4:0! Aalen spielt wie ein Aufsteiger und sichert sich den Klassenerhalt
Kein Spieltag vergeht ohne die beißende Ironie, die rund um den VfR Aalen mit jedem positiven Ergebnis weiter zunehmen wird: Beim souveränen und deutlichen 4:0-Erfolg über den SC Paderborn spielte die Elf von Trainer Peter Vollmann nicht zum ersten Mal in diesem Jahr wie ein echter Aufstiegskandidat. Immerhin wurde am Samstag der letzte Schritt zum Klassenerhalt bewältigt.
Die Führung aus dem Nichts
41 Zähler hatte der VfR abzugsbereinigt auf dem Konto, 33 der SC Paderborn – eine Niederlage hätte womöglich nochmals kleine Abstiegssorgen hervorgerufen. Aber der Samstagnachmittag glich zumindest in der zweiten Halbzeit einer echten Demonstration, nachdem Aalen einige Anlaufschwierigkeiten besessen hatte. "Die erste Halbzeit war schwach, da hätten wir auch in Rückstand geraten können“, haderte Erfolgscoach Vollmann auf der Pressekonferenz nach Spielende. "Wir hatten das Glück auf unserer Seite“, so der Aalener Übungsleiter, während Gegenüber Stefan Emmerling – der am Tag nach der herben Klatsche von seinen Aufgaben entbunden wurde – von zu wenig Durchschlagskraft bei seinem SC Paderborn sprach. Die Strafe verteilte Aalen in den letzten Zügen der ersten Spielhälfte: Fabian Menig stocherte aus dem Gewühl fröhlich auf den Ball und beförderte ihn irgendwie ins Tor (45.).
Vollmann nimmt zwei erfahrene Leute vom Feld
Keine Frage, das machte die schlechten ersten 45 Minuten nur geringfügig besser. Daher griff Peter Vollmann zu ungewohnten Mitteln und nahm trotz Führung einen Doppelwechsel vor – mit Mika Ojala und Matthias Morys mussten zwei Offensivspieler vom Platz. Die ehrliche Begründung: "Manchmal sind personelle Wechsel doch die besten, und bei diesen zwei Spielern hatte ich das Gefühl, dass sie mehr mit sich selbst gehadert haben“, so der VfR-Trainer. Die jungen Yannick Deichmann und Steffen Kienle kamen aufs Feld – für die Erhöhung des Vorsprungs sorgte aber nach teils haarsträubenden Paderborner Fehlern Gerrit Wegkamp per Doppelpack (56./67.). Deichmann war schließlich der Schlusspunkt in der Schlussminute vorenthalten – die zu deutliche Krönung einer starken zweiten Halbzeit, die den schwachen Beginn fast vergessen machte. Der Klassenerhalt sollte endlich perfekt sein, so lautete die wichtigste Botschaft vom Wochenende.
Wegkamp: "Auch das ist eine Qualität…"
Die Spieler selbst konstatierten gegenüber dem Vereins-TV aber wahrheitsgemäß: "Wir haben uns zunächst schwergetan“, wie es etwa Doppeltorschütze Wegkamp formulierte. Er erkannte jedoch auch: "Es ist eine Qualität, sich für den Kampf in einem schwächeren Spiel zu belohnen.“ Verteidiger Robert Müller sprach von lauten Worten in der Kabine – "dann haben sich alle gesteigert. Das haben wir gebraucht!“ Die Belohnung ist in der Tabelle zu erkennen: Aalen hat sich mit nunmehr 53 Punkten auf einen direkten Aufstiegsplatz katapultiert, umso mehr wird die Vereinsführung weiterhin verzweifelt versuchen, den Neun-Punkte-Abzug vor dem DFB-Bundesgericht abzuwenden. Verdient hätte sich dieser VfR Aalen den Aufstieg in die 2. Bundesliga allein aufgrund des grandiosen Verhältnisses von Aufwand und Ertrag allemal. Wahrscheinlicher bleibt dennoch das Szenario, dass die überragende Spielzeit "nur" mit einem Platz im Mittelfeld belohnt wird.