Der 14. Spieltag im Rückblick: Boykott, Pyro und Jubelarmut
Was für ein spannender Spieltag in der 3. Liga! Tore gab es nur wenige zu feiern, dafür herrschte aber rund um den Sport in mehreren Stadien Aufruhr: Beim 1. FC Magdeburg sorgte Hansa Rostock mit einer riesigen Rauchwolke für Aufsehen, während etwa beim SC Paderborn boykottiert wurde. Was die 14. Spielrunde sonst noch hergab, analysiert und kommentiert Jan Ahlers.
Sechs Remis in zehn Partien
Nein, Torjäger werden die meisten Drittligisten wohl nicht mehr. Nachdem der 11. Spieltag mit fast 40 Toren für einen Saisonrekord sorgte, groovten sich die Defensiven rasch wieder ein – drei Wochen in Folge fielen nun nicht einmal 20 Treffer pro Spieltag. Jubelarmut in Deutschlands Stadien stellte sich jedoch auch aufgrund der massiven Anzahl an Unentschieden ein: Sechs Remis in zehn Partien bedeuten ebenfalls einen Rekordwert in dieser Spielzeit, der die Ausgeglichenheit der Spielklasse weiter untermauert. Wie muss sich aktuell etwa der VfL Osnabrück fühlen? Mit 24 Punkten rangiert er trotz höchst mäßiger Leistungen (sieben Zähler aus den letzten sechs Auftritten) weiter auf dem zweiten Rang.
(Fast) jeder spielt um den Aufstieg mit
Warum? Weil kein anderer will! Das Verfolgerfeld stapelt sich förmlich, aber die nötige Konstanz kann bisher schlichtweg niemand aufbringen. Nicht Rostock, nicht Chemnitz, nicht Kiel. Und erst recht nicht die Außenseiter aus Lotte und Aalen. Wen es freut? Den MSV Duisburg. Der gurkte sich zu zwei 0:0-Remis in Serie, schießt gerade einmal ein Tor pro Spiel. Hat aber vier Zähler Vorsprung auf den dritten Rang. Die Zebras als Erzgebirge Aue 2.0? Was ist das für eine Liga. An dieser Stelle könnten wir das Rechnen beginnen. In der Regionalliga West etwa besitzt Rot-Weiss Essen mit 22 Zählern nach 14 Spielen zwölf Punkte Rückstand auf den zweiten Platz – eine Etage höher wäre der Klub mit dieser Ausbeute mitten im Aufstiegsrennen. In der Bundesliga brauchte RB Leipzig derweil für die Anzahl von 24 Punkten nur zehn Begegnungen, ist damit ebenso Zweiter. Fazit: Ein Punkteschnitt von 1,5 Punkten pro Spiel reicht in der 3. Liga, um sich Aufstiegsanwärter zu nennen. Ist das alles noch normal?
Paderborn: Boykott und Minuskulisse
Ganz andere Sorgen hat der SC Paderborn. Der weist bisher 17 Punkte auf – ein Wert, mit dem so mancher Verein gut leben könnte. Nach zwei Abstiegen in Folge ist die Geduld der Anhänger aufgebraucht, die beim Heimspiel gegen den VfR Aalen protestierten. Zahlenmäßig war der Boykott schnell abzulesen: 3.500 Zuschauer verirrten sich beim SCP, ein Minusrekord seit langer, langer Zeit. So recht einig wurden sich die Fans jedoch nicht: Manche trafen sich vor dem Stadion, andere warteten die ersten zwölf Spielminuten ab und einige nahmen schlichtweg überhaupt nicht teil. Ein merkwürdiges Bild, das wenig Geschlossenheit demonstrierte. So funktioniert kein gelungener Boykott!
Muss das sein, Hansa-Fans?
Während beim SC Paderborn die Köpfe rauchen, qualmte in Magdeburg der ganze Block: Rostocker Anhänger nebelten erst das Stadion ein und jubelten schließlich spät. Timo Gebhart brannten danach die Sicherungen durch und darf sich die wohl allerblödeste und schnellste Ampelkarte aller Zeiten auf die Brust schreiben. Zwischen Genie und Wahnsinn ist bei ihm nicht viel Spielraum – eine Umschreibung, die auch auf die Fans zutrifft. Ein Geisterspiel rückt nach der neuerlichen Verfehlung und einer laufenden Bewährungsstrafe immer näher, sodass über Sinn und Unsinn der Aktion gar kein Wort mehr verloren werden muss. Kann Hansa Rostock das in der aktuellen Situation wirklich gebrauchen? Endlich hat die Kogge eine echte Einheit auf dem Rasen, die nach aktuellem Stand oben mitmischen kann. Es wäre enorm bitter, wenn ausgerechnet die treuen Anhänger ihren Spielern nun durch mögliche Strafen wie Zuschauerausschlüsse Steine in den Weg werfen. Denn dieser kann in der Saison 2016/2017 durchaus zu einem unverhofften Erfolg führen…