Magdeburg in Erfurt: Ein Spiel im Zeichen der Trauer

Selten stand der Sport trotz der erfolgreichen letzten Wochen beim 1. FC Magdeburg derart im Hintergrund wie in diesen Tagen. Vielleicht hätten manche Beteiligten die samstägliche Partie bei Rot-Weiß Erfurt sogar insgeheim gerne abgesagt – mit freiem Kopf dürfte keiner der FCM-Spieler auflaufen können. Der Tod des 25-jährigen Hannes S. überschattet schlichtweg alles.

Unglaubliche Anteilnahme

Warum musste der junge Mann sterben? Wieso stürzte er aus einem fahrenden Zug? Noch immer herrscht keine endgültige Klarheit, sicher ist nur: Hannes hat den Kampf mit dem Tod am Mittwoch verloren – in ganz Deutschland wurde getrauert. Mahnwachen am Bahnhof Haldensleben, an dem sich das Unglück ereignete, sowie am Stadion des 1. FC Magdeburg zeugten von der unglaublichen Anteilnahme der FCM-Familie am Schicksal einer seiner Fans. Es ist nahezu verrückt, angesichts dieser Umstände überhaupt über Sport sprechen zu können, geschweige denn zu wollen. Zum Gastspiel bei Rot-Weiß Erfurt, bei dem insgesamt 10.000 Zuschauer und eine mehr als stattliche Summe an Magdeburger Anhängern erwartet werden, wird der blaue Block zum großen Teil schweigen. An den üblichen Support ist nicht zu denken. Es steckt ein tonnenschwerer Kloß im Hals angesichts der Umstände, die die Stimmen versagen lassen.

Sportlicher Vorausblick ist nichtig

Vier Siege in Serie hat der 1. FC Magdeburg zuletzt gesammelt und befand sich damit auf der Überholspur – die Vorfreude war nach dem jüngsten Heimspiel gegen Holstein Kiel ins Unendliche gewachsen. Nun ist davon nicht mehr viel übrig. Der Sport schrumpft auf die mindestmögliche Bedeutungsgröße zurück, der Fußball wird seiner Rolle als Nebensache am Wochenende tatsächlich gerecht. Ein Trauerflor soll an Hannes erinnern, der viel zu früh sein Leben ließ. Zitate von der üblichen Pressekonferenz? Sie erübrigen sich. Informationen zum Gegner Rot-Weiß Erfurt? Sie sind nichtig. Ein sportlicher Blick auf die anstehende Begegnung, wen würde dies aktuell interessieren? Nur drei Tage nach dem tragischen Tod steht die gesamte Begegnung einzig im Zeichen der Trauer um Hannes.

Der schwerstmögliche Gang

Wie schwer muss der Gang auf das Spielfeld für die Spieler sein, den diese am Samstag kurz vor dem Anpfiff um 14 Uhr absolvieren? Wie schwer muss das Betreten eines Stadions für die Fans des 1. FC Magdeburg sein, während einer der Ihren viel zu früh aus dem Leben trat? Es kann für die Spieler nur eine Antwort geben: Das zu tun, wofür Hannes jahrelang eingestanden hatte. Auf dem Feld für die drei Punkte zu brennen und den 1. FC Magdeburg weiter nach vorne zu bringen. 25 Jahre alt ist Hannes geworden, 25 Jahre lang wurde in Magdeburg kein Profifußball gesehen. In Erfurt könnte der FCM einen weiteren Schritt in Richtung Spitzenfeld der Tabelle gehen – und so vielleicht tatsächlich irgendwann den Weg in die 2. Bundesliga einschlagen. Hannes wird diesen Weg des FCM nicht mehr mitgehen können, sein Herz aber schlägt auf ewig weiter für die Farben seines Vereins. Vielleicht ist allein der Gedanke daran die größtmögliche Motivation, die die Spieler des 1. FC Magdeburg für die anstehenden Tage und Wochen erhalten können.

   

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