1. FC Magdeburg: Aufholjagd endet auf einem Aufstiegsrang
Ab sofort wird es im Lager des 1. FC Magdeburg wohl schwer, in den Gedanken komplett bei der Realität zu bleiben und nicht ins Träumen zu verfallen: Der Club hat durch einen 3:1-Auswärtssieg bei den Sportfreunden Lotte den zweiten Platz zur Winterpause gesichert. Der Dank geht dabei auch an den SC Paderborn, der den VfL Osnabrück final straucheln ließ. Was ist nun möglich?
Club löst schwere Gleichung
Formulieren wir es so: Der FCM hat nun mindestens sechs Wochen Zeit, um sich darüber klar zu werden, was für ein Ziel die Truppe um Jens Härtel und Sportchef Mario Kallnik am Saisonende verfolgen möchte. Die solide Etablierung in der oberen Tabellenhälfte oder doch der großflächige Angriff auf die obersten, auf die fetten Plätze? Das Auswärtsspiel bei den Sportfreunden Lotte – einem der zahlreichen Gradmesser in dieser Liga – zeigte, dass Magdeburg in der Lage ist, auch komplexe Herausforderungen mit besonderer Aufgabenstellung zu lösen. Es galt, eine Gleichung zu finden, die den Teamgedanken der Lotter auf schwerem Geläuf bezwingen konnte. Und Härtel und Co. wählten die womöglich erfolgversprechendste Lösung: Beinhartes Verteidigen und das Besinnen auf jene Tugend, die die Gastgeber (noch) nicht vorweisen können – die nötige Reife in den Aktionen.
Unverhoffter Doppelschlag nach dem Seitenwechsel
Das wurde an mehreren Stellen deutlich. So etwa schon nach 16 Minuten, als sich Christian Beck clever im Sechzehner foulen ließ, den fälligen Strafstoß aber verschenkte Marius Sowislo recht leichtfertig. Auch zwanzig Minuten später hätte Nils Butzen die Führung besorgen können, als er sich auf der rechten Seite davonstahl und urplötzlich frei vor Benedikt Fernandez auftauchte, mit dem Schuss jedoch zu lange zögerte. Besser machte es Christian Beck nach 47 Minuten: Butzen legte vor, Beck lupfte das Leder gekonnt ins linke Eck. "So macht ihn ein Klassestürmer“, musste Lotte-Keeper Fernandez nach Abpfiff eingestehen. Becks Rehabilitation nach der Rotsperre war geglückt, und Sturmpartner Julius Düker legte wenige Sekunden später nach (49.). Unverhofft kommt oft: Durch zwei Schwächen der Heimelf befand sich Magdeburg plötzlich eindeutig auf Kurs Auswärtssieg.
Magdeburg kämpft mit Mann und Maus für die drei Punkte
Die wohl spieltaktisch interessanteste und wichtigste Phase zugleich begann allerdings erst danach. Denn Lotte rannte an, wechselte offensiv, Trainer Ismail Atalan wollte die Punkte. Aber musste feststellen: "Magdeburg hat sich den Sieg verdient. Wer sich derart in die Schüsse und Zweikämpfe wirft, der erarbeitet sich hier die Punkte.“ Denn auch wenn die Sportfreunde sich ein deutliches Plus an Spielanteilen erarbeiteten, blieben große Chancen aufgrund des unermüdlich ackernden Defensivverbundes um Felix Schiller, Nico Hammann und Christopher Handke Mangelware. Zum Anschluss kamen die Lotter erst, als Ersatzkeeper Leopold Zingerle (Jan Glinker fehlte mit Rückenproblemen) einen harten Freistoß abprallen ließ und Gerrit Nauber abstaubte (81.). Nochmal Spannung? Nein, denn Magdeburg hielt sein Bollwerk beisammen und startete die große Weihnachtsfeier spätestens, als Joker Tarek Chahed mit dem finalen Konter die 3:1-Entscheidung besorgte (90.+1).
Noch bleibt der FCM demütig
Zurück zur Ausgangsfrage: Wohin kann der Weg des 1. FC Magdeburg führen? Nimmt man die Konstanz der letzten drei Monate als Grundlage, dann ist in Sachsen-Anhalt (mindestens) ein echter Aufstiegskandidat vorzufinden. Natürlich sind offensive Aussagen der Verantwortlichen noch Mangelware – Trainer Härtel ließ sich lediglich einen kleinen Wunsch für die Platzierung am Saisonende entlocken. Auch im zweiten Jahr der Drittliga-Zugehörigkeit bleibt der FCM demütig und bescheiden, und das muss nicht zwangsläufig der verkehrte Weg sein. Hinter den Kulissen dürften aber die Pläne für Verstärkungen in der Winterpause zumindest nicht in versteckten Schubladen verwittern. Das mit dem zweiten Platz versüßte Weihnachtsfest deutet an, dass an der Elbe das Potenzial für höhere Ansprüche allemal gegeben ist.