Böller-Werfer: "Wollte niemanden verletzten"

Gut fünf Monate nach dem brisanten Derby VfL Osnabrück – SC Preußen Münster und nur zwei Tage vor dem geplanten aber mittlerweile abgesagten Rückspiel (wir berichteten) begann heute der Prozess gegen den vermeintlichen Böllerwerfer Juri C. Im bis zum letzten Platz gefüllten Gerichtssaal in Osnabrück waren neben 30 Pressevertretern auch 50 Zuschauer anwesend – darunter auch liga3-online.de. Bereits am Morgen hatten mehrere Polizisten und Justizangestellte am Eingang Position bezogen, um die Zuschauer beim Betreten des Gebäudes genauestens zu kontrollieren. 

"Ich habe bewusst dahin geworfen"

Der Angeklagte, 24-jährige Münsteraner, hatte bereits vorab in der polizeilichen Vernehmung gestanden, am 10. September 2011 einen Böller auf den ehemaligen Spielertunnel der Osnatel-Arena geworfen zu haben. Durch die Detonation des etwa Cola-Dosen großen Sprengkörpers wurden insgesamt 33 Menschen verletzt. Unter ihnen auch fünf Kinder.  Zu Beginn seiner Aussage entschuldigte sich der Angeklagte und wiederholte sein Geständnis. „Ich habe bewusst dahin geworfen, weil ich niemanden verletzen wollte – ich wusste nicht, dass sich in dem Tunnel Menschen befinden – Es tut mir sehr, sehr leid", so seine Worte.

Böller unter massivem Drogeneinfluss geworfen

Zu seiner Entlastung gab er an, sich am Tattag bereits in den Morgenstunden mit einigen Bekannten getroffen zu haben, immer wieder Drogen und Alkohol konsumiert zu haben und letztendlich von einem anderen Fan dazu überredet worden sein den Böller in seiner Unterhose mit in den Gästebereich zu nehmen. Im Stadion habe er folgend unter massiven Drogeneinfluss gestanden und versucht seinen Bekannten wieder zu finden, um den Böller zurück zu geben. Da dies nicht gelang und ihm aus seinem Heimatland Italien Böllerwürfe zur Anfeuerung der Mannschaft bekannt waren, habe er den Sprengkörper letztendlich selbst angezündet und geworfen. Er müsse ein Blackout gehabt haben, sagte der Angeklagte später.

Freiheitsstrafe zwischen zwei und 15 Jahren möglich

Im Verlauf des ersten Verhandlungstags wurden neben dem Angeklagten vier Zeugen gehört. In den Nachmittagsstunden kamen vier der insgesamt neun Nebenkläger zu Wort. Die Weiteren Verhandlungstage unter Richter Dieter Temming sind für den 28. und 29. Februar sowie für den 06., 07., 13. und 14. März angekündigt. Der in Neapel geborene Münsteraner muss mit einer Freiheitsstrafe zwischen zwei und 15 Jahren rechnen.

FOTOS: Flohre Fotografie

 

   

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