Frymuth im Interview: TV-Rechte, Sky und Ligasponsor-Suche
Peter Frymuth, der für die 3. Liga zuständige DFB-Vizepräsident, spricht im Interview mit liga3-online.de über die Vergabe der TV-Rechte ab der Saison 2018/19, erklärt, ob ein Einstieg von "Sky" denkbar ist, warum die Suche nach einem Ligasponsor bislang nicht erfolgreich war und warum der Aufstiegmodus in der Regionalliga nicht geändert wird. Außerdem werden die Themen U23-Teams in der 3. Liga und die mögliche Einführung eines vierten Offiziellen angesprochen.
[box type="info" size="large"]Thema: TV-Vertrag mit der ARD[/box]
liga3-online.de: Hallo Herr Frymuth. Vor wenigen Tagen wurde der Saisonreport der Spielzeit 2015/16 vorgestellt. Daraus geht hervor, dass die TV-Reichweiten zum vierten Mal in Folge gestiegen sind. Sind Sie mit der Entwicklung der 3. Liga insgesamt zufrieden?
Peter Frymuth: Die 3. Liga hat sich in den vergangenen Jahren stufenweise weiterentwickelt. Sportlich herrscht ein enorm spannender, ausgeglichener und attraktiver Wettbewerb. Viele Klubs haben sich auf allen Ebenen weiter professionalisiert. In diesem Zusammenhang ist es natürlich sehr erfreulich, wenn die TV-Reichweiten und das Interesse an der Liga steigen. Das zeigt auch den hohen Stellenwert der 3. Liga.
Wo besteht noch Luft nach oben?
In allen Bereichen – darin sind wir uns mit allen Vereinen einig. Konkret betrifft dies zum Beispiel die Darstellung der Liga und der Vereine sowie die organisatorischen Rahmenbedingungen, um für Sponsoren noch interessanter zu sein.
Stichwort TV-Übertragungen: Am Ende der kommenden Saison läuft der Vertrag mit der ARD aus. Wie geht es danach weiter? Hat die ARD schon Interesse an einer Verlängerung bekundet?
Wir stehen derzeit in Gesprächen, um die Voraussetzungen für die neuen Verträge zu schaffen.
Pro Saison zahlt die ARD derzeit 12,8 Millionen Euro. Wenn die TV-Einnahmen der Vereine steigen sollen, müsste die ARD künftig mehr zahlen. Ist das realistisch?
Der TV-Markt ist im Hinblick auf die 3. Liga nicht ganz einfach. Von daher müssen wir die Gespräche erst einmal abwarten.
Oder anders gefragt: Ist der DFB bestrebt, die TV-Rechte ab der Saison 2018/19 für einen höheren Preis zu verkaufen?
Natürlich ist es seitens der Vereine und des DFB das gemeinsame Ziel, den bestmöglichen Preis für die TV-Rechte zu erzielen.
[box type="info" size="large"]Thema: Einstieg von "Sky" denkbar?[/box]
In den letzten Jahren wurde auch immer wieder über einen Einstieg von "Sky" diskutiert. Wäre es denkbar, dass die Spiele der 3. Liga ab der Saison 2018/19 nur noch im Pay-TV zu sehen sein werden?
Diese Variante ist weniger wahrscheinlich. Unsere Zielrichtung ist zwar insgesamt offen, dennoch ist es sicherlich im Interesse aller Beteiligten, wenn die Spiele weiterhin im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sind.
Mit der kommenden Saison tritt in den beiden Bundesligen ein neuer TV-Vertrag in Kraft, der die Einnahmen für alle Vereine nochmals erhöht. Die Kluft zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga wird somit immer größer.
Das ist in der Tat eine große Gefahr. Wir müssen daher gemeinsam mit den Vereinen daran arbeiten, dass die Kluft nicht zu groß wird.
Zuletzt machten Gerüchte die Runde, wonach die Fernsehgelder in der kommenden Drittliga-Saison sinken könnten. Ist das etwas dran?
Nein, im Laufe der Vertragszeit wird sich an der Höhe der Fernsehgelder für die Vereine nichts ändern.
[box type="info" size="large"]Thema: Die Suche nach einem Ligasponsor [/box]
In der letzten Saison hat die 3. Liga mit fast 2,7 Millionen Fans einen neuen Zuschauerrekord aufgestellt. Warum ist es bislang dennoch nicht gelungen, einen Ligasponsor zu finden?
Die Schwierigkeit liegt darin, dass wir einen Liga-Sponsor finden müssen, der mit den wichtigsten Partnern der Drittligisten nicht kollidiert. Der Kreis an möglichen Kandidaten für das Liga-Sponsoring ist damit sehr eingeengt. Hinzu kommt natürlich auch, wie viel ein Unternehmen bereit ist, für die Namensrechte zu zahlen. Die Summe sollte für die Vereine schon spürbar sein und dem Stellenwert der 3. Liga Rechnung tragen.
Wird dennoch weiterhin aktiv gesucht?
Selbstverständlich. Es gibt eigene Arbeitsgremien, die sich damit beschäftigen.
[box type="info" size="large"]Thema: U23-Teams in der 3. Liga[/box]
Mit Bremen II und Mainz II spielen derzeit zwei Reserveteams von Bundesliga-Mannschaften in der 3. Liga. Viele Fans fordern, dass die U23-Mannschaften – ähnlich wie dies in England der Fall ist – in einer eigenen Liga spielen. Was spricht aus DFB-Sicht dagegen?
