Derby gegen Lotte: VfL muss Vormachtstellung untermauern
Das wohl ungewöhnlichste Derby – und ja, es ist ein Derby! – findet am Samstagnachmittag an der Bremer Brücke zu Osnabrück statt. Der VfL Osnabrück empfängt die Sportfreunde Lotte, die geographisch nur wenige Kilometer von den Grenzen der Großstadt angesiedelt sind. Ein verrücktes Duell, das aus sportlicher Sicht allerdings völlig offen erscheint. Beide Teams verfügen über hohe Qualitäten.
Trainer schenken sich gegenseitige Komplimente
Stellt man schließlich den Vergleich anhand bisheriger Ergebnisse an, dann ziehen sich die Sportfreunde nicht gerade wie ein Außenseiter aus der Affäre: Sie haben sich zwei Plätze vor dem großen Nachbarn postiert, haben mehr eigene Treffer erzielt und gleichzeitig weniger Gegentore kassiert. Die SFL werden vom VfL Osnabrück ernstgenommen – keine Frage. "Lotte ist ein sportlich richtig attraktiver und schwer zu bespielender Gegner, der uns alles abverlangen wird“, wusste VfL-Coach Joe Enochs bereits vor dem Auswärtsspiel beim VfR Aalen. Dem SF Lotte-Coach Ismail Atalan oblag es, in den darauffolgenden Tagen das Lob mit Gegenkomplimenten zu erwidern, so wie es im Profifußball heutzutage üblich ist. Dieser ließ sich natürlich nicht lumpen, drückte aber nach dem 6:0 über den SC Paderborn seine unbändige Vorfreude auf das kommende Spiel aus. Neue Gegner zu analysieren, ihre Schwachpunkte auszuarbeiten – das bereitet dem 36-Jährigen besonderen Spaß.
Beide Teams verfügen über herausragende Akteure
Wo aber liegen die Schwachpunkte der Klubs? Klassische neuralgische Stellen weisen Lotte und Osnabrück nicht auf, denn sie verfügen über ausgewogene Mannschaften. Der VfL Osnabrück besitzt mit Spielern wie Halil Savran, Christian Groß oder Marcel Appiah ebenso in allen Mannschaftsteilen Spitzenakteure der 3. Liga wie auch die Sportfreunde Lotte, die etwa mit den im Saisonverlauf überragenden Gerrit Nauber, Andre Dej oder Kevin Freiberger dagegensetzen. Weil auch die Trainingsstätten der beiden Klubs gerade einmal zehn Kilometer voneinander trennen und sich in den vergangenen Jahren zudem ein stetes Bäumchen-wechsel-dich-Spiel zwischen Lotte und Osnabrück abspielte, kennen sich beide Teams ohnehin fast in- und auswendig. Kicker wie Freiberger oder Nico Neidhart besitzen zudem eine Osnabrücker Vergangenheit, während VfL-Spieler Tobias Willers (am Samstag gesperrt) etwa lange Jahre in Lotte kickte, auch Christian Groß wurde einst von Maik Walpurgis an die Bremer Brücke gelotst.
Osnabrück will Fanparty nicht mit Niederlage einweihen
In der Vergangenheit wird aber am Wochenende nicht mehr geschwelgt. Es ist Derbyzeit! Und das zeigt auch der Besuch im Stadion, der sich anschickt, kulissenmäßig selbst die Duelle mit Preußen Münster zu übertreffen: 16.000 Zuschauer werden erwartet, etwa 1.200 Lotter Anhänger säumen den Gästeblock. Eine tolle Kulisse und aller Voraussicht nach Drittliga-Bestwert am 16. Spieltag. Ein Vorgeschmack auf die 2. Bundesliga, die für beide Klubs nach aktuellem Ermessen in baldiger Zukunft nicht unrealistisch erscheint? Nein, das eint den VfL und die SFL dann wieder: Von überzogenen Zielen spricht niemand gerne. Und doch muss Osnabrück zumindest am Samstag seine Vormachtstellung zwischen Ems und Hase untermauern, ehe eine Art „Wachablösung“ vom kleinen Emporkömmling aus dem Dorf eintritt. Verlieren ist für die Lila-Weißen ohnehin verboten: Am Abend steigt schließlich eine große, jährliche VfL-Party mit Spielern und Fans – eine Pleite gegen die Sportfreunde würde einen herben Stimmungskiller darstellen.