1. FC Magdeburg: Gute Moral wird nicht belohnt
Wenn die mitgereisten Anhänger einer Mannschaft nach Abpfiff trotz einer Niederlage applaudieren, dann spricht das für einen guten Auswärtsauftritt. Wenn die Fans allerdings ihre Farben sogar lautstark feiern, dann handelt es sich einerseits wahrscheinlich um ein Team wie den 1. FC Magdeburg und andererseits um ein wirklich sauberes Auswärtsspiel – in dem allerdings nur die Punkte fehlten.
Christian Beck: „Heute hatte ich nicht meinen besten Tag“
Und wie sich der 1. FC Magdeburg diese entgehen lassen konnte, das muss er sich schlichtweg selbst hinterfragen, und das gleich auf zwei Arten und Weisen: Einerseits hätten die Elbstädter schließlich schon in der ersten Viertelstunde die überraschend häufigen Fehler des Kontrahenten VfL Osnabrück nutzen müssen, dann hätte der dreifache Torschütze aus dem Paderborn-Spiel Christian Beck auch durchaus den Elfmeter nach 17 Spielminuten verwandeln dürfen – er scheiterte jedoch an Marius Gersbeck im lila-weißen Tor. Eine Seltenheit, die dem Goalgetter nicht oft passiert, aber überhaupt schien es nicht sein Tag gewesen zu sein. „Heute waren andere besser als ich“, gab der Anführer des Fußballclubs nach Spielende auch offen und ehrlich zu, „ich habe nicht mein bestes Spiel erwischt.“ Beim Elfmeter habe er schlichtweg zu wenig an sich selbst gedacht, mehr darauf spekuliert, was der Torhüter macht. Ein Fehler, den sein Nebenmann Manuel Farrona Pulido nach 77 Minuten nicht beging, als dieser den zweiten Elfer des Tages zum 1:2-Anschluss verwertete. Aber was zwischen dieser 17. und der 77. Minute geschehen?
Gute Moral wird nicht belohnt
Der 1. FCM um Trainer Jens Härtel hatte nicht an die starke Anfangsphase anknüpfen können. Kurz nach dem Elfmeter ergaben sich noch einmal zwei Top-Möglichkeiten, die jedoch Magdeburg mit ungewohnt schwacher Chancenverwertung nicht für sich hatte nutzen können. Dann übernahm der VfL Osnabrück allmählich das Plus bei den Spielanteilen, erarbeitete sich selbst Gelegenheiten und stellte die teils eklatanten, überhektischen Fehler in der Defensive ab. Für Magdeburg wurde es ungleich schwieriger, nach vorne zu spielen – und hinten fehlte plötzlich die Zweikampfstärke. Unter normalen Umständen hätte sich Nils Butzen niemals von Jules Reimerink vor dessen 1:0 derart abkochen lassen dürfen (58.), fünf Zeigerumdrehungen später stieg Christian Groß – wie passend – am Höchsten und nickte am zweiten Pfosten zum 2:0 ein. Die Härtel-Elf reagierte nicht konsterniert, sondern arbeitete sich sogar wieder heran. Und markierte nach dem 1:2 durch Farrona Pulido nur kurz darauf sogar das 2:2 durch Ahmeed Razeek (81.) – unter gütiger Mithilfe von VfL-Schlussmann Marius Gersbeck, der dem einschussbereiten Razeek den Ball durch eine mangelhafte Abwehr quasi vorgelegt hatte.
Tolles Spiel für neutrale Zuseher – keine Punkte für Magdeburg
Doch das Glück war den Gästen, die wieder einmal von deutlich über 1.000 stimmgewaltigen Anhängern begleitet wurden, schlichtweg nicht hold: Das 2:2 war schließlich über die gesamten 82 Minuten gesehen mehr als verdient gewesen, Magdeburg hatte das Chancenplus besessen und durch die Hereinnahmen von Razeek und auch Maurice Exslager nochmals für viel frischen Wind gesorgt. Doch als kaum noch jemand mit dem VfL Osnabrück rechnete, schlug dieser eiskalt zu: Der eingewechselte Michael Hohnstedt köpfte das 3:2 ein, keiner war in seiner Nähe ähnlich hoch zum Kopfball gestiegen (86.). „Es war ein tolles Spiel für den neutralen Zuseher“, bekannte etwa VfL-Torschütze Jules Reimerink – und besaß damit vollkommen recht. Nur kann sich der 1. FC Magdeburg trotz einer lobenswerten Leistung davon nichts kaufen: Nach drei Spielen hat der Fußballclub nur drei Zähler auf dem Konto. Ein Fehlstart ist das zwar nicht, eine weitere Niederlage sollten sich die Blauen aber in zwei Wochen nicht erlauben. Vorher steht allerdings ohnehin noch das Highlight DFB-Pokal gegen den Bundesligisten Eintracht Frankfurt an.