MSV Duisburg: Sie können es doch noch

Nachdem es lange Zeit so aussah, als können die Zebras vom MSV Duisburg kein Scheunentor mehr treffen, hat die Elf von Ilia Gruev im Viertelfinale des Niederrheinpokals alle gestauten Treffer gegen TuRu Düsseldorf entfesselt. Mit einem 6:0-Kantersieg fegten die Meidericher über den Fünftligisten hinweg, was Zuversicht und Selbstvertrauen für die kommenden Drittliga-Gegner bringen sollte. Denn dort zählen die Zebras weiterhin Null-Minuten.

300 Minuten ohne eigenen Treffer

Der letzte Drittliga-Treffer von Stanislav Iljutcenko liegt heute exakt einen Monat zurück. Kaum vorstellbar, dass ausgerechnet dem Tabellenführer der Liga seit dem kuriosen Kopfballtreffer des Deutsch-Russen gegen den SSV Jahn Regenburg kein einziger Torerfolg mehr gelungen ist. Im Viertelfinale des Niederrheinpokals dauerte es dann nur noch zwanzig Minuten – und damit genau 300 Minuten insgesamt –, bis die Zebras einen wahren Torreigen starteten. Für ihre bisherigen Saison-Verhältnisse und gegen einen Fünftligisten ein starkes Statement. Wenn der Gegner seinen Strafraum wie Fort Knox abriegelte, war es den Meiderichern zuletzt bekanntlich schwer gefallen, Mittel und Wege zur Lösung zu finden. Den einen Goalgetter, der immer zur rechten Zeit am rechten Ort steht und einen Ball nach dem anderen knippst, den hat der MSV Duisburg einfach nicht. Aber die Zebras bringen elf Mann auf den Platz, von denen jeder etwas einbringt – so auch im Spiel gegen TuRu Düsseldorf, denn alle sechs Treffer wurden von unterschiedlichen Torschützen erzielt. Namentlich sind das Erat (20.), Iljutcenko (39.), Schnellhardt (58.), Onuegbu (66.), Engin (85.) und Brandstetter (89.), die ihren Verein am Samstag zum verdienten Sieg führten. Auffällig bei dieser Auflistung ist auch, dass sowohl Stammspieler, wie auch Reservisten, sich gleichermaßen ins Zeug hängten. Trainer Ilia Gruev ließ im Pokal wieder ordentlich rotieren, was den meisten Spielern nicht nur Spielpraxis einbrachte, sondern auch Selbstvertrauen. So konnte beispielsweise der "King", der seit dem vierten Spieltag ohne Treffer blieb, seine Torjägerinstinkte nach langer Zeit wieder aufwecken. Oder auch Simon Brandstetter, der zuletzt Bälle aus fünf Metern zu hektisch abschloss, konnte wieder Selbstbewusstsein tanken. Wichtig wird für die Kicker vom MSV werden, dass die Köpfe nach diesem Erfolg endlich wieder frei sind.

Drittliga-Flaute hält an

Um den Spitzenplatz in der Tabelle in den kommenden Tagen und Wochen nicht zu verlieren, müssen die Zebras jetzt auch in der Dritten Liga wieder befreiter aufspielen. Der Kantersieg im Pokal war in dem Sinne zwar "nur" gegen einen Fünftligisten, ist aber dennoch sinnbildlich für die Probleme der Zebras zu sehen. Selbstverständlich ist die Abwehrqualität der Drittliga-Konkurrenten höher, aber prinzipiell hat jeder blau-weiße Offensivspieler auf dem Platz gezeigt, dass er weiß, wo die Bude steht. "Kopfsache" war zuletzt das große Stichwort, aber nach solch einem Erfolg wird diese Entschuldigung nicht mehr gelten. Schon in der kommenden Partie gegen den FSV Frankfurt, die das Toremachen in der Liga schon fast traditionalisiert haben, müssen die Zebras auch in ihrem wichtigsten Wettbewerb wieder liefern. Ansonsten droht den Duisburgern ein Teufelskreis aus Unzufriedenheit, denn die Fans werden angesichts ihrer Ambitionen nicht geduldiger. Genauso wird sich das auf das Gemüt der Spieler ausweiten, wenn die Ergebnisse in den nächsten Spielen nicht mehr stimmen. Für alle Seiten kann es also nur eine einzige Richtung geben, um wieder für allseitige Zufriedenheit zu sorgen: nach vorne. Denn jetzt hoffen die Fans erst Recht, dass die Zebras auf den Tor-Geschmack gekommen sind und vom berühmten Scheunentor keiner mehr in dieser Saison sprechen muss.

   

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