Osnabrück startet in Münster seinen zehnten Anlauf

Preußen Münster gegen den VfL Osnabrück – das altehrwürdige Derby wird auch in der 3. Liga niemals so richtig alt. Am Sonntag wollen die Lila-Weißen nach neun vergeblichen Versuchen endlich wieder einen Derbysieg gegen die Adlerträger einfahren (14 Uhr, live auf sportschau.de). Über allem steht die Aufhebung des Gästefanverbotes, die in der vergangenen Spielzeit ein „echtes“, stimmungsvolles Duell verhindert hatte.

Tickets ein Jahr nach dem Gästefanverbot begehrter denn je

Nein, zumindest beim VfL Osnabrück ist in Sachen Derby gegen den SCP bisher absolut kein Sättigungseffekt eingetreten. Während die Gastgeber am Freitag noch fast 4.000 Tickets anbieten konnten, waren die begehrten Tickets für den Gästeblock bei den Niedersachsen nach kurzer Zeit ausverkauft. Gäbe es keine Postleitzahlen-Sperre, um den Erwerb von Tickets für den Heimbereich einzuschränken, man hätte noch deutlich mehr als die rund 1.500 Eintrittskarten in Osnabrück absetzen können. Das Derby zieht – auch, weil der Hunger auf den ersehnten Sieg von Jahr zu Jahr größer wird. Besser könnte eine Spielzeit gar nicht begonnen werden. Aber wie realistisch ist der Sieg in Münster wirklich?

Münsters Qualität auf dem Papier etwas höher

Vorab: Am Sonntagnachmittag treffen zwei Teams aufeinander, die es zumindest rein nominell in sich haben und eine gute Rolle in der 3. Liga spielen können. Beide Mannschaften haben ihren ohnehin hochwertigen Kader verstärkt, Münster seine Elf gar ordentlich umgekrempelt. Während der SCP einige etablierte Drittliga-Spieler an die Hammer Straße lotsen konnte, sicherte sich Osnabrück unter anderem einige der begehrtesten Regionalliga-Akteure: Bastian Schulz, Ahmet Arslan oder Kwasi Okyere Wriedt. Münster punktete mit Sebastian Mai und Jeron Al-Hazaimeh allerdings ebenso in der vierten Liga. Geht es nach dem Potenzial im gesamten Kader, dürfte Preußen Münster mit einer leichten Favoritenrolle in die Begegnung gehen: Amaury Bischoff, Sandrino Braun, Michele Rizzi, Adriano Grimaldi, Tobias Rühle, Edisson Jordanov, Mehmet Kara, Sinan Tekerci – allen voran in Mittelfeld und Offensive ist die Qualität erdrückend und durchweg hoch. Arbeit für die VfL-Defensive ist vorprogrammiert.

Loch im Mittelfeld gilt es zu stopfen

Und die gab es auch in den vergangenen Jahren reichlich. Zumeist aus dem einfachen Grund, weil der VfL dem Rivalen zu oft das Mittelfeld überließ, zum Kombinationsspiel einlud. Gefundenes Fressen für die Adlerträger, die sich gegen Osnabrück stets überdurchschnittlich viele Chancen erspielten. Dieses Loch muss gestopft werden, auch wenn der klare und bestimmte, nach vorne wie hinten arbeitende Spielmacher im VfL-System weiterhin fehlt. Dafür hat die Elf von Joe Enochs an Qualität auf den Flügeln zugelegt, besonders Jules Reimerink und Bashkim Renneke deuteten Potenzial an. In der Offensive ist der VfL ebenso wie Münster viel unberechenbarer geworden. "Die Zuschauer dürfen ein sehr interessantes Spiel erwarten“, frohlockte etwa Preußen-Trainer Horst Steffen bereits vor einigen Tagen.

Kann Osnabrück die neuformierte SCP-Defensive knacken?

Aufgrund der genannten leichten personellen Vorteile sowie des Heimspiels kann Osnabrück sich gegen Münster vorerst „nur“ den Herausforderer nennen. Schwächen zeigte Münster in der Vorbereitung am Ehesten in der Defensivreihe, wo kein Spieler bisher eine volle Drittliga-Spielzeit absolviert hat. Gleichzeitig muss Lila-Weiß wiederum die Tauglichkeit von Mohamed El-Bouazzati und Lars Bleker auf der Rechtsverteidigerposition abwarten, der Achillesferse des VfL. Einer der beiden, eher El-Bouazzati, sieht sich Mehmet Kara oder Sinan Tekerci auf dem linken Flügel des SCP entgegengesetzt. Eine schwere Aufgabe, aber auch Herausforderung, die es zu meistern gilt: Das gilt allerdings nicht nur für den Rechtsverteidiger, sondern für den ganzen VfL Osnabrück. Der Segen ihrer Anhänger kann der Enochs-Elf nach einer fünfjährigen Derby-Durststrecke gewiss sein.

   

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