Ehemalige Drittligateams #8: Wuppertaler SV

In unser Serie „Ehemalige Drittligateams“ befassen wir uns heute mit dem Wuppertaler SV, der zwischen 2008 und 2010 in der 3. Liga spielten. Am Samstag verlor der Wuppertaler SV beim Regionalliga West-Schlusslicht TuS Koblenz mit 0:1. Dank der Regionalligareform 2012 braucht sich der WSV keine Sorgen um den Klassenerhalt machen sondern kann schon vor die kommende Saison planen. Heute präsentiert liga3-online.de noch einmal einen kleinen Rückblick auf die durchaus erfolgreiche Vergangenheit der Wuppertaler. Über die starken 70er bis hin zum verzweifelten Versuch des Aufstieges in die zweite Bundesliga. Als Wuppertal-Fan musste man in letzter Zeit viel durchstehen.

Erinnerung an alte große Zeiten

Der WSV baut bei seiner aktuellen schwachen Lage auf eine glorreiche Vergangenheit auf. In der Saison 1972 stieg man sogar in die 1. Bundesliga auf um dann sogar auf einem unglaublichen 4. Platz zu landen. Damit verbunden war die Qualifikation für das internationale Geschäft, dem UEFA-Cup. Dort musste man sich aber dem polnischen Vertreter Ruch Chorzów mit 1:4 und 5:4 geschlagen geben. Trotzdem ist den 13.000 Zuschauern im Stadion am Zoo dieses Spiel noch lange in Erinnerung geblieben. In der darauffolgenden Saison kam allerdings ein etwas überraschender Einbruch, sodass man am Ende mit gerade einmal zwölf Punkten sich von der Bundesliga-Ära verabschiedete. Damit erzielte man die zweitschlechteste Punktzahl aller Zeiten. Lediglich Tennis Borussia Berlin verbuchte ein Mal acht Punkte. Vielleicht die letzte große Erinnerung aus jener kurzen, goldenen Zeit des WSV ist der 3:1-Erfolg über den FC Bayern München um Franz Beckenbauer, der damals den Weltfußball dominierte, im nationalen Vergleich aber nur auf Sparflamme kochte.

 

20 Minuten, die über die Zukunft der Wuppertaler entschieden

In der Folgezeit befand sich der WSV seit 1980 fast nonstop in der dritten deutschen Fußballliga, der Regionalliga. Lediglich einen kleinen Ausflug in die zweite Bundesliga (1990-1992) und weiteren vier Jahren in der vierten Liga, der damaligen Oberliga. Als Wuppertal dann 2003/2004 der Wiederaufstieg in die Drittklassigkeit gelang, versuchte man darauf den Angriff auf die zweite Liga zu starten. In der ersten Saison wäre dieses fast geglückt, doch am Ende wurde man 4. und verpasste den Aufstieg um eine vier Tore schlechtere Tordifferenz nur denkbar knapp. Danach spielte man erneut eine gute Runde wurde aber lediglich 5. mit gehörigen Abstand zum 4. aus Osnabrück. Einen Rückschlag erlitt der WSV in der Saison 2005/2006 als man lediglich 8. wurde. Als man dann in der Saison 2006/2007 alles für den Aufstieg in die Hand nahm, sah es am letzten Spieltag der Saison lange Zeit gut aus. 20 Minuten vor Schluss führte der WSV gegen den direkten Konkurrenten Kickers Emden mit 2:1 und auch der VfL Osnabrück lag daheim gegen Rot-Weiß Ahlen 0:1 zurück. In den 20 Minuten passierte aus Wuppertaler Sicht schreckliches: Emden legte einen furiosen Endspurt hin und schoss noch drei Tore gegen Keeper Christian Maly (heute Karriereende) und auch der VfL Osnabrück drehte sein Spiel. Ergo: Der VfL Osnabrück war aufgestiegen und der Wuppertaler SV landete nur auf Rang 5!

 

Qualifikation für die dritte Liga – Abstieg 2009/2010

In dem entscheidenden Jahr für die Qualifikation zur eingleisigen dritten Liga musste der WSV nicht lange Bangen. Am Ende landete man auf einem guten sechsten Rang. Allen voran Torjäger Mahir Saglik (27 Tore) machte auf sich aufmerksam. In dem ersten Jahr der dritten Liga gelang dem Sportverein aus Wuppertal nicht sonderlich viel. Ohne Torjäger Saglik (wechselte zum VfL Wolfsburg) fehlte die Durchschlagskraft in der Offensive und sowie wuchs der Verschliss auf der Trainerposition mit Wolfgang Frank und Wolfgang Jerat weiter an. Am Ende der Saison landete man auf einem etwas enttäuschten 14. Rang. Im zweiten Jahr dann die absolute Ernüchterung und eine Kette sportlicher Negative, die dann letztendlich in dem Abstieg in die Regionalliga West mündeten. Gründe dafür gab es mehrere – schwache Transferpolitik sowie Friedhelm Runge (siehe weiter unten) spielten dabei eine Rolle. Am Ende wurde man Tabellenletzter mit 38 Punkten aus 38 Spielen. So trat man zusammen mit Holstein Kiel und der Reserve von Borussia Dortmund den schmerzhaften Gang in die Regionalliga an.

