Rot-Weiß Erfurt: Vorsprung ausgebaut, aber gefühlt verloren
"Es wäre ein richtig großer Schritt, am Samstagnachmittag mit 41 Punkten dazustehen“, hatte Trainer Stefan Krämer einen frommen Wunsch schon auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Holstein Kiel formuliert. Lange sah es tatsächlich danach aus, doch nach Abpfiff standen die Thüringer lediglich mit mäßig gefüllten Händen auf dem Rasen und schauten bedröppelt drein. Was war geschehen?
Peitz zerstört die Siegesträume spät
Dominic Peitz, der Hüne aus dem defensiven Mittelfeld, war kurz vor Spielende wie bereits zahlreiche Male zuvor in Richtung einer Flanke emporgestiegen – dieses Mal aber passte Timing, Wucht und Präzision genau: Das Leder sprang an Torhüter Philipp Klewin vorbei ins lange Eck, der Favorit aus dem Aufstiegskampf nahm tatsächlich einen moralisch so wichtigen Punkt aus dem Steigerwaldstadion mit. Einzig Klewin war es gar zu verdanken, dass Erfurt in der Nachspielzeit nicht sogar noch den zweiten Gegentreffer direkt nach Wiederanpfiff fing – es wäre wohl der Worst Case gewesen, den RWE aber abwendete. Schließlich hatte die Krämer-Elf im ersten Durchgang noch selbst von einer Unachtsamkeit der Störche profitiert, Okan Aydin verwertete schlussendlich den Bock von Christopher Lenz – er hatte sich den Ball kurz vor dem eigenen Tor abluchsen lassen (26.). Mit dem 1:0-Vorsprung in der Halbzeitkabine war ein wichtiger Schritt bereits getan.
Klewin: "Es schmerzt sehr"
Schnell wendete sich jedoch das Blatt: Jens Möckel musste nach einem rustikalen Bodycheck und der zweiten Verwarnung des Tages schnell duschen (48.), eine korrekte Entscheidung. Spätestens ab dort war Erfurt logischerweise nur noch in der Verteidigung gefordert – lange sah es so aus, als würden die 1:0-Spezialisten diesen Vorsprung abermals über die Bühne bringen. "Es schmerzt sehr, denn wir hätten den Vorsprung heute auf acht Punkte ausbauen können“, musste dann auch Torhüter Klewin gegenüber dem MDR ehrlich eingestehen, denn: "Wir haben wieder einmal gut gestanden und gegen einen starken Gegner eine gute Leistung abgerufen.“ Immerhin wurde das Engagement nach den Niederlagen in Duisburg sowie in Magdeburg endlich mit etwas Zählbarem belohnt.
Solange Paderborn nicht punktet…
Und irgendwie hilft ja auch dieser eine Zähler bereits weiter: Der SC Paderborn kassierte zeitgleich eine 0:4-Niederlage beim VfR Aalen – der Abstand erhöht sich auf sechs Punkte und abermals wird deutlich, wie wichtig der Freistoßtreffer von Theodor Bergmann vor einigen Wochen wirklich war. Zwar kann Rot-Weiß am Mittwochabend im Falle eines Auswärtssieges von Werder Bremen II beim SV Wehen Wiesbaden wieder auf den viertletzten Platz abrutschen – an der Gesamtkonstellation ändert sich jedoch wenig: Erst muss Paderborn, das nun von Steffen Baumgart trainiert wird, eine Serie starten, vorher braucht sich Erfurt nicht fürchten. Für ein gelungenes Osterwochenende benötigt es am heutigen Montag einzig noch das zu erwartende Weiterkommen im Thüringenpokal: Sechstligist SC Weimar fordert die Mannen von Stefan Krämer, sollte aber trotz der Strapazen in Unterzahl gegen Kiel zu stemmen sein. Überlegen muss sich der Coach einzig eine Lösung für das kommende Heimspiel gegen Preußen Münster: Dann fallen mit Jens Möckel und Mario Erb gleich zwei Innenverteidiger gesperrt aus…