Rot-Weiß Erfurt: Gekämpft, gesiegt, befreit: Glücklich!

Wäre Trainer Stefan Krämer nach zuletzt enttäuschenden Ergebnissen mit Rot-Weiß Erfurt zum Hausarzt gegangen und gefragt: "Was fehlt meinem Klub?“, dann hätte der Doktor den Rot-Weißen sicherlich eins verschrieben: "Ein schöner, möglichst dreckiger Auswärtssieg!“ Gesagt, getan: RWE hat das perfekte Medikament gegen die schlechte Stimmung gefunden. Carsten Kammlott sei Dank.

Der Torjäger ist zurück

Irgendwie ist Carsten Kammlott ja doch ein Phänomen in der 3. Liga. Nie ist er einer der besten Torschützen der Spielklasse, trifft aber dennoch regelmäßig und ist allen voran für die wichtigen Treffer zuständig. Zu jeder seiner Spielzeiten gehören dann aber auch Pausen, in denen nichts funktionieren mag und sich die Ergebnisse von Erfurt seiner Krise schnell anpassen. Einen Kicker, der ähnlich torgefährlich wie der „Chipper“ ist, haben die Steigerwälder schließlich nicht in ihren Reihen – sie sind abhängig vom Können ihres Goalgetters. Umso wichtiger war es wohl, dass Kammlott bei der 1:2-Pleite gegen den Chemnitzer FC in der Vorwoche seine persönliche Krise mit einem sehenswerten Tor beendet hatte. Aus dem etwa bei Preußen Münster noch völlig blassen Stürmer strahlt wieder körperliche Präsenz aus, und noch dazu das nötige Selbstbewusstsein, wieder Treffer zu machen. Besondere Treffer.

Kammlott: „Kann man mal so machen“

Denn auch das ist Carsten Kammlott, Preisträger des „Tor des Jahres 2015“: Ein Mann für das Besondere. Und das musste Jahn Regensburg am Freitagabend in der 62. Spielminute leidvoll feststellen, als sich Kammlott erst mit dem Ball um die eigene Achse drehte und das Leder dann ohne jeglichen Humor in den linken Torwinkel hämmerte. "Kann man mal so machen“, äußerte sich der Torschütze mit einem breiten Grinsen gegenüber dem "MDR". Noch in der ersten Halbzeit hatte er im Eins gegen Eins gegen Regensburg-Keeper Philipp Pentke den Kürzeren gezogen – dieser Ball wäre erheblich leichter zu versenken gewesen. "In der Pause habe ich ihn zur Seite genommen und ihm gesagt, dass er heute noch sein Tor macht“, verriet Stefan Krämer nach Abpfiff. Gesagt, getan: Kammlott hörte auf seinen Übungsleiter und schoss Erfurt kurzerhand aus der Krise.

Von allen fällt Ballast ab

Nun, ganz an ihm allein lag das Glück der Thüringer dann auch nicht. Auch Goalie Philipp Klewin hatte seinen Anteil, als er in der 87. Minute einen strittigen Elfmeter von Andreas Geipl mit allen mehr oder weniger legalen Mitteln hinauszögerte, dafür gar die Gelbe Karte sah. So zweifelhaft die Methoden erscheinen, so sehr heiligte der Zweck die Mittel: Geipl überlegte lange und donnerte das Spielgerät ans Aluminium. Der so wichtige Auswärtssieg war perfekt. "Man hat ja nicht viele Möglichkeiten als Torhüter…“, begründete Klewin beim "MDR". Dass sogar Krämer auf die Tribüne musste, störte im Freudentaumel dann auch niemanden mehr. Krämer selbst stürmte unmittelbar nach Abpfiff bis zum Gästeblock, viel Ballast fiel sämtlichen Erfurter Beteiligten von den Schultern. Durch den Erfolg stürmt RWE zurück ins Mittelfeld und erhöht den Vorsprung auf den 18. Tabellenplatz wieder auf vier Zähler. Ein Sieg zur richtigen Zeit – selten passte diese Floskel besser.

   

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