 

WSV enttäuscht in der Regionalliga – Ende der "Ära" Bayer

Nach dem Abstieg musste sich der Verein erstmal neu orientieren. Mit gleich 22 neuen Spielern vorwiegend aus der Regional- beziehungsweise Oberliga wollte der neue Trainer des WSVs, Michael Dämgen, in die neue Saison starten. Die Erwartungen waren trotz des schwächeren Kaders hoch und am Liebsten wollte man den sofortigen Wiederaufstieg im Stadion am Zoo anpeilen. Realistisch gesehen war den meisten allerdings klar, dass daraus nichts wurde. Am Ende platzierten sich die Bergischen auf einem achten Rang. Nach der Saison gab es einige personelle Veränderungen im Mitarbeiterstab. So ging Trainer Michael Dämgen zum Drittliga-Absteiger vom TuS Koblenz und auch der langjährige Manager Markus Bayertz (2007-2011) trat ab. Die größte Veränderung stellte allerdings der Rücktritt des Vereinspräsidenten Friedhelm Runge dar.

 

Extra: Friedhelm Runge – Rücktritt vom Rücktritt – Gespaltene Meinungen

Ebene jener Friedhelm Runge ist seit 1991 der Mann an der Spitze des WSVs. Er ist seit Jahren der Geldgeber der Bergischen durch sein eigenes Unternehmen "Hako", allerdings sehen viele Fans des WSV dem Engagement von Friedhelm Runge skeptisch gegenüber. Durch seine Präsenz und Macht im Verein scheut er beispielsweise viele Sponsoren in und um Wuppertal wie zum Beispiel die Barmer GEK oder Hectas. Im Sommer 2011 trat Runge überraschend zurück. Der neu formierte Wirtschaftsrat sah schnell ein, dass dem WSV das nötige Geld für eine weitere Regionalliga-Saison fehlte und somit in Folge dessen auch einige wichtige Personen und Sponsoren absprangen. Letztendlich konnte Runge sich noch einmal für ein erneutes Engagement überzeugen lassen und trat den Rücktritt vom Rücktritt an. Der Wuppertaler SV ist in gewissermaßen sehr von Ihrem Präsidenten abhängig. Bei den Fans wird er allerdings immer eine zwiegespaltene Meinung inne haben.

 

Fankommentar: Wie geht es weiter?

"Ich denke, dass sich unsere Zukunft nach aktuellem Stand in den nächsten 1-2 Jahren entscheiden wird. Runge hat Anfang der Saison mit einigen guten Transfers schon gezeigt, dass er es diesmal vielleicht ein wenig ehrgeiziger anpackt. Dazu haben wir mit Bruns mittlerweile einen recht guten Trainer, der auch schon einiges bewirken konnte: so haben wir beispielsweise vor der neuerlichen Niederlage gegen Koblenz vier oder fünf Spiele in Serie gewonnen, das gab es hier lang nicht mehr. Auch spielerisch und taktisch kann man schon einen leichten Fortschritt erkennen. Das Blöde ist eben nur, dass wir anfangs mit Karsten Hutwelker in die Saison gegangen sind. Starker Kader, schwacher Coach. Von den 19 Regionalligisten haben uns 14 oder 15 als Topfavoriten auf den Aufstieg gesehen, stattdessen sind wir fast die ganze Hinrunde nur unten drin gehangen. Ich gehe aber davon aus, dass Bruns bleiben wird, egal wie diese Saison endet. Wichtig wird sein, den Kader im Sommer noch mal an vakanten Positionen zu stärken und in die Breite zu investieren. Die Saison danach in der neuen Regionalliga muss auf jeden Fall sitzen. Wenn bis 2014 kein Aufstieg kommt, kann man den Verein wohl abhaken. Denn ich bezweifle, dass Runge weiterhin Geld in den Verein steckt, wenn der munter in der Viertklassigkeit herumdümpelt. Und wie es ohne Runge aussieht, haben ja zwischen seinen beiden Rücktritten gesehen – man meint, es wird besser, aber irgendwie scheint es dadurch nur schwerer zu werden."

Foto / Weitere Infos Infos zum Wuppertaler SV: www.rot-blau.com

 

 

 

   

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