Hinrunden-Fazit FSV Frankfurt: Eine Achterbahnfahrt

Bei wohl keiner anderen Mannschaft durfte der Anfang der Hinrunde so voller Spekulationen und Ungewissheit gewesen sein, wie es beim FSV Frankfurt der Fall war. Nach dem Abstieg aus der zweiten Bundesliga und dem komplett neu zusammengestellten Kader glich der Verein einer Wundertüte – und blieb es auch. Eine Analyse.

Das lief gut

Spätestens zur Mitte der Hinrunde bekamen die Anhänger der Frankfurter das zu sehen, was sie so lange vermisst hatten. Nach einigen missglückten ersten Spielen in Liga 3, bei denen die Bornheimer Punkte liegen gelassen hatten oder sich mit unentschiedenen Partien zufriedenstellen mussten, hatte sich die Mannschaft schließlich gefunden. Trainer Roland Vrabec wusste, wen er auf welchen Positionen einzusetzen hatte, fand plötzlich die Startelf, bei der alles klappte. Dass es beim FSV länger dauern würde, bis alle Abläufe stimmten, das unterstrich das Trainerteam immer wieder. Ein 4:1-Sieg im heimischen Frankfurter Volksbank Stadion gegen Preußen Münster kam einem Befreiungsschlag gleich. Drei weitere Siege in Serie folgten, insgesamt blieben die Bornheimer neun Spiele ungeschlagen. Höhepunkt dieser glanzvollen Siegesserie war das 6:0 gegen Fortuna Köln.

Das lief nicht gut

So plötzlich wie sich der Erfolg eingestellt hatte, so plötzlich kam eine Reihe von Rückschlägen. In Spielen gegen Gegner wie Duisburg und Osnabrück, die sich bereits ein wenig länger an der Tabellenspitze manifestiert hatten, holte die Mannschaft mit Ach und Krach und mehr Glück als Verstand jeweils einen Punkt. Was folgte, war jedoch der mit Abstand unangenehmste Tag der Hinrunde: Im Hessenpokal schied die Mannschaft bei Viertligist Steinbach aus, ging mit fünf Gegentoren und keinem eigenen Treffer regelrecht unter. Und auch beim Nachbarschaftsduell gegen die zweite Mannschaft von Mainz wurde es nochmal ungemütlich, auch hier ließen die Frankfurter Punkte liegen, von denen alle glaubten, sie seien sicher. Die einst so starke Vrabec-Elf stand auf wackeligen Beinen in den letzten Spieltagen des ersten Saisondurchgangs, zeigte sich aber wiedererstarkt beim Derby gegen Wiesbaden, gewann, und legte einen guten Baustein für den Rest der Saison.

Bewertung der Neuzugänge

Der Umbruch am Bornheimer Hang brachte vor allem eines: Neuzugänge. Außer Sören Pirson und Shawn Barry war von dem Stamm der Mannschaft aus dem Vorjahr nicht mehr viel übrig. Mit einer völlig neuen Situation mussten sowohl Trainerstab als auch Fans umgehen. Eine kurze Vorbereitungszeit genügte da eigentlich kaum, um verschiedene Spielertypen zusammenzuführen und einen Angriffsplan für die fremde Liga zu schmieden. Besonders über ein paar alte Bekannte wurde sich gefreut. Yannick Stark wurde aus Darmstadt ausgeliehen, Marc Heitmeier kam nach zwei Jahren in Münster zurück nach Frankfurt. Und auch in den in Frankfurt bereits bekannten Patrick Ochs wurde viel Hoffnung gesetzt. Der Kapitän war mit seiner Erfahrung sicher maßgeblich an der Entwicklung der Mannschaft beteiligt.

Bester Spieler

Besonders beeindruckt hat Massimo Ornatelli in dieser Hinrunde. In 16 Spielen kam der Deutsch-Italiener zum Einsatz, schoss vier wichtige Tore. Aber speziell seine Vorlagen waren es, die dem FSV den Aufwärtstrend verschafft haben. Acht dieser Vorlagen kann er verzeichnen, seine Sicherheit im Spiel sorgte oft für den sprichwörtlichen letzten Pass.

Schwächster Spieler

Nicht gänzlich überzeugen konnte hingegen Ranisav Jovanovic. Er sollte den Sturm der Bornheimer verstärken, gerade mit seiner Erfahrung versprachen sich alle sehr viel von ihm. In der Liga kommt er zwar auf 602 Spielminuten, konnte sich aber nicht zu der wichtigen Stütze mausern, die der Sturm manchmal gebraucht hätte. Zuletzt war der Stürmer mit serbischen Wurzeln gar nicht mehr im Kader. Tore? Fehlanzeige!

Fazit

Roland Vrabec sagte gegenüber dem "Kicker": "Das war eine Vorrunde der absoluten Extreme.“ Ein Statement, das alle Beteiligten sofort unterschreiben würden. Diese verschiedenen Episoden, die sich durch die ganze Hinrunde zogen, haben dazu geführt, dass sich eine Konstanz, die an einigen Stellen sehr wichtig gewesen wäre, nicht einstellen konnte. Zeitweise kam das Gefühl auf, die Mannschaft spiele nach Alles-oder-Nichts-Prinzip. Zwischendurch gab es immer Spiele, die eindeutig waren, die wegweisend hätten fungieren müssen, aber oft schafften es die Frankfurter nicht, den Schwung und die Motivation von erfolgreichen Partien mitzunehmen. Ein Hin und Her, das manchmal auf Kosten der Sicherheit im Spiel ging. Auch in Spielen, die gewonnen wurden, gab es immer wieder Phasen, in denen die Bornheimer in der Luft hingen.

Ausblick & Prognose

Die Motivation, nach der Winterpause anzugreifen und erstarkt aufzutreten, ist da und die Vorbereitungszeit, die wegen immer neu dazukommender Spieler im Sommer ständig unterbrochen wurde, kann nun komplett genutzt werden. Wenn ein paar Stellschrauben justiert werden, dann kann der FSV es schaffen, die angesprochene fehlende Konstanz zu erlangen. Dass die richtigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Rückrunde gegeben sind, darüber ist sich jeder sicher. An einen Aufstieg will man am Bornheimer Hang nicht denken, aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass der FSV Frankfurt die Saison im ersten Drittel der Tabelle beendet – das Potential ist durchaus vorhanden.

   

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