Hinrunden-Fazit HFC: Mit der Ruhe kommt der Erfolg
30 Punkte zur Saisonhalbzeit, der vierte Tabellenplatz und den Relegationsrang in Reichweite: Der Hallesche FC mischt im Aufstiegsrennen der 3. Liga kräftig mit. liga3-online.de analysiert, was die Zutaten für den bisher so erfolgreichen Saisonverlauf waren.
Das lief gut
Der Hallesche FC ist in dieser Saison eine Heimmacht. Noch kein einziges Punktspiel ging im Erdgas-Sportpark verloren – das gilt übrigens für die gesamte Amtszeit von Trainer Rico Schmitt, die im April 2016 begann. Einzig im DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV mussten die Hallenser auf dem eigenen Rasen eine Niederlage einstecken. Ein Erfolgsgrund ist die stabile Defensive, die zuhause lediglich fünf und insgesamt auch nur 14 Gegentreffer zuließ. Die Offensive war zwar etwas weniger erfolgreich, zeichnete sich aber zumindest dadurch aus, nicht zu stark von Einzelakteuren abhängig zu sein. Die 20 Saisontore teilen sich auf elf verschiedene Torschützen auf – nur der 1. FC Magdeburg und Sonnenhof Großaspach haben jeweils einen schon erfolgreichen Schützen mehr auf ihrer Liste. Die meisten Buden in Reihen des HFC erzielten Benjamin Pintol und Nick Fennell (beide vier Tore) – Letzterer bildet auf der Doppelsechs zusammen mit Kapitän Klaus Gjasula Herz und Lunge des Hallenser Spiels.
Das lief nicht gut
So stark die Bilanz im eigenen Stadion aussieht, so ausbaufähig ist sie auf fremdem Rasen. "Auswärts könnte der Knoten noch platzen“, sagte Trainer Schmitt der "Mitteldeutschen Zeitung". Selbiges gilt für die Offensive: In der Rückrunde sollten schon etwas mehr als 20 Tore fallen, wenn die Saalestädter ernsthaft ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden wollen. Ein Problem war stellenweise das fehlende Angriffs-Esprit im Mittelfeld. Eigentlich sollte Dorian Diring dies verbreiten, er hat es jedoch im zweiten Jahr im Trikot der Rot-Weißen – auch aufgrund einiger Verletzungen – noch nicht geschafft, die Rolle einzunehmen, die sich das sportliche Führungsteam von ihm erhofft. Ein weiterer Minuspunkt der Hinrunde: Die Spieler des HFC gehen zu oft verfrüht zum Duschen. Vier Platzverweise wurden in den ersten 19 Saisonspielen schon gesammelt, drei Mal Gelb-Rot und einmal glatt Rot.
Bewertung der Neuzugänge
Für alle Mannschaftsteile außer die Torwartposition verpflichtete der HFC vor dem Saisonstart neue Spieler, die für die erste Elf vorgesehen waren. Zur Winterpause lässt sich festhalten: Sportdirektor Böger, Manager Ralph Kühne und Rico Schmitt haben einen guten Job gemacht. In der Viererkette haben sich Fabian Baumgärtel und Tobias Schilk auf den Außenpositionen zu Fixpunkten gemausert, im Mittelfeld überzeugt das bereits erwähnte Sechser-Duo Fennell und Gjasula. Letzterer muss von Beginn an auch charakterlich überzeugt haben, schließlich ernannte ihn Schmitt direkt zum Mannschaftskapitän. Die Offensive hat mit Benjamin Pintol sichtliche Verstärkung erhalten, auch wenn er im Vergleich zum abgewanderten Osayamen Osawe noch etwas abfällt. Es gibt jedoch auch Transfers, die sich (noch) nicht ausgezahlt haben: Darunter fallen besonders die beiden Stürmer Hilal El-Helwe und Petar Sliskovic, die beide bisher wenig Einsatzzeit bekommen haben.
Bester Spieler
Nomen est omen: Royal-Dominique Fennell, kurz Nick genannt, war der Königstransfer des Halleschen FC. Erst am 31. August, dem letztmöglichen Tag, wurde der Wechsel des Deutsch-Amerikaners nach Sachsen-Anhalt perfekt gemacht. Der 27-Jährige ist eine feste Bank im Mittelfeld – und zudem im Spiel nach vorne torgefährlich. Darüber hinaus trägt Fennell noch zum guten Mannschaftsklima bei. Er ist einer der Chef-Berater von Kabinen-DJ Marco Kämpfe und berät den Co-Trainer regelmäßig bei der Musikauswahl.
Größte Enttäuschung
Petar Sliskovic hatte sich den Saisonverlauf bei seinem Wechsel nach Halle sicher ganz anders vorgestellt. Nach dem Abstieg mit den Stuttgarter Kickers wollte der 25-Jährige neu angreifen, beweisen, dass der sportliche Misserfolg der Schwaben nicht an ihm lag. Diesen Beweis blieb er bislang schuldig. Noch kein einziges Mal konnte Sliskovic in der Liga einen Treffer erzielen – auch, weil ihm Rico Schmitt kaum Einsatzzeit gibt. Über 90 Minuten spielte der Kroate noch nie, zuletzt wurde er meist nur noch als Last-Minute-Joker eingewechselt.
Fazit
Die erste vollständige Saison in der Post-Köhler-Ära ist bisher mehr als solide über die Bühne gebracht. Nach der aufgeregten vorherigen Spielzeit mit zwei Trainerwechsel kam die erwünschte Ruhe zurück nach Halle, Rico Schmitt kommt mit seiner unaufgeregten, sachlichen Art und seinem trockenen Humor gut in Halle an. Schmitt machte die Rot-Weißen zu einer Heimmacht und formte die Truppe zu einem unangenehmen Gegner für jeden anderen Drittligaklub. Wer unbedingt nach Mängeln sucht, findet die in der Offensivabteilung. Die versprüht unter den gegnerischen Defensivreihen noch zu wenig Angst und Schrecken – aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Ausblick & Prognose
Noch ist unklar, ob die Hallenser in der Winterpause auf dem Transfermarkt zuschlagen werden. Wenn, dann wird wohl in der Offensive noch etwas getan werden. Ob mit oder ohne Neuzugängen: Der Hallesche FC gehört nach wie vor nicht zu den Aufstiegsfavoriten, was die angenehme Folge hat, dass die Spieler ohne großen Druck oben mitspielen können. Ob es am Ende tatsächlich mit dem Sprung in die Zweitklassigkeit gelingen kann? Rico Schmitt glaubt, dass die ersten vier Spiele richtungsweisend sein werden. Dann stehen drei Ost-Duelle gegen Erfurt, Chemnitz und Rostock an, außerdem noch ein Heimspiel gegen Jahn Regensburg. Kommt der HFC nach der Winterpause gut aus den Startlöchern, könnte er tatsächlich bis zum Schluss ins Aufstiegsrennen involviert sein. Dass am Ende tatsächlich der Fahrstuhl nach oben genommen wird, ist eher unwahrscheinlich, aber nichtsdestotrotz könnte am Ende eine erfolgreiche Spielzeit stehen, die den HFC nach dem kleinen Knick im Vorjahr in seiner langfristigen Entwicklung weiter gestärkt hat.