Dass die U 23-Teams in der 3. Liga spielen, ist ein Weg, der gemeinsam zwischen dem Profi- und Amateurfußball gewählt wurde. Auf der einen Seite müssen wir natürlich schauen, inwiefern sich zweite Mannschaften bei der Vermarktung im Hinblick auf die Attraktivität erschwerend auswirken, auf der anderen Seite haben wir ein sehr gut funktionierendes Talentförderungssystem. Somit sollten Vereine, die sich zu ihrer U 23 bekennen, auch die Möglichkeit haben, in der Regionalliga und der 3. Liga zu spielen. Dass die zweiten Mannschaften eine besondere Stellung haben, zeigt sich beispielsweise an den Tabellenständen. Eben weil dort vermehrt Talente zum Einsatz kommen, spielen die U23-Teams in der Regel nicht im oberen Bereich mit.
Aber würde es nicht reichen, wenn die U23-Teams maximal bis zur Regionalliga kommen könnten?
Wir haben uns für Regelung, die zweiten Mannschaften in die 3. Liga aufsteigen zu lassen, entschieden. Ich stelle zu diesem Modell auch nicht viele andere Auffassungen fest. Zumal sich früher geäußerte Befürchtungen, dass in der 3. Liga irgendwann zu viele zweite Mannschaften auftauchen würden, alles andere als bewahrheitet haben.
[box type="info" size="large"]Thema: Aufstiegsspiele in der Regionalliga[/box]
Ein stark diskutiertes Thema unter den Fans sind auch die Aufstiegsspiele in der Regionalliga. Ist es fair, dass die Meister nicht direkt aufsteigen?
Die entscheidende Frage ist: Welches Modell ist sinnvoller und gleichzeitig umsetzbar? Man muss auch bedenken, dass sich die fünf Regionalliga-Staffeln in der Trägerschaft der Regionalverbände befinden. Somit liegt es nicht primär in der Hand des DFB, wie die Aufstiegssituation geregelt wird.
Was spricht gegen eine Aufteilung in vier Staffeln und eine Erhöhung der Abstiegsplätze in der 3. Liga?
Nach meiner Wahrnehmung sind die Regionalverbände mit der derzeitigen Struktur der Regionalligen überwiegend zufrieden. Das war zuvor jahrelang nicht der Fall, die regionale Aufteilung war immer wieder ein Streitpunkt. Auch das ist ein Grund, warum die Aufstiegsregelung vorerst nicht verändert wird.
[box type="info" size="large"]Thema: 4. Offizieller[/box]
Warum gibt es in der 3. Liga eigentlich keinen 4. Offiziellen und einen einheitlichen Spielball?
Das sind zwei Themen, die bei uns auf der Agenda stehen. In beiden Fällen müssen wir uns jeweils mit den Vereinen austauschen. Beim einheitlichen Spielball sind wir auf einem sehr guten Weg. Beim 4. Offiziellen ist es natürlich auch eine Kostenfrage. Wir können nicht auf der einen Seite wahrnehmen, dass die Drittligisten die Finanzlage beklagen, und auf der anderen Seite dann ohne jede Absprache eine Idee nach der anderen realisieren, die wieder Kosten für die Vereine verursacht.
Welche Themen stehen sonst noch auf der Agenda?
Zum einen das Markenbild der 3. Liga, dann die Rahmenbedingungen – Beispiel Rasenheizung – sowie die Einnahmesituation durch TV-Rechte und weitere Vermarktungsmöglichkeiten.
[box type="info" size="large"]Thema: Wer steigt auf?[/box]
Mit einem Zuschauerschnitt von über 27.000 Fans hat Dynamo Dresden in der vergangenen Saison neue Maßstäbe gesetzt. Trauert man der SGD nun ein wenig nach?
Dynamo Dresden hat der in der Vorsaison die gesamte 3. Liga belebt. Wir freuen uns, dass wir die Dresdner bei uns hatten, freuen uns aber natürlich auch, dass sie jetzt in der 2. Liga eine gute Rolle spielen und dort eine echte Bereicherung sind. Das ist doch klar.
Sie sprechen die 2. Bundesliga an: Wem trauen Sie in dieser Saison den Aufstieg zu?
Eine schwere Frage – allein aus Vorsicht tut man sich schon schwer bei dieser Prognose. Bei der 3. Liga kann man aber guten Gewissens sagen, dass viele Mannschaften die Möglichkeit haben, den Aufstieg zu schaffen. Schauen Sie nur auf die aktuelle Tabelle: Zwischen Platz eins und 13 liegen nur sieben Punkte. Da ist so vieles möglich. Das macht für Fußballfans auch den großen Reiz der 3. Liga aus.
[box]Zur Person: Peter Frymuth (59) ist gebürtiger Düsseldorfer und war zwischen November 2004 und Januar 2014 Vorstandsvorsitzender von Fortuna Düsseldorf, die er aus der drittklassigen Regionalliga bis in die Bundesliga führte. Seit Oktober 2013 ist Frymuth Vizepräsident des DFB und für den Bereich "Spielbetrieb und Fußballentwicklung" verantwortlich. Sein Aufgabenbereich umfasst neben dem DFB-Pokal vor allem die 3. Liga.[/box]