Saisonvorschau Lotte: Große Vorfreude, Klassenerhalt als Ziel
Bevor die 3. Liga am 29. Juli in die neue Saison startet, wirft liga3-online einen Blick auf das Teilnehmerfeld: 20 Drittligisten gehen mit Chancen, Risiken und Erwartungen in die neunte Auflage der eingleisigen Drittklassigkeit, wir schätzen die Möglichkeiten und Gefahren der Teams ein. In diesem Text schauen wir auf die Sportfreunde Lotte.
So lief die Vorbereitung
Mäßig starteten die Sportfreunde Lotte in die Vorbereitung auf die allererste Drittliga-Saison: Gegen den SC Wiedenbrück, Regionalliga West, hagelte es im ersten Test eine 1:4-Pleite, auch der SV Meppen besiegte die Sportfreunde. Seitdem zeigt der Kurs aber eindeutig nach oben: Ein 3:0-Sieg über den TSV Havelse folgte ebenso wie ein 2:1-Erfolg gegen Rot Weiss Ahlen. Gegen den niederländischen Vertreter Heracles Almelo musste eine 0:2-Niederlage eingesteckt werden. Es folgt noch ein Testspiel gegen den SV Rödinghausen. Bis auf Almelo stammen überhaupt sämtliche Testgegner aus der vierthöchsten Spielklasse, daher bleibt die Elf von Trainer Ismail Atalan schwer einzuschätzen.
Transferperiode
| Zugänge | Abgänge |
| Marcel Kaffenberger (Chemnitzer FC) | Jeron Al-Hazaimeh (Preußen Münster) |
| Phillipp Steinhart (FC Bayern München II) | Dominik Bergdorf (Offenburger FV) |
| Nick Zummack (Eintracht Frankfurt) | Daniel Latkowski (unbekannt) |
| David Buchholz (FC 08 Homburg) |
.
Bewertung der Transfers / Wer soll noch kommen?
Bisher sind die Sportfreunde Lotte enorm dünn aufgestellt für die kräftezehrende Drittliga-Saison – inklusive des DFB- und Westfalenpokals stehen für die Blau-Weißen immerhin rund 45 Spiele auf dem Programm. 20 Akteure, davon 18 Feldspieler erscheinen etwas dürftig, fast jeder Spieler stünde derzeit im Kader. Daher wird auf verschiedenen Positionen händeringend nach Neuverpflichtungen gesucht: Auf Rechtsaußen wird etwa ein Ersatz für den bis zur Winterpause verletzten Nico Granatowski gesucht. Hinter Gerrit Nauber und Matthias Rahn fehlt ein etatmäßiger Innenverteidiger, auf links ist nur Neuverpflichtung Philipp Steinhart vorzufinden. Einzig im Mittelfeld (acht Spieler) sind die Sportfreunde bereits ausreichend besetzt.
Auf diesen Spieler sollte man achten: Philipp Steinhart
Philöipp Steinhart stammt aus der Jugend des TSV 1860 München und ist einer von bisher nur vier Neuzugängen der Sportfreunde Lotte. Ausgerechnet vom Münchener Lokalrivalen Bayern München II wechselt Steinhart nun ans Autobahnkreuz. In der Regionalliga Bayern sorgte der 24-Jährige vor allem durch seinen Offensivdrang für Aufsehen. Ihm gelangen in vier Jahren immerhin 26 Scorerpunkte für die Löwen und den FC Bayern. Jetzt will er in Lotte den nächsten Schritt gehen, sich in der 3. Liga etablieren. Die Fußstapfen sind nicht klein: Sein zu Preußen Münster abgewanderter Vorgänger Jeron Al-Hazaimeh war bei den SFL unumstrittener Stammspieler und Säule des Teams.
Stärken und Schwächen
Die Sportfreunde Lotte kommen ähnlich wie etwa der 1. FC Magdeburg oder im vergangenen Jahr noch die Würzburger Kickers und Erzgebirge Aue über den Kollektivgedanken: Zum Zeitpunkt des Aufstiegs besaß kein Spieler einen Vertrag für die 3. Liga – bis auf Al-Hazaimeh, der zuvor schon einen Vertrag in Münster unterschrieben hatte, blieben alle Leistungsträger an Bord. Auf und vor allem neben dem Platz sind die Sportfreunde über den Sport Freunde geworden. Dies kitzelt in allen Mannschaftsteilen einige Extraprozente heraus.
Explizite Schwächen können beim Aufsteiger nicht genannt werden: Zu dominant gingen sie durch die starke Regionalliga West, wiesen eine starke Offensive als auch Defensive auf. Sollte der Kader bis zum Saisonstart um drei, vier Stellen ergänzt werden und dann auch in der Breite ordentliches Drittligaformat besitzen, dann ist Lotte, trainiert vom taktisch enorm versierten Ismail Atalan, für jeden Verein der 3. Liga eine enorm unangenehme Aufgabe.
Die Erwartungen der Fans
Das erste Jahr in der 3. Liga – und zwar nicht nur für einige Spieler, sondern auch für alle Fans der Sportfreunde Lotte. Nun gut, so viele sind es in der Gemeinde zu Regionalligazeiten meist noch nicht gewesen, 1000 Zuschauer waren eine erfreuliche Kulisse am Autobahnkreuz. Jetzt soll sich vieles ändern, unter anderem wird eine neue Stehplatztribüne erbaut. Dass alles bedeutet: In Lotte ist eine Euphoriewelle in Gang gesetzt worden, jedes Spiel in der Drittklassigkeit soll ein Genuss werden – der Lohn für jahrelange, ehrliche und harte Arbeit. Die Erwartungen sind ganz einfach: Die Sportfreunde sollen nach Möglichkeit nicht absteigen. Und falls es doch passiert, würde es ihnen zumindest von den Fans kaum jemand übelnehmen. Die Verantwortlichen hingegen planen insgeheim natürlich gerne eine längere Phase in der 3. Liga ein. Auch, damit die Fanbasis im Tecklenburger Land weiter wachsen kann.
Fazit
Bei den SF Lotte herrscht eine riesige Vorfreude auf die 3. Liga, zumal gleich die erste Partie beim SV Werder Bremen II zwar vom Namen her kein Knaller, aber immerhin im großen Weserstadion ausgetragen wird. Auch wenn die Sportfreunde keine Massen von Gästefans durch die Republik transportieren, so kann sich die 3. Liga auf einen attraktiven Emporkömmling freuen, der insbesondere den großen Rivalen aus der Nachbarschaft, also dem VfL Osnabrück und Preußen Münster, gerne ein Schnippchen schlagen möchte. Das Potenzial dazu hat die Atalan-Truppe als Kollektiv allemal, und das hat sie das eine oder andere Mal im Westfalenpokal bereits angedeutet.
Prognose:
Jeder Platz über dem Strich ist für die Sportfreunde Lotte Gold wert – doch tatsächlich ist am Autobahnkreuz sogar die Möglichkeit gegeben, dass sich ein Team zusammenfindet, das die Liga aufmischen kann. Es sollte zumindest niemanden verwundern, wenn die Sportfreunde sich plötzlich weiter oben als erhofft wiederfinden. Sie direkt als Abstiegskandidaten zu betrachten, ist jedenfalls die falsche Herangehensweise – da könnte sich mancher Drittligist verspekulieren. Lotte ist ein ernstzunehmender Gegner, der eine gute Rolle in der 3. Liga spielen kann: Ein vorderer Platz in der unteren Tabellenhälfte (etwa Rang 11-14) ist möglich!
