MSV Duisburg: Jetzt wird es ein Geduldsspiel
Erstmal hinsetzen und Tee trinken, schließlich ist englische Woche. Für eine solche Ruhepause wird es beim MSV Duisburg nach zwei Niederlagen in Folge wahrscheinlich schon eng, aber dennoch gilt erst einmal: tief Luft holen und abwarten. Denn genau für eine solche Saisonphase hatten sich die Zebras ein dickes Punktepolster angefuttert. Jetzt heißt es, nichts überstürzen und zeigen, dass man dem Druck gewachsen ist. Ein Kommentar.
Angst vor Erfolglosigkeit
Wieder einmal hat die Dritte Liga ihre Ausgeglichenheit grandios unter Beweis gestellt und gezeigt, dass in dieser verrückten Spielklasse wirklich jeder jeden schlagen kann. Der Leidtragende ist dieses Mal der Spitzenreiter aus Duisburg, der am Ende der englischen Woche seinen Acht-Punkte-Vorsprung verloren haben könnte. Wohlgemerkt: Könnte. Denn verloren ist beim MSV Duisburg noch lange nichts. Wieso auch? Trotz zweier Niederlagen stehen die Zebras immer noch an der Tabellenspitze und können diese aus eigener Hand weiter verteidigen. Dass der komfortable Puffer zu den Verfolgern nun aufgebraucht ist, spielt dabei keine Rolle – denn dafür sind solche Polster schließlich gedacht. Selbstverständlich sitzt der Frust bei den Anhängern erst einmal tief, da man diese Sicherheit nun nicht mehr hat. Generell spielt die Angst vor dem finanziellen Knock-Out immer wieder eine Rolle in den Köpfen aller Beteiligten, denn auf lange Sicht kann der Verein nur durch einen erfolgreichen Aufstieg überleben. Diese Erwartungen spüren auch die Spieler auf dem Platz, doch damit müssen die Fußballprofis klar kommen – und ganz sicher ist, dass sie diese Ansprüche auch erfüllen wollen.
MSV hatte wieder Chancen
Gegen Holstein Kiel sollte nach der Wiesbaden-Pleite der erste Schritt zur Verbesserung gemacht werden. Das ist den Zebras in weiten Teilen sogar gelungen, einzig der Torerfolg blieb wieder einmal aus. In einem ausgeglichenen Match erlebte Vize-Kapitän Kevin Wolze einen schlechten Start, hatte seinen Gegenspieler Kingsley Schindler in den Anfangsminuten kaum unter Kontrolle. Über Schindler folgte dann auch die entscheidende Flanke, die Alexander Bieler per Kopf in die Mitte ablegte und die Dortmunder Leihgabe Marvin Ducksch einnetzte. Kiel zeigte sich gefährlich und führte dem MSV seine Verletzlichkeit vor, doch die Zebras blieben am Ball. Stürmer Simon Brandstetter bekam mehrfach die Gelegenheit, noch vor der Pause den Ausgleich zu erzielen, traf kurz nach dem Seitenwechsel sogar den Innenpfosten der Störche. Damit werden aber gleichzeitig auch die Probleme der Mannschaft zu Tage gefördert, denn oftmals fehlt den Blau-Weißen nicht nur das Glück im Abschluss, sondern auch die Genauigkeit. Letzteres stellte die Zebras auch gegen Kiel immer wieder vor ein Problem – ein Beispiel: Für den verletzten Nico Klotz verteidigte Mittelfeldspieler Tugrul Erat im Storchennest. MSV-Coach Ilia Gruev erhoffte sich durch diesen Wechsel wohl offensivere Flankenläufe, als Fabio Leutenecker sie zuletzt gezeigt hat. Der Coup ging auf, der aserbaidschanische Nationalspieler erhielt mehrfach genug Platz für eine gefährliche Flanke – die allerdings selten auch zu solchen wurden. Meistens zeigten sich die Kieler Verteidiger eher unbeeindruckt und klärten stark per Kopf.
Tore, Tore, Tore
Jetzt liegt es in den Händen der MSV-Kicker zu zeigen, dass sie auch in Drucksituationen funktionieren. Die Tabellenführung wackelt so stark, wie seit langem nicht mehr, aber sie hält. Einen ungewissen Faktor spielen die Nachholpartien der Sportfreunde Lotte, aber selbst bei voller Punkteausbeute für die Nachzügler bleibt der MSV Duisburg mindestens zwei Zähler vor dem dritten Rang, sogar sechs Punkte vor dem Vierten – sieben, wenn der Abzug beim VfR Aalen amtlich wird. Gewinnt Kiel sein Nachholspiel, sieht die Situation noch etwas lockerer aus. Deswegen bleibt die oberste Regel in Duisburg, dass jetzt erst einmal Ruhe bewahrt werden sollte. Die Partie gegen Holstein Kiel war eine deutliche Steigerung in der Spielweise im Vergleich zu Wiesbaden. Was dem MSV jetzt allerdings helfen würde, wären Tore, Tore, Tore. Es ist schön, dass sich die bisher erzielten 29 Treffer auf die ganze Mannschaft gleichmäßig verteilen, aber das nutzt dem Team nichts, wenn sie – zum zweiten Mal in dieser Saison – vier Spiele in Folge ohne eigenes Tor bleiben. Das zu erwähnen ist allerdings kaum nötig, denn keiner wird das besser wissen als Ilia Gruev.
Deswegen müssen die Fans nun Geduld beweisen und dem Team ihr Vertrauen schenken, damit sich diese mithilfe der Unterstützung von den Rängen wieder aus ihrem Tief herausspielen. Denn nur zur Erinnerung: Nach der letzten 400-Minuten-Flaute gab es gleich zehn Spiele ohne Niederlage.