Meteoriteneinschlag SSV Jahn lässt den Drittliga-Dino wanken

Im Nachhinein ist man immer schlauer: Rot-Weiß Erfurt hätte am Freitagabend einen riesigen Schritt zum Klassenerhalt gehen können, war schlussendlich aber zu fast jedem Zeitpunkt des deutlichen 1:4 gegen Jahn Regensburg weit davon entfernt. Die Statistik färbt die Leistung schwärzer, als sie tatsächlich war – dennoch beginnt spätestens jetzt das große Zittern am Steigerwald.

Die Tabellensituation spitzt sich zu

Noch hat Erfurt alle Trümpfe in puncto Klassenerhalt in den eigenen Händen. Weil sowohl Werder Bremen II als auch der SC Paderborn in ihren Heimspielen nicht über ein 1:1-Remis hinauskamen, ist der Abstand auf die "Verfolger" lediglich um einen weiteren Punkt geschrumpft. Wie aber wird es sich am nächsten Spieltag verhalten? Dann bekommt Paderborn die längst geretteten Preußen aus Münster vor die Nase gesetzt, Bremen II reist zum quasi feststehenden Absteiger nach Frankfurt. Und Erfurt? Die müssen, die dürfen, die sollten sich bei Hansa Rostock wehren, um nicht noch böse überrascht zu werden. Wer zwei Spieltage vor dem Ende über dem Strich steht, der ist noch lange nicht gerettet – im Vorjahr erwischte es sowohl Energie Cottbus als auch die Stuttgarter Kickers noch. Ob sich RWE im Worst Case auch an dieses Heimspiel gegen Jahn Regensburg erinnern würde?

Slapstick-Tore und wenig Gegenwehr

Fassen wir zusammen: Eigentlich spielte Erfurt an jenem Freitagabend nicht unterirdisch schlecht, leistete sich aber in entscheidenden Momenten grobe Fehler. Der Start verlief wie gewohnt im Steigerwaldstadion ohne das größte Tempo, die übliche Abtastphase war in vollem Gange – dann folgte Erfurts erste Irrfahrt durch den Sechzehner, als Marco Grüttner ungehindert zum 1:0 einschieben durfte (11.). Erfurt reagierte in Form von Sebastian Tyrala, der eine punktgenaue Flanke zum Ausgleich verwertete (26.). Doch auch dieser Zwischenstand währte nicht lange: Jens Möckels Klärungsversuch ging schief, Regensburgs Jann George fiel das Leder vor die Füße – das 2:1 für den Aufstiegskandidaten, der aus der Regionalliga kam (30.). Nach der Pause kam es noch dicker: Tyrala schoss bei einem Freistoß Grüttner an, der frei aufs Tor zulief und über Umwege George fand, dieser schob zum 3:1 ein (75.) und als Grüttner schließlich ebenfalls den Doppelpack schnürte (79.), da war auch erster höhnischer Applaus zu hören.

Krämer kritisiert Teamleistung – und sich selbst

Trainer Stefan Krämer ging mit seinem Team anschließend härter als gewohnt ins Gericht: "Das war eine ganz schlechte Leistung, von Anfang an fahrig. Wir waren immer einen Schritt zu spät, das darfst du dir gegen so einen guten Gegner nicht erlauben“, so der 50-Jährige, der auch an sich selbst Kritik übte: "Für diese Leistung bin ich selbst verantwortlich. Irgendetwas muss falsch gelaufen sein, vielleicht auch in der Trainingsintensität – heute hat niemand wirklich frisch gewirkt“, konstatierte Krämer auf der Pressekonferenz am Freitagabend. Drei Tage später ist die erste Ernüchterung überwunden, noch immer kann Erfurt den Klassenerhalt aus eigener Kraft erreichen. Gegen Hansa Rostock muss jedoch ein völlig anderer Auftritt her, das dürfte jedem klar sein – immerhin wird dort der an vielen Ecken und Enden vermisste Mittelfeld-Wühler Liridon Vocaj aller Voraussicht nach wieder eine Option für die Startelf sein.

   

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