Fetsch im Interview: "Müssen es dem Trainer einfach machen"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Mathias Fetsch von Holstein Kiel über seine Rolle als Angreifer, wirft einen Blick auf den Trainerwechsel bei der KSV Holstein und verrät, wie er mit Eintracht Braunschweig in der Saison 2010/11 den Aufstieg geschafft hat.
[box type="info"]Hintergrund: Der 27-jährige Stürmer kam zu Beginn des Jahres aus Dresden an die Förde und bestritt seitdem 20 Drittliga-Partien, in denen er fünf Tore erzielte.[/box]
liga3-online.de: Herr Fetsch, Holstein Kiel hat einen neuen Trainer – wie geht man als Spieler so einen Trainerwechsel an: Sieht man das als Chance oder als Risiko?
Matthias Fetsch: Da geht jeder anders heran. Wer bisher immer gespielt hat, hat vielleicht ein wenig Angst, ob er weiterhin spielen wird. Diejenigen, die bisher wenig oder kaum gespielt haben, hoffen natürlich, bei einem neuen Trainer einen Neuanfang zu starten. Aber wir als Mannschaft müssen es dem Trainer auch möglichst einfach machen, damit wir möglichst schnell an einem Strang ziehen und zusammenarbeiten können. Zum Glück haben wir wegen der Länderspielpause am Wochenende etwas mehr Zeit, um die Spielphilosophie vom Markus Anfang kennenzulernen.
Sie haben als Profi eine kleine Deutschlandreise hinter sich, Holstein ist Ihr achter Verein. Absicht oder Zufall?
Absicht war das natürlich nicht. Ich hätte nichts dagegen gehabt, irgendwo mal länger zu bleiben und sesshaft zu werden. Ich hoffe natürlich, dass es hier in Kiel weiterhin positiv für mich verläuft, dass wir Erfolg haben und dass ich hier noch ein paar Jahre länger bleiben kann, weil ich mich hier sehr wohl fühle.
Sie hatten auch schon einige kurzfristige Engagements …
So ist es halt im Fußball, man kann nie planen. Man unterschreibt einen Fünfjahresvertrag und ist vielleicht nach einem halben Jahr weg. Oder man kommt im Winter, unterschreibt nur einen Vertrag bis zum Sommer und bleibt dann seine ganze Karriere bei einem Verein. Man weiß nie, wie es mit der Mannschaft läuft, wie man sich selber dort einfindet, wie die eigenen Leistungen sind. Bei mir gab es ein paar einzelne Fälle, wo es wirklich schade war.
Zum Beispiel?
Beispielsweise Kickers Offenbach: Ich habe mich dort wohl gefühlt, aber der Verein musste leider Insolvenz anmelden. Es ging von der Dritten Liga in die Regionalliga runter, und 95 Prozent der Mannschaft standen ohne Vertrag da. So gab es den einen oder anderen Fall in meiner Karriere, wo es leider zu einem Abschied kam. Dafür habe ich aber auch viel mitgenommen, habe viele Vereine und viele Trainer erlebt und überall meine Erfahrungen sammeln können. Das hat mich weiter gebracht.
Ihr Vertrag bei Holstein läuft bis 2017, bis zum Ende dieser Saison. Würden Sie gerne verlängern?
Ja, natürlich, aber jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. Wir haben jetzt gerade mal fünf Spieltage hinter uns. Man muss sehen, wie die Saison läuft, für die Mannschaft, für den Verein und auch für mich selbst. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, dann setzt man sich zusammen. Aber wenn es weiter so läuft wie bisher, wenn ich weiter meine Spielminuten bekomme, wenn ich weiter Tore schieße und wenn ich mich weiter so wohl fühle wie im Moment, dann spricht nichts dagegen, hier den Vertrag zu verlängern.
Sie haben etwas geschafft, wovon alle in der Dritten Liga träumen, nämlich den Aufstieg in die 2. Liga, mit Eintracht Braunschweig 2011. Ganz einfach gefragt: Wie geht das?
Was uns damals ausgezeichnet hat: Wir waren eine Einheit. Das war ganz ähnlich wie in der letzten Saison in Dresden, wo ich ja die Hinrunde miterlebt habe. Wir hatten in Braunschweig einen unheimlich geilen Teamspirit. Wir waren füreinander da, nicht nur auf dem Platz, sondern auch abseits des Platzes. Wir haben uns von der Nummer 1 bis zur Nummer 25 richtig gut verstanden und auch privat viel Zeit miteinander verbracht. Das hat uns sehr geholfen, wenn es mal nicht so gut lief. Wir waren füreinander da, wir sind für den anderen gerannt. Gerade in der Dritten Liga muss man als Einheit auftreten. Es ist wichtiger, eine Mannschaft zu sein, als die überragenden Einzelspieler zu haben.
Warum sind Sie eigentlich Mittelstürmer geworden und nicht, sagen wir mal, linker Verteidiger?
Jeder hat irgendwann mal als Stürmer angefangen. In der Jugend ist jeder Spieler mal im Sturm unterwegs und macht mit den Jahren dann den Schritt weiter zurück auf dem Feld. Bei mir hat es in jungen Jahren schon ganz gut funktioniert mit dem Toreschießen, ich habe mich dann als Stürmer durchgesetzt. Tore zu schießen ist das schönste, es ist ein geiles Gefühl, ein Tor zu machen.
Der Posten des Mittelstürmers ist in Deutschland fast ein Auslaufmodell. Der Bundestrainer fährt mit nur einem echten Stürmer zur EM. Was halten Sie davon?
Das Fußballspiel hat sich allgemein verändert. Wir Stürmer müssen uns mit entwickeln und unser Spiel anpassen. Einen richtigen Mittelstürmer wie früher Ulf Kirsten, der in der Box stand und dem man die Dinger nur reinschlagen musste, den gibt es heutzutage nicht mehr. Ein Stürmer ist heute auch der erste Verteidiger und damit wichtiger Bestandteil der Defensive, er muss viel laufen für die Mannschaft. Und auch bei eigenem Ballbesitz muss ein Stürmer heute viele Wege machen. Egal wo und unter welchem Trainer ich bisher gespielt habe, der Stürmer musste immer auch in der Defensive arbeiten.