SC Paderborn: Und plötzlich wird Fußball gespielt
8.041 Zuschauer staunten am Samstagnachmittag beim Spiel zwischen Paderborn und Osnabrück nicht schlecht, als sie gegen 14:30 Uhr auf die Anzeigentafel blickten: Zu diesem Zeitpunkt lagen die Ostwestfalen bereits mit 3:0 gegen den Tabellenzweiten in Führung. Als hätte es nie eine Negativserie gegeben, trat der SCP befreit auf und spielte plötzlich Fußball.
Mannschaft ruft Potential ab
Dass der Kader mit Spielern wie Sven Michel, Tim Sebastian und Zlatko Dedic über eine gewisse individuelle Stärke verfügt, ist bekannt – zumindest in der Theorie. Auf dem Platz zeigten die Akteure ihre Klasse im bisherigen Saisonverlauf selten. Über die Gründe lässt sich zwar nur spekulieren, klar ist aber: Seitdem Stefan Emmerling an der Seitenlinie steht, tritt der Zweitliga-Absteiger ganz anders auf. Plötzlich stimmt das Zweikampfverhalten, der Einsatz und die Laufbereitschaft. "Ich habe an ein paar kleinen Stellschrauben gedreht", bleibt Emmerling in der "Neuen Westfälischen" dennoch bescheiden. Dabei waren Stellschrauben gar nicht mal so klein. Als der 50-Jährige den Cheftrainer-Posten übernahm, hatte Paderborn gerade mit 0:3 in Zwickau verloren. Zuvor setzte es unter anderem eine peinliche 0:6-Klatsche in Lotte. Dass der SCP mit 36 Gegentoren die schwächste Abwehr der Liga stellt, kommt daher nicht von ungefähr. War das Abwehrverhalten unter der Regie von René Müller über weite Phase der Hinrunde erschreckend schwach, hat sich die Mannschaft unter Emmerling nun gefunden und rief gegen Münster und vor allem gegen Osnabrück das Potential ab, das auch auf dem Papier steht. Zwar mussten die Fans nach dem Anschlusstreffer der Gäste in Minute 51 nochmal etwas zittern, ließ der SCP doch weitere Top-Chancen ungenutzt, doch letztlich brachte der SCP den Sieg sicher über die Zeit. Übrigens: Letztmalig ging der SCP im Mai 2009 mit einer Drei-Tore-Führung in die Pause.
Geht der Blick doch noch nach oben?
Wohin führt nun der Weg des SC Paderborn? Nach einem insgesamt mehr als enttäuschenden Jahr 2016 mit nur neun Siegen aus 34 Spielen sind viele Fans froh, dass es erstmal in die Winterpause geht – auch wenn der 3:1-Sieg gegen den VfL wieder Lust auf Fußball gemacht hat. In der Tabelle steht der SCP mit 24 Punkten auf Platz 14, der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt vier Zähler. Doch vielleicht richtet sich der Blick auch weiter nach oben, denn Präsident Wilfried Finke hatte bei seiner Rückkehr vor zwei Wochen angekündigt, den Kader im Winter entsprechend verstärken zu wollen – sofern eine realistische Chance auf den Aufstieg bestehen würde. Mit zwei Siegen aus zwei Spielen hat die Mannschaft die nicht erwartete Optimalausbeute eingefahren, sodass der Rückstand auf Rang 3 nun "nur" acht Punkte beträgt. Dennoch tut der SCP gut daran, nach zwei Siegen in Serie nicht direkt wieder vom Aufstieg zu sprechen. Zunächst wird Stefan Emmerling nun knapp sechs Wochen Zeit haben, um an weiteren Stellschrauben zu drehen. Nach der Winterpause treffen die Ostwestfalen dann erst auf Duisburg und wenig später auf Magdeburg. In diesen Spielen wird sich zeigen, ob der Blick tatsächlich noch nach oben gerichtet werden kann. Ansonsten könnten sich die Fans aber auch mit einem guten Mittelfeldplatz anfreunden – zumindest wenn so wie gegen Osnabrück Fußball gespielt wird.