MSV Duisburg: Drei Minuten für drei Punkte
Nirgendwo gilt die Faustregel "Jeder kann jeden schlagen" besser, als in der Dritten Liga – wenn da nicht aktuell einer wäre, der sie alle schlägt. Im Stile einer echten Spitzenmannschaft holten die blau-weißen Zebras vom MSV Duisburg schon am Freitagabend drei wichtige Punkte im Aufstiegsrennen und entwickeln sich damit zur Mannschaft der Stunde. Mit zehn von zwölf möglichen Rückrunden-Punkten setzt sich der Spitzenreiter in der Liga immer weiter von seinen Verfolgern ab und trotzdem hat der MSV einen Kritiker: Trainer Ilia Gruev.
Torjäger Bomheuer schlägt erneut zu
"Es war eines der schlechtesten Spiele der Saison und ein Arbeitssieg. Wir wussten, dass wir die Mainzer nicht unterschätzen durften", lauteten die ernüchternden Worte von MSV-Coach Ilia Gruev gegenüber dem "Kicker". Was war passiert? Die Zebras haben einen 2:0-Auswärtssieg eingefahren und wie sich am nächsten Tag herausstellen sollte, ihren Vorsprung auf Platz Drei auf neun Punkte ausgebaut. Kein Wunder also, dass den kritischen Worten direkt die Freude folgt: "Am Ende haben wir den Sieg aber mit einem seriösen Auftritt nach Hause geholt." Was dem Fußballlehrer nicht gefallen konnte, lag klar auf der Hand – in der zweiten Halbzeit taten die jungen Burschen von der Mainzer Reservemannschaft alles dafür, dem Spitzenreiter die Butter noch vom Brot zu nehmen. Zuvor hatte sich der MSV Duisburg im Stile einer echten Spitzenmannschaft mit zwei Toren in eine komfortable Situation gebracht: zuerst schlug Innenverteidiger Dustin Bomheuer zum dritten Mal in Folge zu und bugsierte den Ball nach einer Freistoßflanke mit dem Kopf an Torhüter Florian Müller vorbei. Nur drei Minuten später erledigte Kingsley Onuegbu den Rest und vollendete einen hohen Ball gekonnt mit seinem fünften Saisontreffer. Niemand ahnte, dass dies bereits das Endergebnis sein sollte, denn nach dem Rückstand drehten die "kleinen" Mainzer – wie schon eine Woche zuvor gegen den VfL Osnabrück – erst richtig auf.
Bewerbungsspiel für Lenz
Der große Gewinner des Abends stand zwischen der Pfosten der Zebras – und ausnahmsweise war es nicht Mark Flekken, sondern dessen Vertreter Marcel Lenz. Der niederländische Keeper hatte sich mit Oberschenkelproblemen abgemeldet, der gebürtige Duisburger Lenz wurde kurzfristig von Torwarttrainer Sven Beuckert von seiner Familie losgeeist. Und gegen den Tabellenletzten bekam der "Tribünentorwart" der Zebras eine echte Bewährungsprobe, denn allein zwischen der 60. und 69. Minute löste Lenz seine Hausaufgaben gleich in vier gefährlichen Situationen souverän und bewahrte seine Mannschaft vor dem Anschlusstreffer. Alles andere als selbstverständlich, denn aufgrund der U23-Regel sitzt in Ligaspielen normalerweise der Ex-Mainzer Daniel Zeaiter auf der Bank, womit Lenz quasi nur im Niederrheinpokal eingesetzt wird. Trotzdem gab es für die Mainzer an diesem Abend kein Vorbeikommen an Duisburgs 1,90-Mann! Ist Lenz, dessen Vertrag zum Ende der Saison ausläuft, nun offiziell die Nummer Zwei hinter Flekken? Nicht unbedingt, denn für Trainer Ilia Gruev ist in erster Linie eines wichtig: "Man sieht, dass alle Jungs sofort da sind, wenn sie gebraucht werden." Und das war Duisburgs Ersatzkeeper, für den wiederrum eines wichtig ist: Spielpraxis sammeln und sich empfehlen. Schließlich leben Totgesagte länger. Nicht wahr, Torjäger Bomheuer?