, „heiß wie Frittenfett“ und trauen ihrer Mannschaft einiges zu. Der aktuelle, selbstbewusste Slogan des Vereins „Kommt wieder“ in Anspielung auf eine Rückkehr des MSV Duisburg in das Bundesliga-Unterhaus spiegelt auch die Stimmung der Fans zu diesem Thema treffend wieder
Fazit
Die Stimmung rund um den MSV Duisburg ist wieder gut. Das kommt nicht von ungefähr. Die Zebras verfügen mit 5,95 Millionen Euro über den dritthöchsten Marktwert in Liga 3. Nur die Himmelblauen aus Chemnitz und die Zweitvertretung der Mainzer sind diesbezüglich besser aufgestellt. Zudem waren die mutigen, spielstarken Auftritte in den Testspielen gegen den FC Valenciennes (4:1) oder gegen die Hertha (2:2 nach regulärer Spielzeit) eine echte Kampfansage an die Konkurrenz. Weiter scheint die Mischung im Duisburger Team zwischen erfahrenen Führungsspielern wie Kevin Wolze oder Kapitän Branimir Bajic und Youngster wie Thomas Blomeyer oder Fabian Schnellhardt zu stimmen. Zudem ist der MSV auf vielen Positionen beinahe gleichstark besetzt. Ob es Dausch, Özbek, Schnellhardt und Albutat sind, die im Zentrum auf hohem Niveau um ihren Platz kämpfen werden oder Iljutcenko und Onuegbu im Sturmzentrum. Das Potenzial, die Leistung jedes Einzelnen durch einen intensiven Konkurrenzkampf zu steigern, ist da. Außerdem sitzt bei den Duisburgern mit Ilia Gruev ein Trainer auf der Bank, der die Mannschaft letzte Saison positiv beeinflusst hat. Der Zebracoach ist zudem äußerst angetan von seinem Kader: Dazu zeichnet den MSV seit einigen Jahren ein immenser Teamgeist aus. MSV-Urgesteine Bajic oder Wolze werden sicher alles dafür tun, diesen auch den Neuzugängen einzuimpfen. Natürlich gibt es auch einige Fragezeichen, wie stabil wird die kommende, unerfahrene Nummer 1 der Zebras sein? Wie findet die Mannschaft in die Saison und wie groß ist die Geduld der Fans? Sollten diesen Fragen aus Duisburger Sicht positiv beantwortet werden können, hat der MSV die Spieler, die Fans, die Führung, um ganz oben anzugreifen und wird nach nur einem Jahr wieder in die zweite Bundesliga zurückkehren.