Jahn: Aufsichtsratsvorsitzender Joachim Wolbergs verhaftet

Joachim Wolbergs, Oberbürgermeister der Stadt Regensburg und Aufsichtsratsvorsitzender des SSV Jahn Regensburg ist am Mittwoch verhaftet worden. Ihm wird von der Staatsanwaltschaft Bestechlichkeit vorgeworfen – auch im Zusammenhang mit dem SSV Jahn. 

Vorwurf: Bestechlichkeit

Auch der Immobilienunternehmer Volker Tretzel, langjähriger Jahn-Sponsor, kam in Untersuchungshaft. "Dem Oberbürgermeister wird Bestechlichkeit, dem mitbeschuldigten Bauunternehmer Bestechung […] vorgeworfen. Konkret geht es um das ehemalige Areal der Nibelungenkaserne“, heißt es in der "Mittelbayerischen Zeitung" (MZ). Die Vorgeschichte: Im Juni 2016 kam der Vorwurf der Vorteilsnahme und –gewährung auf. Wolbergs habe seit 2013 aus der Immobilienbranche enorme Spendensummen (insgesamt über 500.000 Euro) entgegengenommen. Die Staatsanwaltschaft hatte den Anfangsverdacht, dass Wolbergs durch diese Spenden "dazu veranlasst werden sollte, seinen Einfluss bei anstehenden Entscheidungen der Stadt über verschiedene Bauvorhabe im Sinne der Spender auszuüben“, wie die Staatsanwaltschaft unter anderem in "Der Welt" zitiert wurde. Angeblich habe Wolbergs die angeklagten Bauunternehmen, darunter das "Bauteam Tretzel" (BTT) von Volker Tretzel, bei der Vergabe von lukrativen Aufträgen (wie der ehemaligen Nibelungenkaserne in Regensburg) also bevorzugt. Andere Unternehmen, die bessere Angebote abgegeben haben sollen, gingen leer aus.

Tretzel bewahrte den Jahn vor der Insolvenz

Tretzel ist ein großer, langjähriger Sponsor des SSV Jahn Regensburg und rettete den Verein vor zwölf Jahren vor der drohenden Insolvenz. Gegen Ende der Saison 2004/05 fehlten dem Jahn nach Medienberichten über eine halbe Million Euro, zudem soll der DFB einen Liquiditätsnachweis von etwas unter einer Million Euro gefordert haben – die Ostbayern standen damals, ein Jahr nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga, vor dem Aus. Doch in letzter Minute sprang Tretzel ein und ist seitdem ein großer Gönner des Vereins, ohne ihn würde der Jahn nicht mehr im Profifußball spielen. Der Bauunternehmer steckte jahrelang als Sponsor und Kreditgeber enorme Summen in den Jahn und sorgte dafür, dass immer mal wieder neue Gelder zur Verstärkung der Mannschaft da waren. Insgesamt soll er nach Zeitungsberichten in den vergangenen zehn Jahren zwölf Millionen Euro gezahlt haben – aber alles im Gegenzug zur Bevorzugung durch die Stadtspitze, wie der Vorwurf jetzt lautet.

Verdunklungsgefahr?

Die Staatsanwaltschaft sieht zwischen der Vergabe des Areals Nibelungenkaserne und der Jahn-Rettung einen Zusammenhang. In der MZ wird sie zitiert: "Sechs Tage nachdem der Regensburger Stadtrat über die Vergabe des Nibelungenkasernenareals zugunsten des beschuldigten Unternehmers entschieden hatte, beschloss die Gesellschafterversammlung des SSV Jahn Regensburg GmbH & Co. KG eine Kapitalerhöhung, die der beschuldigte Unternehmer im Dezember 2014 mit 1,2 Millionen Euro und im Mai 2015 mit weiteren 500 000 EUR verwirklichte habe. Diese Zuwendungen soll der beschuldigte Unternehmer als vereinbarte Gegenleistung für den Zuschlag beim Kasernenareal geleistet haben.“ Joachim Wolbergs wies stets alle Vorwürfe von sich und beteuerte seine Unschuld. Am Mittwochvormittag sind Wolbergs, Tretzel und ein weiterer Beschuldigter nun verhaftet worden. Es bestehe Verdunklungsgefahr, wie die MZ schreibt.

SSV Jahn ist autark

Bereits im Juni kündigte das BTT in einer Pressemitteilung an, jegliche Zahlungen – auch an den Jahn – sofort zu stoppen. Nach Angaben des Regensburger Wochenblatts hätte Tretzel dem Jahn in dieser Saison erneut 500.000 Euro in Aussicht gestellt. Im Gegensatz zur Vergangenheit, wo der Verein von diesem Sponsor nahezu abhängig war, wirft ihn das aber nicht um. Wie Hans Rothammer, Präsident des SSV Jahn Regensburg e. V. und Aufsichtsrat der GmbH & Co. KGaA dem Wochenblatt schon im Dezember mitteilte, sei der Verein mittlerweile autark und nicht von Tretzel abhängig.

   

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