Lotte taumelt, Atalan enttäuscht: Die Krise nimmt Formen an
Dieses Gefühl kannten die Sportfreunde Lotte lange nicht mehr: Es scheint sich eine echte Krise anzubahnen, denn die Rückrunde verläuft schon seit einigen Wochen überhaupt nicht mehr nach Plan. Das 0:3 bei Fortuna Köln bedeutete nicht weniger als den negativen Höhepunkt einer sieben Ligaspiele andauernden Tor- und Ergebnisflaute.
Zwei Gegentore in Überzahl
Wohin führt der Weg für die SF Lotte in dieser Spielzeit noch? Die Highlights sind zum Großteil gespielt, das Wunder DFB-Pokal ist vorbei. Der Alltag ist eingekehrt, und mit diesem kommen die Sportfreunde aktuell offenbar nicht wirklich klar. "Wir brauchen wieder diese dreckigen Siege“, stellte Nico Granatowski bereits nach der 0:1-Niederlage bei Preußen Münster klar. In Köln sollte eine Antwort erfolgen, die aber in bitterer Ernüchterung endete: Eine deutliche 0:3 (0:1) -Auswärtsniederlage lässt den Blick endgültig nach unten richten. Kristoffer Andersen vor dem Seitenwechsel sowie Markus Pazurek und Selcuk Alibaz in den zweiten 45 Minuten sorgten für klare Verhältnisse, für Lotte dagegen war es ein kleines Debakel. Torschütze Andersen hatte schließlich kurz nach Wiederanpfiff die Gelb-Rote Karte gesehen, die SFL fast eine komplette Halbzeit in Überzahl gespielt und dennoch zwei weitere Gegentore kassiert. Das Sahnehäubchen auf frustrierenden vier Wochen.
Atalan niedergeschmettert
Und als würde das nicht reichen, griff auch Trainer Ismail Atalan nach Spielende zu drastischen Formulieren, besonders die letzten 30 Minuten hatten ihn erschrocken. "Das war aus meiner Sicht eine äußerst kritische, ja gerade schon niederschmetternde Spielphase", so der 37-Jährige, dem kurz die Worte fehlten. "Ich bin ziemlich ratlos und weiß nicht, was ich sagen soll. Fortuna Köln musste gar nicht mehr viel investieren, um gegen uns zu gewinnen – dabei waren wir in der Überzahl", fasste Atalan auf der Pressekonferenz das Leid zusammen. "Seitdem ich hier in Lotte bin, gab es das noch nicht, so eine Harmlosigkeit am Ende", wurde Atalan deutlich und griff sogar seine eigenen Spieler an. "Wir werden immer ein Verein genannt, der Fußballern eine zweite Chance gibt. Jetzt weiß ich, warum manche meiner Spieler bei anderen Klubs versagt haben.“ Harte und deutliche Worte – fast wollte sein Kollege Uwe Koschinat dies noch korrigieren, ihn beruhigen. Lotte darf jetzt nicht die Nerven verlieren.
Nicht nervös machen lassen – wenn das so leicht wäre…
Dass acht torlose Pflichtspiele zunehmend am Gemüt zerren, ist offensichtlich. Vom freudig frechen Aufsteiger ist kaum noch etwas übriggeblieben – in dieser Saison schafft es nun einmal kein Team der 3. Liga ohne eine Schwächephase bis zum Endspurt, diese Erfahrung wird nun auch im Tecklenburger Land gemacht. Noch beträgt der Abstand nach unten hin satte neun Punkte, die aber als Ruhepolster nicht mehr ausreichen. Schließlich wartet nun mit dem FSV Zwickau das Team der Rückrunde, dann reist Lotte zum Achtzehnten nach Paderborn. Im Worst Case ist der Abstand schon in zwei Wochen auf drei Pünktchen geschrumpft, die gesammelten 42 Zähler könnten nicht für den Ligaverbleib ausreichen. Schwarzmalerei ist noch verfrüht, aber die Sportfreunde Lotte müssen sich allmählich berappeln. Ein benötigter Sieg aus sechs Spielen erscheint trotz aller Krisengedanken mehr als realistisch.