Strittige Szenen am 11. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati
Das 1:0 für Osnabrück, ein nicht gegebener Elfmeter für den VfL, das 2:1 für Duisburg, der Elfmeter für Münster, ein nicht gegebenes Tor für Großaspach und die rote Karte für Sebastian Schiek: Am 11. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de sechs strittige Szenen genauer angeschaut.
[box type="info"]Hintergrund: 25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Seit Februar 2015 hat er eine neue Aufgabe: Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab. [/box]
Szene 1: Christian Groß (VfL Osnabrück) dringt in den Strafraum ein, wird von zwei Abwehrspielern gestellt und kommt zu Fall. Schiedsrichter Sven Waschitzki lässt die Partie weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 0:40]
Babak Rafati: Groß läuft auf den Verteidiger von Rostock zu – es kommt zu einem Zusammenprall. Allerdings kann sich Gardawski in dieser Szene nicht in Luft auflösen. Somit liegt ein fußballtypischer Einsatz vor, sodass es völlig richtig ist, weiterspielen zu lassen.
Szene 2: Nach einem Torschuss von Marc Heider (Osnabrück) fliegt der Ball ins Aus – es gibt Eckball. Danach fällt da 1:0 für den VfL. Einige Rostocker Spieler reklamieren, dass der Eckball unberechtigt war. [TV-Bilder – ab Minute 27:45]
Babak Rafati: Michael Gardawski fälscht den Schuss von Marc Heider noch ab. Richtige Entscheidung, auf Ecke zu entscheiden.
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Szene 3: Stanislav Iljutcenko trifft zum 2:1 für den MSV Duisburg, Regensburg-Keeper Philipp Pentke protestiert. Schiedsrichter Dr. Robert Kampka gibt den Treffer dennoch. [TV-Bilder – ab Minute 3:50]
Babak Rafati: Bei diesem Kopfball ist es etwas undurchsichtig, aber man sieht keine Regelwidrigkeit von Iljutcenko, auch wenn die Verteidiger von Regensburg protestieren. Der Angreifer trifft mit irgendeinem Körperteil, aber nicht mit der Hand, sodass der Treffer korrekt erzielt wurde und somit eine richtige Entscheidung vorliegt, diesen Treffer anzuerkennen.
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Szene 4: Bei einem Zweikampf zwischen Tobias Rühle (Preußen Münster) und David Blacha (Wehen Wiesbaden) geht der Preußen-Angreifer im Strafraum zu Boden, Schiedsrichter Daniel Siebert gibt Elfmeter für Münster. [TV-Bilder – ab Minute 3:15]
Babak Rafati: Der Schiedsrichter steht gut und hat freie Sicht zum Geschehen. Blacha kommt einen Moment zu spät und stellt Rühle das Bein, sodass dieser im Strafraum zu Fall kommt. Das ist ein Foulspiel und der Schiedsrichter entscheidet richtigerweise auf Strafstoß für Münster.
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Szene 5: Martin Röser trifft zum 1:0 für Sonnenhof Großaspach, wird aber wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung von Schiedsrichter Florian Heft zurückgepfiffen. [TV-Bilder – ab Minute 0:25]
Babak Rafati: Diese Szene lässt sich anhand der vorliegenden Bilder nicht zweifelsfrei auflösen. Tendenziell ist jedoch zu sehen, dass Röser bei der Kopfballverlängerung im Abseits steht. Die Distanz des Angreifers und der Verteidiger zur Strafraumlinie sind ein guter Anhaltspunkt. Vertrauen wir dem Schiedsrichter-Assistenten, der die beste Position gehabt hat.
Szene 6: Unmittelbar vor der Ausführung eines Freistoßes sieht Sebastian Schiek (Sonnenhof Großaspach) nach einem Gerangel im Strafraum glatt Rot. [TV-Bilder – ab Minute 3:55]
Babak Rafati: Man sieht, dass zwischen dem Verteidiger von Paderborn und dem Spieler von Großaspach das übliche Gerangel bei Standards stattfindet. Anschließend holt Schiek kurz aus und trifft seinem Gegenspieler in den Magen. Das hat der Schiedsrichter gut gesehen. Es ist immer schwierig bei Standards die Mauer zu stellen und gleichzeitig die Spieleransammlungen zu beobachten. Wie heftig der Schlag ist, ist für einen Schiedsrichter im normalen Ablauf auf dem Platz nicht zu erkennen, daher die rote Karte eine richtige Entscheidung. Kompliment!