Jetzt im Ticker: F.C. Hansa in Erfurt – Emmerling-Debüt
Es weihnachtet allmählich auch rund um die 3. Liga. Zwei Spieltage sind es noch bis zu einer sechswöchigen Winterpause – Zeit zum Durchschnaufen, aber auch Nachrüsten für so manchen Klub, der seinen Erwartungen bisher hinterherhinkt oder im Aufstiegskampf nochmals neue Impulse setzen möchte. Dieser bleibt, wen wundert es, bis auf Weiteres hochspannend.
Das ist der 18. Spieltag
Favorit MSV Duisburg hat seine Ergebniskrise mit dem 2:0-Erfolg in Lotte beendet und sich zudem durch das Spielen in Unterzahl Selbstbewusstsein erarbeitet. Dahinter folgt mit dem Halleschen FC unter anderem ein Überraschungskandidat, während der VfL Osnabrück und Holstein Kiel schon eher oben erwartet wurden. Pflichtaufgaben im Aufstiegsrennen stehen für Duisburg im Heimspiel gegen Fortuna Köln sowie den VfL Osnabrück gegen Zwickau an. Weiter unten in der Tabelle stellt der FSV Frankfurt aktuell (wieder einmal) ein Rätsel dar und rutscht folgerichtig in Richtung Keller. Dort möchte der SC Paderborn nach dem Trainerwechsel neue Erfolge erzielen – kein leichter Job, Gegner Preußen Münster hat zuletzt vier Siege in Folge geholt und stürmt in Richtung obere Tabellenhälfte. Ein Ostduell rundet den attraktiven 18. Spieltag ab: Hansa Rostock reist zu Rot-Weiß Erfurt und dürfte nach der 1:4-Pleite gegen Kiel viel Wut im Bauch haben…
Frage 1: Erfüllt Fortuna Köln in Duisburg seine Rolle als unangenehmer Außenseiter?
Eigentlich sind die Rollen am Samstagnachmittag sonnenklar verteilt. Der MSV Duisburg rehabilitierte sich in Lotte von der Ergebniskrise der letzten fünf Spieltage, ist von der individuellen Qualität her Fortuna Köln zudem deutlich überlegen. Und doch dürften die Zebras aufpassen und sich allen voran das hochverdiente 1:1-Remis der Südstädter gegen den VfL Osnabrück genau anschauen. Das Potenzial, um diversen Aufstiegskandidaten ein Bein zu stellen, besitzen die Fortunen jedenfalls schon seit mehreren Jahren. Ersetzen muss der MSV bekanntermaßen Baris Özbek, der nach seinem Wutanfall bis in den März hinein gesperrt ausfallen wird.
Frage 2: Was ist eigentlich mit dem FSV Frankfurt los?
Der plötzlich Auf- und nun wieder Abwärtstrend beim FSV Frankfurt bleibt ein Rätsel der aktuellen Drittliga-Saison. Sieben Spieltage lang präsentierten sich die Bornheimer wie ein Abstiegskandidat, dann sieben Spieltage wie ein Spitzenteam. Lässt sich daraus etwa eine Bauernregel ableiten? Die letzten drei Partien plus ein peinliches Landespokal-Aus lassen aber auf eine sich anbahnende Krise schließen. Nicht einmal ein einziges Tor erzielte Roland Vrabecs Elf in diesen 360 Pflichtpiel-Minuten. Wo bleiben die genialen Momente eines Massimo Ornatelli, die Abschlussstärke von Fabian Schleusener? Momentan bräuchte Frankfurt diese individuelle Klasse mehr denn je. Am Samstag gastiert der FSV auswärts bei Werder Bremen II – stets eine lösbare, aber zeitgleich unangenehme Aufgabe. Leichter wird es allemal nicht, da die Weser-Elf weiterhin eine breite Unterstützung von Millionen-Transfers erhält, die eigentlich für die Bundesliga-Elf vorgesehen waren.
Frage 3: Stürmt der 1. FC Magdeburg weiter bergauf?
Das ist kaum zu glauben, aber wahr: Der 1. FC Magdeburg hat sich in den letzten Wochen zurück in das Spitzenfeld der Liga gearbeitet. Vorhersehbar war dies allein aufgrund des Ausfalls von Torjäger Christian Beck nun wirklich nicht – wehren wird sich der FCM um Coach Jens Härtel gegen diese Entwicklungen aber sicherlich ebenso wenig. Das große Plus: Die Abhängigkeit von Beck ist verschwunden und defensiv lässt Magdeburg kaum noch etwas zu. Felix Schiller, Christopher Handke, Nico Hammann: Das Trio in der letzten Abwehrreihe macht einen hochsoliden Job und auch die Stellvertreter fügen sich nahtlos ein. Im Heimspiel gegen den VfR Aalen sind jedoch besondere Qualitäten gefragt. Aalen wartet ab, lässt den Gegner kommen und lauert auf blitzschnelle Konter. Der FCM dürfte gewarnt sein. Aber geht es nach dem Trend, ist Magdeburg am Samstag klarer Favorit und könnte sich mit einem Heimsieg sogar unter die Top 3 mogeln.
Frage 4: Wirkt der Trainerwechsel beim SC Paderborn im ersten Anlauf?
Stefan Emmerling soll es nun also beim SC Paderborn richten. Seine Personalie ging bei der Vorstellung am Dienstagnachmittag fast etwas unter – als mindestens ebenso wichtig betrachteten die Anhänger schließlich die Rückkehr von Möbel-Zar Wilfried Finke auf dem Präsidenten-Posten. Mit ihm erscheinen Nachverpflichtungen im Winter wieder möglich, die angesichts der letzten Leistungen auch dringend notwendig erscheinen. Der SCP zerfiel auch in Zwickau in seine Einzelteile und schwebt in großer Abstiegsnot. Emmerling muss die Ostwestfalen auf Kurs bringen, und das bei einem aktuell in starker Form befindlichen Gegner: Preußen Münster brüstet sich mit vier Siegen in Folge, größer könnte das Selbstvertrauen zwischen zwei Teams wohl kaum auseinandergehen. Allen voran in Emmerling und Finke liegt die Hoffnung auf baldige Besserung beim SC Paderborn.
Frage 5: Bleibt Erfurt nach dem Auswärtssieg in Regensburg am Ball?
Nach den vorherigen Leistungen war nicht unbedingt abzusehen, dass Rot-Weiß Erfurt in Regensburg einen verdienten Auswärtssieg einfahren würde. Mit einem wiedererstarkten Carsten Kammlott erscheint plötzlich aber alles wieder möglich – auch ein Heimsieg gegen Hansa Rostock am Samstag. Und wie wichtig wäre es, aus den letzten beiden Partien des Jahres noch mindestens vier Zähler zu ergattern, nur so würde RWE ein Polster auf die Abstiegsränge gewiss sein. Das brauchen die Thüringer, denn im Gegensatz zu einigen Kontrahenten ist der finanzielle Spielraum für Wintertransfers stark begrenzt. Den nötigen Winterspeck sollten sich Stefan Krämer und Co. folglich noch vor dem Weihnachtfest anfuttern, und Rostock scheint nicht unschlagbar: Zuletzt kassierte die Kogge ein deutliches 1:4 gegen Holstein Kiel, das aufzeigte: Zu den besten Klubs der Liga fehlt dem FCH noch ein Stück. Die Chance für RW Erfurt ist allemal gegeben.