Emotionalstes Comeback der Saison rehabilitiert Osnabrück
Es gibt diese Momente, die über eine ganze Spielzeit entscheiden können. Der VfL Osnabrück erlebte eine dieser Sequenzen, die Regisseure nicht besser in Drehbüchern hätten formulieren können, am Samstagnachmittag auswärts bei Jahn Regensburg: In allerletzter Sekunde drehte die Elf von Trainer Joe Enochs einen Rückstand noch in einen Auswärtssieg beim direkten Konkurrenten – plötzlich ist der VfL wieder mittendrin im Geschäft.
Unglücklicher Gegentreffer schrumpft Chancen
Was für eine Energieleistung boten die Akteure des VfL an diesem 29. Spieltag! Es schien geradezu, als wolle sich das Team nicht nur für die enttäuschenden letzten Wochen entschuldigen, sondern auch für den zahlreich mitgereisten Anhang aus Niedersachsen bedanken: Knapp 1.500 Fans werden es wohl gewesen sein, die maßgeblich zum Regensburger Drittliga-Rekord in puncto Zuschauern mithalfen und vor einer Kulisse von über 10.000 Besuchern für Zweitliga-Atmosphäre sorgten. Dass jene Träume von höheren Spielklassen auch sportlich weiterleben, danach sah es auf dem Rasen zunächst jedoch nicht aus. Der Grund: Erik Thommy hatte die Gastgeber mit einem abgefälschten Ball in Führung gebracht. Bis dahin war das Enochs-Team nicht schlechter, und irgendwie passte es zur Krise auf fremden Plätzen, dass dieses ausgeglichene Spiel zunächst in Richtung der Ostbayern kippte – obgleich Kwasi Wriedt nach sechs sowie 31 Spielminuten sogar richtig dicke Möglichkeiten besessen hatte.
VfL will nicht nur einen Punkt in Regensburg
Dann aber startete die zweite Halbzeit und Osnabrück stürmte mit noch mehr Engagement und Wille auf das SSV-Tor zu. Die Devise: Macht es wie im Hinspiel, als Regensburg nach Rückstand noch drei Punkte aus Osnabrück entführen durfte. Und der VfL arbeitete sich heran, verzeichnete immer wieder teils hochkarätige Chancen – zunächst wollte das Leder noch nicht über die Linie. Dann die Erlösung: Ahmet Arslan, vor wenigen Sekunden noch eingewechselt, stand recht frei im Strafraum und köpfte zum 1:1-Ausgleich (78.), schon wieder ein Kopfballtreffer des kleinen und wuseligen Offensivspielers. Die Enochs-Mission "Wir wollen einen Punkt holen“, stand kurz vor dem Abschluss, wurde dann aber über Bord geworfen – drei Zähler hören sich schließlich dreimal so gut an! Wriedt setzte sich kurz vor dem Abpfiff noch einmal entschlossen im Strafraum durch, beförderte den Ball in die Maschen (89.). Alles Weitere ging im kollektiven Jubel schlichtweg unter.
Defensiv stark und vorne mit großem Willen
Dieser Sieg war verdient, dieser Sieg war ein Erfolg der Moral und des mannschaftlichen Zusammenhalts – und wie dieser zustande gekommen war, das interessierte nach Spielende dann auch niemanden mehr: Der VfL Osnabrück ist zurück! Und er nimmt wahnsinnig wichtige Erkenntnisse aus diesem Auswärtsspiel mit. Nämlich: Die Defensive kann auch in der Fremde sicher stehen, allen voran in der zweiten Halbzeit. "Wir haben überhaupt keine Torgefahr mehr entwickeln können“, stellte etwa Jahn-Coach Heiko Herrlich fest – allein das ist als großes Kompliment für die Lila-Weißen aufzufassen, bei denen in der Rückrunde die Abstimmung längst nicht immer funktioniert hatte. Zeitgleich belohnte sich die ganze Mannschaft für ihren großen Aufwand und dürfte damit die Krise endgültig abgeschüttelt haben. Der VfL ist Dritter, der VfL ist wieder mitten im Rennen – nichts Anderes zählt. Ein weiteres verrücktes Kapitel der 3. Liga könnte seinen Lauf nehmen.