Kommentar zur Finke-Rückkehr: Die letzte Chance
Wilfried Finke ist zurück beim SC Paderborn! Diese Nachricht schlug am Dienstagnachmittag ein wie eine Bombe. Dass der langjährige Boss der Ostwestfalen nach seinem Rücktritt im Mai noch einmal zurückkehren würde, hatten viele vermutet, dass es aber nur 204 Tage sein würden, überraschte dann doch. Klar ist: Finke ist für den SC Paderborn die letzte Chance die Krise zu beenden. Ein Kommentar.
Finke führte Paderborn in die Bundesliga – aber auch in die 3. Liga
An Finke scheiden sich die Geister. Die einen können mit seiner extrovertierten Art und seinen oftmals markanten Sprüchen nicht viel anfangen, die anderen feiern ihn als Heilsbringer. Fakt ist: Finke hat zwischen 1997 und 2015 so ziemlich alles richtig gemacht: Der Aufstieg in die 2. Bundesliga, der Bau eines neuen Stadions und der sensationelle Sprung in die Bundesliga – all diese Meilensteine gehen vorwiegend auf Finke zurück. Seine Verdienste sind unbestritten, dennoch haben sie in der letzten Saison Risse erhalten. Mit mehreren Fehlentscheidungen, beispielhaft sei die Verpflichtung von Stefan Effenberg genannt, war er maßgeblich am Durchmarsch in die 3. Liga beteiligt. Hinzu kommt, dass er gerade in der letzten Saison zu sehr die Öffentlichkeit suchte und teilweise schon in der Halbzeitpause Interviews gab. Das brachte Unruhe in den Verein und kostete letztlich den Klassenerhalt. Finke hat Fehler gemacht, zu denen er mittlerweile auch steht. So übernahm er auf der Pressekonferenz am Dienstag die Verantwortung für den Abstieg und bezeichnete die vielen diskutierten Suspendierungen von Brücker, Saglik und Lakic im Dezember 2015 als voreilige Maßnahme. Eine späte, aber wichtige Einsicht.
Finke hat Einfluss, Visionen – und Geld
Doch so gravierend die Entscheidungen von Finke in der vergangenen Zweitliga-Saison auch waren: Der Möbel-Unternehmer ist momentan die einzige Person, die den SCP aus der seit Monaten anhaltenden Krise befördern kann. Finke hat Einfluss, ein großes Netzwerk und einen guten Draht zu Sponsoren und Geldgebern – und Geld. Auch wenn er keinesfalls als Mäzen fungiert, wird er dem Sportclub das nötige Kleingeld zur Verfügung stellen können. Schon die Rückkehr von Co-Trainer Asif Saric, der im Sommer aus Kostengründen gehen musste, untermauert dies. Außerdem gab Finke direkt mit seiner Rückkehr ein klares Ziel aus: So soll in den kommenden zwei Jahren der Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga gelingen. Natürlich ist es angesichts der aktuellen Tabellenlage grotesk, über den Aufstieg zu sprechen, doch der SCP braucht klare Ziele und Visionen – dafür stand Finke ohnehin schon immer. Etwas Vergleichbares hat man unter Martin Hornberger in den vergangenen Monaten vermisst. Wer Finke kennt, weiß, dass er alles daran setzen wird, um sein "Baby" (O-Ton Finke) bis Mai 2018 wieder in die 2. Liga zu führen.
Die letzte Rettung
Trifft der 65-Jährige allerdings erneut so gravierende Fehlentscheidungen wie in der letzten Saison und begünstigt damit den Dreifach-Abstieg bis in die Regionalliga, dürften die Lichter beim SC Paderborn im Sommer ausgehen. Die Rückkehr von Finke birgt also ein gewisses Risiko, sie ist allerdings auch die letzte und einzige Chance, die Talfahrt nachhaltig zu beenden und wieder oben anzugreifen. Scheitert die Mission, sind auch Finke und der SCP endgültig gescheitert. Sein Lebenswerk wäre zerstört, sein Baby tot. Bleibt aus Sicht der leidgeprüften Fans zu hoffen, dass dieses Szenario nicht eintritt.