Strittige Szenen am 34. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Die rote Karte gegen Lucas Röser, der nicht gegebene Elfmeter für Magdeburg und der Strafstoß für Paderborn. Am 34. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de sechs strittige Szenen genauer angeschaut.

[box type="info"]Hintergrund: 25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Seit Februar 2015 hat er eine neue Aufgabe: Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab. [/box]

Szene 1: Lucas Röser (Sonnenhof Großaspach) geht von hinten in einen Zweikampf mit Piotr Cwielong (1. FC Magdeburg), trifft diesen an der Ferse und sieht von Schiedsrichter Christian Dietz glatt Rot. [TV-Bilder – ab Minute 4:25]

Babak Rafati: Röser läuft im Mittelfeld hinter Cwielong her und tritt ihm von hinten mit den Stollen, wie aus dem Nichts und ohne Not, unglücklich in die Achillesferse. Das ist eine rohe Spielweise. Aufgrund der Reaktionen der Spieler sieht man jedoch, dass dieser das gar nicht böswillig tut. Selbst Magdeburger Spieler trösten den fehlbaren Spieler. Wer allerdings die Gesundheit des Gegenspielers wie in dieser Szene derartig gefährdet, muss Rot sehen. Diese Entscheidung ist richtig. Auch gut, dass der Schiedsrichter sich die nötige Zeit nimmt, um dann final – womöglich auch nach einer eigenen Korrektur (zunächst Griff an die Brusttasche ) – eine richtige Entscheidung zu treffen.

Szene 2: Nach einem Schuss von Piotr Cwielong (1. FC Magdeburg) bekommt Marlon Krause (Sonnenhof Großaspach) den Ball im Strafraum an den Arm, das Spiel läuft weiter. [TV-Bilder – ab Minute 5:55]

Babak Rafati: In der letzten Woche gab es beim FCM-Spiel in Rostock eine ähnliche Szene, die aber anders einzuordnen ist. Nach dem Schuss von Cwielong, bekommt Krause den Ball aus kurzer Entfernung gegen den Arm geschossen. Dabei ist seine Körperhaltung natürlich, denn er dreht sich mit dem gesamten Körper vom Ball weg und der Arm geht im normalen Bewegungsablauf mit. Somit geht der Arm nicht zum Ball, sondern der Ball an den Arm. Daher liegt keine Absicht vor. Dabei hat der Großaspacher sogar den Blick gar nicht zum Ball gerichtet. Eine richtige Entscheidung des Schiedsrichters, in dieser Szene weiterspielen zu lassen.

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Szene 3: André Dej (Sportfreunde Lotte) berührt einen Schuss von Ben Zolinski mit der Hand, Schiedsrichter Johann Pfeifer entscheidet sofort auf Elfmeter. [TV-Bilder – ab Minute 1:18:25]

Babak Rafati: Die Position des Schiedsrichters kann man anhand der TV-Bilder zwar nicht erkennen, doch Dej bekommt den Ball von Zolinski aus sehr kurzer Distanz im eigenen Strafraum an die Hand geschossen. Dabei hat Dej eine absolut natürliche Körperhaltung, kann aufgrund der sehr kurzen Distanz gar nicht reagieren, sodass eine Absicht nicht vorliegen kann. Sein Bewegungsablauf ist fußballtypisch und der Arm wird nicht für die Vergrößerung der Körperfläche eingesetzt. Somit scheiden alle Kriterien für ein absichtliches Handspiel aus. Der Schiedsrichter selbst wird diesen Sachverhalt nach Studium der Fernsehbilder erkennen. Auf dem Platz, wie er signalisiert und mit seiner Körpersprache in der Außenwirkung verdeutlicht, hat er wahrgenommen, dass der Arm von Dej aktiv zum Ball geht. Dabei hat er sich offensichtlich geirrt. Hier hätte der Schiedsrichter weiterspielen lassen sollen. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor.

 

   

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