Erst abgezockt, dann verzockt: Chemnitz unter Druck

Der Chemnitzer FC steht vor der Freitagspartie beim 1. FSV Mainz 05 II unter Druck. Nach der 2:3 (1:1)-Heimniederlage gegen den MSV Duisburg wäre eine neuerliche Pleite doppelt problematisch. Der Aufstiegsplatz würde in weite Ferne und die Abstiegsränge immer näher rücken.

Philip Türpitz trifft doppelt – MSV überrumpelt Conrad & Co.

Der Blick auf die Rückrundentabelle lässt alle Alarmglocken schrillen. Nur 11 von 30 Punkten und ein Torverhältnis von 13:16 – diese Ausbeute würde auf die Saison hochgerechnet den Abstieg zur Folge haben. Selbst ohne diese Rechenspiele ist die aktuelle Tendenz meilenweit von den eigenen Ansprüchen entfernt. Dabei war in vielen Spielen mehr drin. Auch gegen Ligaprimus MSV Duisburg. Das 0:1 durch einen Konter über Andreas Wiegel (23.) konnte Philip Türpitz mit einem schlitzohrigen Freistoß (41.) und per Abstauber (52.) drehen. Statt nun auf Spielkontrolle bedacht zu sein, wollte CFC-Trainer Sven Köhler das 3:1 erzwingen und nahm Björn Jopek vom Platz. Die Strafe folgte auf den Fuß: Duisburg konterte die Gastgeber eiskalt aus und kam über Simon Brandstetter zum Ausgleich (67.). Wieder offenbarte die Abwehr um Kapitän Kevin Conrad ein schlechtes Stellungsspiel und ließ sich durch einen langen Ball überspielen. Ganz bitter: Kingsley Onuegbu wendete kurz darauf nach Stellungsfehler von Florian Hansch das Blatt zu Gunsten der Zebras (73.). Bei den Chemnitzern war nun die Luft raus.

Spielerwechsel halfen niemanden

"Wir hatten vor dem 2:2 die Chance zum 3:1, als Björn Jopek abschließt und nicht die mitlaufenden Fink und Frahn bedient“, haderte Sven Köhler. Die klare Spielerkritik ist interessant, denn kurz nach dieser eigensinnigen Einlage von Jopek, ersetzte Köhler den Sechser durch Hansch (64.). Damit tat der 51-Jährige aber niemanden einen Gefallen. Anstatt die zentrale Mitte mit Jopek und Tim Danneberg beizubehalten und positionsbezogen zu wechseln, entschied sich Köhler für den Wechsel offensiv für defensiv. Der Schuss ging nach hinten los, denn damit wurde die ohnehin schon wacklige linke Außenbahn weiter entblöst. Schon das 0:1 wurde über das linke Halbfeld eingeleitet. Die entscheidenden Angriffe zum 2:2 und 2:3 wurden ebenfalls über diese CFC-Seite vorgetragen. In Osnabrück war es genau anders herum, da kamen die entscheidenden Angriffe über rechts. Beide Male standen mit Hansch (Duisburg) und Tom Baumgart (Osnabrück) unerfahrene Spieler auf der Außenbahn, denen mit Alexander Bittroff (Duisburg) und Julius Reinhardt (Osnabrück) überforderte Routiniers zur Seite gestellt wurden. Mit dieser Kombination hat CFC-Coach Köhler drei Dinge erreicht. Er verbrennt junge Spieler, demontiert erfahrene Recken und führt die Mannschaft nicht zum Erfolg.

Defensive ein Flickenteppich

Mit 39 Gegentoren in 29 Spielen kann man keine Spitzenposition einnehmen. Nur Regensburg (39) steht bei einer gleich anfälligen Defensive besser da. Zwickau (39), Köln (41), Mainz (43) und Paderborn (48) sind dagegen hinter Chemnitz positioniert. Wo liegt das Problem? Die Ausfälle von Tom Scheffel, Marc Endres und Jamil Dem wiegen schwer, wären trotzdem zu kompensieren gewesen. Scheffel zog sich bereits in der Vorsaison einen Kreuzbandriss zu. Adäquater Ersatz hätte in der Sommerpause verpflichtet oder aufgebaut werden können. Ebenso verhält es sich bei Marc Endres, der bereits über weite Strecken der Hinrunde ausgefallen ist. Und so bitter der Ausfall von Jamil Dem ist, der hochveranlagte 24-jährige Berliner ist gelernter Sechser und nicht Innenverteidiger. Viel mehr hat es das Trainerteam versäumt, das vorhandene Personal, vorrangig Emmanuel Mbende und Jan Koch aufzubauen. Stattdessen wurde ein überforderter Julius Reinhardt zum Abwehrspieler umfunktioniert – eine Rolle die der Rückkehrer nicht drittligatauglich ausfüllen kann – oder mit Berkay Dabanli in der Winterpause ein neuer Innenverteidiger verpflichtet, der bisher nicht unterstreichen konnte, dass er seinen Anteil am Zweitliga-Aufstieg haben kann.

   

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