Hinrunden-Fazit FSV Zwickau: Viel Lehrgeld gezahlt

Der FSV Zwickau hat die erste Hälfte der Drittliga-Spielzeit 2016/17 auf dem 19. Platz abgeschlossen und hatte deutlich mehr Mühe als die Mitaufsteiger aus Regensburg und Lotte. liga3-online.de analysiert, warum dies so war und an welcher Stelle die Westsachsen Verbesserungspotential besitzen.

Das lief gut

Die Moral kann dem Liganeuling niemand absprechen. Obwohl der FSV in zwölf von neunzehn Partien in Rückstand geriet, kam die Elf von Torsten Ziegner nur einmal richtig unter die Räder und zwar beim 0:5 in Rostock. Die Stimmung in der Mannschaft ist zu keinem Zeitpunkt schlecht gewesen. Weder gab es Absetzbewegungen, noch interne Grabenkämpfe. Bleibt diese positive Teamchemie über die komplette Rückrunde aufrecht erhalten, ist nicht davon auszugehen, dass sich die Westsachsen ihrem Schicksal ergeben werden. Ebenfalls als positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass sich die Mannschaft außer bei der Doppelpleite gegen Rostock (0:5) und Großaspach (0:2) immer hochkarätige Torchancen herausspielen konnte und so auch Spiele die unter dem Strich verloren gingen, zuvor ausgeglichen gestalten konnte. Gelingt es in der Rückrunde nur die Hälfte dieser knappen Spiele zu eigenen Gunsten zu entscheiden, sollte der FSV deutlich mehr Punkte holen als in der Hinserie.

Das lief nicht gut

Dafür muss die Chancenverwertung aber deutlich besser werden. In punkto Großchancen auslassen ist der Aufsteiger gefühlt Spitzenreiter. Der 33-jährige Routinier Ronny König ist mit fünf Toren teaminterner Toptorschütze. Jonas Nietfeld und Marcel Bär folgen mit je vier Toren. Doch es hätten weitaus mehr Tore sein können, ja sogar müssen. Alleine 14 Aluminiumtreffer sind Ligabestwert – wenn auch ein Zweifelhafter. Ergo hat der FSV bisher deutlich zu wenig Tore erzielt. Nur 20 Treffer sind der fünftschlechteste Wert. Dagegen stehen 29 Gegentore – der viertschlechteste Wert – zu Buche. Besonders schwach ist die Punktausbeute in Spielen, in denen die Westsachsen in Rückstand gerieten. Dort konnte nur in zwei von zwölf Spielen gepunktet werden und das jeweils mit einem 1:1 (Frankfurt/Duisburg). Ebenfalls schwach ist die Heim- (10 Pkt.) und Auswärtsquote (7 Pkt.). Im Tableau steht der FSV zuhause und auswärts jeweils nur auf dem 17. Platz.

Bewertung der Neuzugänge

Mit neun Neuzugängen ging der Aufsteiger in die Saison. "Königstransfers" waren die Verpflichtungen von Torhüter Johannes Brinkies und Sturmtank Ronny König. Während Brinkies bei Hansa Rostock hinter Marcel Schuhen nur zweite Wahl war, entwickelte sich das 23-jährige Nordlicht in Zwickau sofort zur klaren Nummer eins. Eine ähnliche Entwicklung nahm Ronny König, der im Vorjahr beim Chemnitzer FC keinen Fuß auf den Boden bekam, in Zwickau hingegen eine unverzichtbare Stütze ist. Viel Potential besitzt Marcel Bär, der von Regionalligist Jena nach Westsachsen wechselte und bisher viermal traf. Die Chancenverwertung des 24-Jährigen ist allerdings ausbaufähig. Von Zweitliga-Aufsteiger Erzgebirge Aue wechselten Mike Könnecke und Nils Miatke nach Zwickau. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und Nichtberücksichtigung entwickelten sich beide zu absoluten Leistungsträger. Den umgekehrten Weg, vom Leistungsträger zum Tribünengast, nahm Marcel Gebers. Beim Ex-Offenbacher stehen die Zeichen ebenso auf Abschied wie beim bisher nicht berücksichtigten Lukas Wilton (Hannover II). Der hochveranlagte Felix Geisler (Cottbus) kam bisher zwar ebenfalls kaum zum Zug, genießt aber (noch) Welpenschutz. Alexander Sorge (RB Leipzig II) fällt mit Kreuzbandriss bis Saisonende aus.

Bester Spieler: Johannes Brinkies

Als Torhüter einer „Schießbude“ glänzen? Johannes Brinkies ist dieses Kunststück geglückt. Der 23-Jährige hielt viermal seinen Kasten sauber und erwies sich als ganz starker Rückhalt. Individuelle Aussetzer sind für den nervenstarken Rückhalt ein Fremdwort.

Schwächster Spieler: Marcel Gebers

Der 30-Jährige sollte eine wichtige Stütze in der Innenverteidigung werden. Neun Spiele in Folge stand der Neuzugang über die komplette Zeit auf dem Rasen. Mit der systembedingten Umstellung von Dreier- auf Viererkette verlor Gebers zunächst seinen Stammplatz und kurz darauf auch die Gunst von Trainer Torsten Ziegner.

Fazit

Der Aufsteiger hatte sich die Rückkehr in den Profifußball nach 18-jähriger Abstinenz reibungsloser vorgestellt. Nach gutem Saisonstart mit vier Punkten aus den ersten beiden Spielen landete der FSV Zwickau schnell auf dem Boden der Tatsachen. Die Hinrunde firmierte oftmals unter dem Motto "Lehrgeld zahlen". Zu viele einfache Gegentore und eine mangelnde Chancenverwertung kosteten unnötig viele Punkte. Dazu brauchte Trainer Torsten Ziegner zehn Spieltage, um sich von seinem geliebten 3-2-3-2-System zu trennen und auf das defensiv stabilere 4-2-3-1 und das jetzige 4-4-2-System umzustellen. Ebenfalls dauerte es einige Zeit, bis die Aufstiegshelden wie Michael Schlicht oder René Lange, die in der 3. Liga nicht mehr mithalten konnten durch erfahrene Spieler wie Mike Könnecke oder Nils Miatke ausgetauscht wurden.

Ausblick & Prognose

Vieles hängt vom Rückrundenstart ab. In den ersten vier Partien trifft der FSV zuhause auf Mainz II und Bremen II und tritt bei Magdeburg und Wehen Wiesbaden an. Je nachdem, wie der Start verläuft, entscheidet sich, wo die Reise hingeht. Was dem FSV Mut machen sollte, ist die aufsteigende Form seit der Umstellung auf Viererkette sowie die Rückkehr von Aykut Öztürk aus monatelanger Verletzungspause.

 

   

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