Erfurt: Einer geht noch, einer geht noch rein
Wer das singt, der hat bei Rot-Weiß Erfurt schlechte Erfolgsaussichten. Üblicherweise nach einer Führung angestimmt, in Erwartung weiterer Tore – die aber bei den Thüringern nicht fallen wollen. Seit September 2016 hat RWE insgesamt sieben Siege eingefahren, sieben Mal lautete das Endergebnis 1:0. Minimalismus pur, dieser aber wird verdächtig effizient betrieben.
Die effizientesten Teams der Liga im direkten Duell
Denn: Erfurt rückt dem Klassenerhalt aktuell von Tag zu Tag näher. Sechs Punkte aus zwei Spielen sorgen schon jetzt für eine erfolgreiche englische Woche, das Auswärtsspiel beim MSV Duisburg ist zunächst einzig und allein als Bonusspiel zu betrachten. Und wenn es doch nur wieder ein 1:0 wäre! Dieses Ergebnis ist im Übrigen alles andere als unwahrscheinlich, denn Rot-Weiß stellt mit 22 Treffern die schwächste Offensive der Liga dar, hat aber einen umso bemerkenswerteren Schnitt von 1,59 Punkten pro Tor (!) aufzuweisen. Toppen kann das nur ein Verein – richtig, der MSV Duisburg höchstpersönlich. Der steht mit 29 Treffern nach 27 Spielen tatsächlich an der Tabellenspitze, 47 Punkte weisen die Meidericher auf. Bedeutet nach Adam Riese einen Schnitt von 1,62 Punkten pro Tor, das kann kein anderer Profiverein in Deutschland übertreffen. Zum Vergleich: Der FSV Frankfurt weist mit 0,93 Punkten pro selbst erzieltes Tor die schwächste Bilanz in der 3. Liga auf.
Eine hochinteressante Gemengelage
Zurück zum sportlichen Tagesgeschäft, denn das bringt eine interessante Gemengelage hervor: So hat Rot-Weiß Erfurt mit nunmehr 35 Punkten plötzlich selbst den Relegationsrang in Richtung 2. Bundesliga im Sichtfeld, während die Abstiegsplätze vorerst mit sieben Punkten Abstand weit genug entfernt scheinen. "Problem" nur: RWE hat keine Zweitliga-Lizenz beantragt, beschäftigt sich aber ohnehin nicht mit dem Aufstieg. Und der MSV Duisburg? Der steht unter Druck! Vier Sieglos-Spiele in Folge, vier Torlos-Spiele in Folge – der erhoffte Selbstläufer scheint der direkte Wiederaufstieg nicht zu werden, ganz im Gegenteil: Nun befinden sich die Zebras am Scheideweg der Saison und müssen unter Beweis stellen, dass sie die nötige Reife eines Spitzenteams besitzen. Wird das Team von Ilia Gruev noch einmal unruhig oder kann es die leichte Verunsicherung sofort abschütteln? Auch für Neutrale steht am Samstagnachmittag ein hochinteressantes Duell bevor.
Wieder muss Carsten Kammlott passen
"Wir haben mit dem MSV Duisburg eine Mannschaft vor der Brust, die mit Abstand die Beste in der 3. Liga ist“, stellte Erfurts Coach Stefan Krämer auf der Pressekonferenz jedoch sogleich klar, um danach aber selbstbewusst zu formulieren:"„Auch wir können für jeden Gegner in dieser Liga unangenehm sein, und das wollen wir nach zwei Siegen in Folge in Duisburg umsetzen.“ Während Jannis Nikolaou aufgrund einer Gelb-Sperre ausfallen wird, kehrt Liridon Vocaj möglicherweise positionsgetreu nach Ablauf seiner Zwangspause ins Aufgebot zurück. Handicap bleibt das Fehlen von Carsten Kammlott im Sturm, "mit dem wir frühestens gegen Mainz 05 II wieder rechnen können“, stellte Krämer klar. Gegen den VfL Osnabrück sorgte Routinier Daniel Brückner für das Tor des Tages – wer gegen Duisburg diese Rolle übernehmen kann, ist noch unklar. "Wir brauchen mehr als ein Quäntchen Glück, aber alle brennen auf dieses Spiel“, freut sich der Trainer. Ein Punkt, oder gar ein Sieg? Es bleiben Bonuspunkte, die Erfurt aber gerne für sich verbuchen würde.